Heinrich Justus Ludwig Schlemm

(1724-1790), deutscher Jurist, Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Kammermeister der Welfen

Heinrich Justus Ludwig Schlemm[1] (Namensvarianten auch zum Beispiel Heinrich Just Ludwig Schlemm[2] oder Justus Ludwig Heinrich Schlemm;[3] geboren 9. November 1724 in Sankt Andreasberg im Harz; gestorben 13. April 1790[2][Anm. 1] in Hannover)[2] war ein deutscher Jurist[4] und Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Kammermeister[3] des Welfenhauses.[5]

Das von den zehn Kindern gestiftete monumentale Grabmal der Schlemms auf dem Neustädter Friedhof am Königsworther Platz

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Justus Ludwig Heinrich Schlemm wurde in die Familie Schlemm hineingeboren als Sohn des Harzer Bergsekretärs Johann Christian Schlemm (1687–1778) und dessen aus Münden stammender Ehefrau Anna Sophie Spangenberg (1696–1759), Tochter des Clausthaler Arztes Johann Friedrich Wilhelm Spangenberg.[2]

Er heiratete am 29. November 1754 in Sandesneben im Herzogtum Sachsen-Lauenburg die Dorothea Elisabeth Höcker (geboren am 22. Januar 1735 in Neuhaus an der Elbe; gestorben am 1. Mai 1745 in Hannover), Tochter des Neuhauser Bürgers und Kaufmanns Johann Christian Höcker und der aus Boizenburg stammenden Johanna Dorothea Runge (geboren 1719), die nach dem Tod ihres ersten Ehegatten in zweiter Ehe den Amtmann Christian Siewert zu Lauenburg geheiratet hatte.[2]

Das Ehepaar Schlemm hatte mindestens zehn Kinder, die ihre Eltern überlebten:[5]

  • Johann Just Friedrich Schlemm (1758–1808), Hofkornschreiber und Salzzöllner in Lüneburg; verheiratet
    • in erster Ehe mit Elisabeth Regina Chappuzeau[2]
    • in zweiter Ehe mit Ulrike Chappuzeau[2]
  • Anton Schlemm (1757–1782), Amtsauditor zu Syke[2]
  • Eleonore Schlemm (1760–?), verheiratet
    • 1771 in erster Ehe mit dem Amtsadvokat Gottlieb Justus Wagner[2]
    • in zweiter Ehe mit dem Hoffaktor Thierry[2]
  • Louise Magdalene Schlemm (1764–1842), verheiratet mit dem Bremer Postmeister Georg August Ebell[2]
  • Amalie Schlemm (1766–1851), 1787 verheiratet mit dem Hof- und Kanzleirat Johann Friedrich von Kaufmann[2]
  • Charlotte Friederike Schlemm (1769–1851), verheiratet mit dessen Bruder, dem Amtsassessor zu Stolzenau von Heinrich Christian Dietrich Kaufmann (1760–1796),[2]
  • Sophie Schlemm[2] (getauft 18. Januar 1771 in der Schlosskirche Hannover; gestorben am 22. Dezember 1852 in Linden), verheiratet am 19. Mai 1792 in der hannoverschen Schlosskirche mit dem Königlich Hannoverschen Hofrat Friedrich Pauer;[6]
  • Henriette Schlemm (1772–1826) heiratete am 9. April 1795 den Dr. jur. utr. Hof- und Kanzleirat Georg Dommes
  • Dorothée Schlemm (1775–?) ehelichte den Amtsassessor von Finckh.[2]
  • Antoinette Schlemm (1778–?) heiratete 1803 den Amtmann zu Wetzlar Georg Buff.[2]
  • Eleonore Magdalena (geboren 1780) ging die Ehe mit dem Amtmann zu Lauenburg Rudolf Chappuzeau (1769–1817) ein.[2]

Werdegang Bearbeiten

Justus Ludwig Heinrich Schlemm wurde zur Zeit des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg während der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover geboren als Sohn des Harzer Bergsekretärs Johann Christian Schlemm,[2] der mit dem Abbau von Silber und mit der Clausthaler Münzstätte in Verbindung stand. Da die Clausthaler Münze unter der Oberhoheit der Welfen stand, hatte Schlemm schon in seiner Jugend Umgang mit anderen Hofbeamten monarchischer Staaten.[5]

Er immatrikulierte sich im Jahr 1737 und besuchte von 1741 bis 1744 die Georg-August-Universität Göttingen. Dort disputierte er öffentlich am 11. April 1742 sowie am 17. Februar 1744.[2]

Ebenfalls 1744 trat er in Hannover die Stelle des Auditors im hannoverschen Rathaus an.[2]

Rund zwei Jahre später wurde Schlemm zunächst Sekretarius adjunkt und am 7. März 1748 zum Kammersekretär extraordinaire bestallt. Am 6. Juni 1752 wurde er durch Bestallung aus dem britischen St James’s Palace in London[2] durch George II., König von Königreich Großbritannien und Irland sowie Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg[7] zum Kammersekretär ernannt.[2]

Nach seiner Hochzeit mit der Bürgers- und Kaufmannstochter Dorothea Elisabeth Höcker 1754 in Lauenburg wurde Schlemm am 23. Februar 1773 schließlich zum Kammermeister der Welfen ernannt.[2] In dieser Position oblag ihm unter anderem die Aufsicht über die fürstliche Vorrats- und Schatzkammer des Hauses Hannover.[5]

Nach dem Tod von Schlemm und dessen Ehefrau stifteten ihre zehn überlebenden Kinder den Eltern das monumentale Grabmal auf dem Neustädter Friedhof am Königsworther Platz vor Hannover.[5]

Schriften Bearbeiten

  • Bey der Dieterich- und Schlemmischen Verbindung welche den 1sten Junius 1741. in Harste vergnügt vollzogen wurde sollten durch nachgesetzte Ode ihren Glückwunsch gehorsamst abstatten der Jungfer Braut ergebenste Diener und Vettern Johann Wilhelm und Heinrich Just Ludewig Schlemm der Rechten Beflissene, Goettingen: gedruckt bey Abram Vandenhoeck Universitäts Buchdrucker., 1741; Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
  • Dissertatio de falsa probatione processus provocatorii ex iure Romano ... quam ... praeside Christ. Frid. Georg. Meister ... defendet Henr. Iust. Lud. Schlemm, aut., Gottingae: Vandenhoeck, 1742; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Dissertatio juridica de avctoritate arbitrii ex compromisso, vim rei ivdicatae habentis ... quam ... praeside Ge. Henr. Ayrero ... publice defendet auctor Henricus Iustus Ludov. Schlemm, Gottingae: Schulzius, 1744; Digitalisat durch das Münchener Digitalisierungszentrum

Archivalien Bearbeiten

Archivalien von und über Justus Ludwig Heinrich Schlemm finden sich beispielsweise

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Davon abweichend wurde in der Inschrift auf Schlemms Grabmal das Geburtsjahr 1725 sowie in einer Friedhofsbeschreibung wohl versehentlich das Sterbejahr 1770 genannt; siehe Silke Beck, Nadine Köpper, Claudia Wollkopf (Red.), Angelika Weißmann (Text): Ein Spaziergang zu bedeutenden Grabmalen ... Justus Ludwig Heinrich Schlemm und Ehefrau Catharina Sophie Schlemm, geb. Höcker, in dies.: Der ehemalige Neustädter Friedhof. Ein Gartendenkmal von stadtgeschichtlicher Bedeutung, Broschüre mit Erläuterungen und Faltplan, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover - Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Hannover: Qubus media (Druck), 2021, v. a. S. 41; als PDF-Dokument von der Seite hannover.de

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Deutsches Geschlechterbuch. Genealogishes Handbuch Burgerlicher Familien, Bd. 129, S. 518, 578; Google-Books
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Joachim Lampe: Schlemm, Heinrich Justus Ludiwg (AT 176) sowie Ahnentafel 176, in ders.: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714 - 1760 ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 24) ( = Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2), Bd. 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963, S. 43–44, 412–413; Google-Books
  3. a b Inschrift auf dem Grabmal des Ehepaares Schlemm
  4. Angaben zur Hochschulschrift von 1742
  5. a b c d e Silke Beck, Nadine Köpper, Claudia Wollkopf (Red.), Angelika Weißmann (Text): Ein Spaziergang zu bedeutenden Grabmalen ... Justus Ludwig Heinrich Schlemm und Ehefrau Catharina Sophie Schlemm, geb. Höcker, in dies.: Der ehemalige Neustädter Friedhof. Ein Gartendenkmal von stadtgeschichtlicher Bedeutung, Broschüre mit Erläuterungen und Faltplan, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover - Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Hannover: Qubus media (Druck), 2021, v. a. S. 41; als PDF-Dokument von der Seite hannover.de
  6. Deutsches Geschlechterbuch, Band 129 (1962), S. 522; Google-Books
  7. Klaus Mlynek: Georg August, Kurfürst von Hannover, als Georg II. König von Großbritannien u. Irland, in: Stadtlexikon Hannover, S. 210
  8. Angaben auf der Seite vom Kreis Herzogtum Lauenburg - Der Landrat - Pressestelle [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 19. Dezember 2021