Heiko Pippig (* 1951 in Mosbach, Deutschland) ist ein deutscher Maler.

Werdegang Bearbeiten

Nach dem Abitur 1971 studierte Pippig Graphik und Design an der Werkkunstschule (heute Hochschule Mannheim) in Mannheim. Von 1973 bis 1978 studierte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Hans Baschang, Peter Ackermann und bei Markus Lüpertz. 1988 erhielt er das Jahres-Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg[1]. Von 1988 bis 1989 absolvierte er innerhalb eines Arbeitsstipendiums einen Studienaufenthalt bei Bernhard Heisig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

Werk Bearbeiten

Allgemeines Bearbeiten

Das Werk des Künstlers hat seinen zentralen Kern in großformatigen Acryl- und Ölbildern auf Leinwand, die ein malerisch angelegtes, figuratives „Welttheater“ zeigen. Zeichnungen, Stillleben und Porträtmalerei ergänzten in den letzten Jahren das Œuvre. Die Schauspielerin und Mäzenin Marianne Sägebrecht und der Schauspieler und Sammler Helmut Berger wurden von ihm porträtiert.[2] Im Luxushotel Victoria im Bad Mergentheim befindet sich eine ständige Ausstellung des Künstlers. Zudem hat er acht Suiten mit Wandgemälden und Originalarbeiten ausgestattet[3]. Werke des Künstlers befinden sich in der Sammlung Würth, Künzelsau[4], im Bayerischen Hof München[5], in der Sammlung Otto Geisel sowie im Besitz der Stadt Mosbach (Historisches Rathaus).

Werk-Entwicklung Bearbeiten

Stilistisch lässt sich Werk lässt sich in drei Phasen gliedern:

1. Phase: Ende der 70er/Mitte der 80er Jahre: Die Bilder sind vom gestischen Expressionismus geprägt. Ab Mitte der 80er Jahre wird die Abstraktion geometrischer, es tauchen figürliche Kürzel auf. Den Künstler beschäftigt das Thema „König“ und „Diener“[6], er schöpft seine Motive u. a. aus Sagen und Märchen[7]. In ihnen spiegeln sich allgemeingültig gesellschaftliche Hierarchien wider. Die Farbpalette ist häufig monochrom oder auf wenige kontrastierende, meist gedeckte Farben beschränkt, in das Farbmaterial sind Quarzpigmente eingemischt.

2. Phase: Mitte der 80er Jahre/Anfang der 2000er Jahre: Pippig wendet sich der figurativen Malerei zu. Seine großformatigen Bilder zeigen Einzelfiguren, Paare, Porträts und Akte. Als Auftragsarbeiten entstehen z. B. Bildnisse des Schauspielers Helmut Berger, des Kunsthändlers Axel Benz, des Hoteliers Otto Geisel oder des ARD-Intendanten Fritz Raff. Die Menschenbildnisse sind als Charakterporträts angelegt, die einen Typus, ein bestimmtes Gefühl oder eine Empfindungsweise widerspiegeln. In die Figuren- und Aktmalerei schwingen thematische Assoziationen aus der Kunstgeschichte mit: z. B. Vanitas-Motiv, Schönheits-Ideal, der Körper als Spiegel der Seele. In der Körperhaltung und der expressiven Gestik bezieht Pippig sich häufig auf klassische Bildfindungen aus Antike, Renaissance und Barock, die er in einem expressionistisch freien Stil interpretiert. Der Duktus ist in der Linienführung und Modellierung der Formen impulsiv und großzügig. Der Farbraum wird einheitlich gestaltet, der koloristische Impuls wird mitbestimmt durch die Farbigkeit des Hintergrunds.[8]

3. Phase: Ab Mitte der 2000er Jahre: In die figurativen Gemälde dringen zunehmend abstrakte Elemente ein. Neben die Menschenbildnisse treten eigene Motivzyklen: Afrikanesken, Masken, Stillleben. Der Künstler beschäftigt sich mit religiösen Themen, die er teils symbolisch verschlüsselt, und er reflektiert über die Stellung des Künstlers in der Gesellschaft.[9] Die figürlichen Motive lösen sich in Umrisslinien auf, und werden Teil einer mit furiosem Pinselstrich gegebenen Abstraktion. Die Farben werden kräftiger und kontrastierender, Pinselduktus und Komposition expressiv frei, die Farbe wird deckend, in teils reliefartigen Schichten aufgetragen. Heiko Pippigs Hauptthema ist der Mensch. Dieses Thema wird häufig motivisch variiert und in verschiedenen Stilrichtungen durchgespielt.[10] Im frühen und auch wieder im späten Werk werden die Figuren ergänzt durch symbolische, teils mehrdeutige Attribute oder in einen erzählerischen Zusammenhang gestellt.

Ausstellungen Bearbeiten

  • 1983 Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
  • 1986 Kunstverein Neckar-Odenwald, Mosbach, Rathaus
  • 1987 Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden (mit Karin Hochapfel, Jorn Kausch, Jeanette Oellers)
  • 1993 „Menschenbildnisse - Malerei“, Kulturkreis Sulzfeld
  • 1994 Galerie von Abercron, München in Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst München
  • 1994 New York, Art Fair (mit Rainer Fetting und Salomé)
  • 1996 Saarländischer Rundfunk, Schloss Halberg Saarbrücken[11]
  • 1997 Bayerischer Hof, München
  • 2002 Fine Art Gallery, ehemaliges Schlosstheater München
  • 2008 Kunstverein Langensteinbach
  • 2009 Kunstverein Neckar-Odenwald, Mosbach
  • 2010 Kunstverein Neckar-Odenwald und Kunstverein Oberlausitz, Görlitz
  • 2010 Move It, Köln, Altes Pfandhaus und Wallfraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
  • 2011 „Die Karlsruher Jahre“, Galerie von Abercron, München
  • 2012 „Blaue Maschine“, Galerie Antik Mosbach 2017 Eröffnung offizielles Heiko Pippig Haus, Mosbach, Schlossgasse 5

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Franzke (Hrsg.): Heiko Pippig: Malerei, Grafik; Ausstellung im Lichthof d. Staatl. Akad. d. Bildenden Künste Karlsruhe, vom 15. November – 9. Dezember 1983, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe: Vereinigung d. Freunde d. Kunstakad. Karlsruhe, 1983
  • Karin Hochapfel, Jørn Kausch, Jeanette Oellers, Heiko Pippig, Ausstellungskatalog der Gesellschaft der Freunde Junger Kunst Baden-Baden, Baden-Baden 1986
  • Walter Jung und Heiko Pippig: Ausstellung der Landeskreditbank Baden-Württemberg Stuttgart, Stuttgart 1985
  • Edward Lucie-Smith: Adam. Der männliche Körper in der Kunst, München 1999
  • Move it! Katalog zur Ausstellung in Köln, Altes Pfandhaus und Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln 2010
  • Heiko Pippig: Malerei, Kunstverein Neckar-Odenwald, Ausstellungskatalog 1986
  • Heiko Pippig: Ausstellungskatalog der Galerie Irene Maeder. Mit einem Vorwort von Wolfgang Hartmann, Karlsruhe 1988
  • Heiko Pippig: Kain und die Schlafenden, München, Edition Galerie 54, 1992
  • Heiko Pippig: Zeitgenössischer Expressionismus. Katalog zur Ausstellung der Galerie von Abercron und des Museums für Moderne Kunst, München 1994
  • Heiko Pippig: Königsbilder, Fabelwesen, Mythen, München 1997
  • Heiko Pippig: Inszenierung und Reflexion. Die Selbstbildnisse. Katalog der Galerie von Abercron, München 2009
  • Heiko Pippig: Athleten. Katalog zur Werkschau anlässlich der Ausstellung „Move It“ in Köln, Galerie von Abercron, München 2010
  • Heiko Pippig: Leidenschaftliche Malerei. Expressionismus der Gegenwart, München 2011
  • Gundula Schneidewind (Hrsg.): Heiko Pippig - Malerei. Katalog zur Ausstellung des Kunstvereins Neckar-Odenwald, Mosbach 1986

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. [1] Kunststiftung BW (abgerufen am 4. Oktober 2008)
  2. Eine Beschreibung der Begegnung Helmut Bergers mit Heiko Pippig findet sich in: Helmut Berger: Ich. Die Autobiographie, Berlin 1998, 2. Auflage, S. 169 f.
  3. GaultMillau Deutschland 2005, Christian Verlag, München ISBN 3-88472-639-0
  4. Einblick, Ausblick, Überblick. Sammlung Würth, Swiridoff-Verlag, Künzelsau, 2001, Band 2., S. 1192
  5. Münchner Merkur: "Nobelsuiten in München: Eine Einbauküche für Mick Jagger", Artikel erschienen am 19. September 2009
  6. Heiko Pippig: Königsbilder, Fabelwesen, Mythen. Die Bilder der Karlsruher Jahre, Galerie von Abercron, München 1997, S. 4–7
  7. Zu den Motiven aus Sagen und Antike s. Wolfgang Hartmann in: Heiko Pippig, Ausstellungskatalog der Galerie Irene Maeder, München 1988, S. 4
  8. "Mit Farbe bildhauern", Vortrag gehalten am 21. Februar 2008 anlässlich der Ausstellung Heiko Pippig, Karlsbad/Langensteinbach, Typoskript
  9. Zu dem Themenwandel vgl. die Selbstaussage des Künstlers, in: Heiko Pippig. Das Maler-Büchlein. Reflexionen und Berichte von Unterwegs, 2009, Typoskript
  10. Ein Überblick in: Heiko Pippig, Leidenschaftliche Malerei, München 2011
  11. Ein Bericht über die Ausstellung und den Besuch Markus Lüpertz’ in: Saarbrücker Zeitung, 1996, Nr. 66, vom 18.3., S. 8