Heinrich Renard

deutscher Architekt

Heinrich Renard (* 10. August 1868 in Köln; † 6. November 1928 ebenda) war ein deutscher Architekt.

Originalskulptur des Heinzelmännchenbrunnens. Edmund und Heinrich Renard (1897 bis 1900) (Foto: 2007)

Familie Bearbeiten

Heinrich Renard war ein Sohn des Bildhauers Edmund Renard d. Ältere (1830–1905). Während sein Bruder Edmund sich für die Pflege und Erhaltung von Kunstwerken einsetzte und zum späteren rheinischen Provinzialkonservator avancierte, interessierte Heinrich sich für die Arbeit seines Vaters. Wie dieser, wollte er selbst schaffen und gestalten. So entstand vor der Jahrhundertwende ein Gemeinschaftswerk von Vater und Sohn, der Kölner Heinzelmännchen-Brunnen.[1]

Werdegang Bearbeiten

Renard studierte an der Baugewerkschule Köln, bei seinem Onkel Heinrich Wiethase sowie bei Max Meckel in Frankfurt am Main. Nach dem Tod seines Onkels im Jahr 1893 übernahm Renard dessen Kölner Architektur-Atelier, in dem in späteren Jahren Karl Band einer seiner Mitarbeiter wurde.

 
Marienkirche auf Berg Zion (2009)

Renard unternahm mehrere Studienreisen in den Nahen Osten. Er bereiste Ägypten, das zu dieser Zeit osmanische Syrien und die Region des damaligen Palästina. Das auf diesen Orientreisen gewonnene Wissen, gepaart mit fachlicher Kompetenz, veranlassten wohl den deutschen Kaiser Wilhelm, Renard mit einem Bauprojekt im Heiligen Land zu betrauen. Die von Renard für Jerusalem entworfenen Bauwerke wie das der Marienkirche auf dem Berg Zion sowie das „Deutsche Paulushospiz“ wurden 1910 vollendet. Diese Arbeiten werden heute als seine bedeutendsten Werke angesehen.

Renard, dessen Wirken in der Zeit des Späthistorismus Wilhelminischer Prägung (siehe Artikel Heimatschutzarchitektur) seinen Höhepunkt fand, entwarf zahlreiche überwiegend katholische Kirchenbauwerke. Diese schuf er vor allem in Köln und der Region der damaligen preußischen Rheinprovinz. Renard entwarf Kirchenausstattungen, aber auch einige Krankenhäuser. Darüber hinaus betätigte er sich als Gutachter für kirchliche Bauten, und in einigen Fällen als deren Restaurator.[2]

1897 erfolgte Renards Ernennung zum Kölner Erzdiözesanbaumeister (zusammen mit Franz Statz) durch Kardinal Krementz und 1910 schließlich sein Aufstieg zum Diözesanbaurat, ernannt durch Kardinal Schulte.[3] In seinem letzten Lebensabschnitt wandte er sich auch der Politik zu, 1920 wurde er Kölner Stadtverordneter.

Werk Bearbeiten

Entwürfe zu Sakralbauten Bearbeiten

Jahr Bild Ort Objekt Bundesland Kommentar
1899–1902   Köln-Kalk St. Joseph Nordrhein-Westfalen
1900   Wolsdorf (Sieg) St. Dreifaltigkeit Nordrhein-Westfalen
1906   Bad Godesberg Herz-Jesu-Kirche Nordrhein-Westfalen [4]
1906–1907   Borschemich St. Martinus Nordrhein-Westfalen Die Kirche wurde am 23. November 2014 profaniert und im Februar 2016 abgerissen, da sie dem Tagebau Garzweiler weichen musste.[5]
1907–1909   Dudeldorf St. Maria Königin Rheinland-Pfalz
1910   Jerusalem Marienkirche auf dem Sion Israel
1921 Köln-Mülheim St. Antonius Nordrhein-Westfalen Mit dem Bau wurde schon früher begonnen, 1921 wurde die Kirche geweiht.
1923   Ueß St. Luzia Rheinland-Pfalz
1926   Hamburg-Harvestehude St. Elisabeth Hamburg Zusammen mit Josef van Geisten[6]
1926–1927   Köln-Humboldt/Gremberg St. Engelbert Nordrhein-Westfalen Zusammen mit Josef van Geisten
1927   Kloster Rulle Klosterkirche St. Johannes Niedersachsen
1927–1928   Widdig St. Georg Nordrhein-Westfalen

Restaurierungen / Erweiterungen Bearbeiten

Jahr Bild Ort Objekt Bundesland Kommentar
1894   Düsseldorf-Gerresheim Basilika St. Margareta Nordrhein-Westfalen
1895–1896   Agathaberg St. Agatha Nordrhein-Westfalen
1898   Aachen St. Adalbert Nordrhein-Westfalen Wiederherstellung nach Plänen von Heinrich Wiethase
1901–1902   Erkrath St. Johann Baptist Nordrhein-Westfalen Neuromanische Erweiterung
1904–1906   Köln-Lindenthal Alt St. Stephan (Krieler Dömchen) Nordrhein-Westfalen Sanierung
1907   Köln St. Georg Nordrhein-Westfalen Sanierung
1915   Düren Marienkirche Nordrhein-Westfalen Anbau eines neuen Westbaus in neugotischen Formen. Bis auf die unteren Turmgeschosse am 16. November 1944 zerstört.
1921–1922   Wanderath St. Valerius Rheinland-Pfalz Erweiterung[7]
19??   Siegburg Abtei Michaelsberg Nordrhein-Westfalen

Ausstattungen Bearbeiten

Profanbauten Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Heinrich Renard wurde mit dem Roten Adler-Orden IV. Klasse und dem ab 1909 verliehenen Ölberg-Kreuz geehrt.

Literatur Bearbeiten

  • Handbuch des Erzbistums Köln, verschiedene Auflagen, AFK, CR I 4.1
  • Robert Steimel: Kölner Köpfe. Köln 1958, Sp. 338.
  • Ulrich S. Soenius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen-Lexikon. Greven, Köln 2007, ISBN 978-3-7743-0400-0.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Heinrich Renard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Info Stadtmuseum Köln
  2. Robert Steimel: Kölner Köpfe.
  3. Handbuch des Erzbistums Köln
  4. Herz-Jesu-Kirche in Bonn-Bad Godesberg auf den Seiten der Kirchengemeinde St. Andreas und Evergislus, zuletzt abgerufen am 15. August 2011
  5. Andreas Speen: Borschemich: Abriss der St. Martinus-Kirche. In: RP ONLINE. Abgerufen am 21. Februar 2016.
  6. St. Elisabeth auf den Internetseiten der Stadt Hamburg (Auswahl denkmalgeschützter Gebäude), zuletzt abgerufen am 15. August 2011
  7. Pfarrkirche St. Valerius in Wanderath, abgerufen am 4. August 2013
  8. Der Heinzelmännchen-Brunnen in Köln. In: Baugewerks-Zeitung 33, 1901, S. 707f; Judith Breuer: Der Heinzelmännchenbrunnen in Köln. Beinahe ein Nachruf. In: Kölner Domblatt. Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins. 23. Folge 2018, S. 261–271, insbes. S. 264–267