Heidekräuter

Gattung der Familie Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Die Heidekräuter (Erica), auch Heiden oder Eriken genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae).[1] Von den 830 bis 860[1] Arten sind die Mehrheit in Südafrika beheimatet, nur wenige Arten strahlen aus bis nach Europa und Vorderasien.

Heidekräuter

Glocken-Heide (Erica tetralix), Illustration

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Heidekräuter
Wissenschaftlicher Name
Erica
L.

Umgangssprachlich werden viele Zwergsträucher der Heidelandschaft „Heidekraut“ genannt, ohne dass sie im strengen Sinne zu den Heidekräutern (Erica) gehören. Dies gilt auch für die eng verwandte Besenheide (Calluna vulgaris), die in Europa oft die bestandsprägende Pflanzenart einer Heidelandschaft ist.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration aus Curtis von Erica ampullacea
 
Wappen von Göhl (Holstein)

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Heidekraut-Arten sind immergrüne Halbsträucher, Sträucher oder seltener Bäume,[1] die Wuchshöhen von bis zu 10 Metern erreichen. Die Zweige sind selbständig aufrecht, ausgebreitet oder kriechend.[1] Die Rinde ist kahl oder behaart.[1] Das Mark ist gleichmäßig. Knospenschuppen können fehlen.

Die Blätter stehen in Wirteln, selten gegenständig oder verstreut. Sie sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert.[1] Die ledrigen Blattspreiten besitzen einen bewimperten, stacheligen oder glatten Rand.[1]

Generative Merkmale Bearbeiten

10 bis 30 Blüten sind in end- oder seitenständigen doldigen, traubigen oder rispigen Blütenständen angeordnet.[1] Über jedem Tragblatt befinden sich jeweils meist zwei, selten drei Vorblätter, die selten mit der Sprossachse verwachsen sind (recauleszent).

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und meist vier- oder selten fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.[1] Die meist vier (ein bis fünf) freien Kelchblätter sind klein und tragblattartig bis groß und farbig. Die Kelchblätter sind kürzer als die Kronblätter.[1] Die meist vier oder selten fünf haltbaren Kronblätter sind auf der Hälfte ihre Länge bis fast vollständig glockenförmig bis röhrig verwachsen.[1]

Es sind meist zwei Kreise mit je vier oder fünf Staubblättern vorhanden, die die Blütenkrone überragen können.[1] Die geraden bis s-förmigen, meist kahlen Staubfäden weisen im Querschnitt abgeflachte bis zylindrische Sporne entweder am äußersten Ende der Staubfäden oder rückseitig auf den Staubbeuteln auf. Die Staubbeutel besitzen keine Anhängsel und öffnen sich mit Poren.[1] Selten bilden die Pollen Monaden.

Die meist vier, selten ein bis acht Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der pseudo-zehnkammerig ist,[1] mit meist mehr als einer Samenanlage je Fruchtblatt. Der leicht bis selten stark verdickte, becherförmige, gerade oder zurückgebogene Griffel ist deutlich länger als der Fruchtknoten, selten fehlt er fast ganz oder ist hinfällig. Narbenlappen können ganz fehlen bis gut entwickelt sein. Der Griffel kann die Blütenkrone überragen.[1]

Die Kapselfrüchte wirken steinfruchtartig, sind ellipsoid und öffnen sich längs entlang der Außenwände fachspaltig = lokulizid oder gar nicht und enthalten etwa zehn Samen.[1]

Die Samen sind ellipsoid bis verkehrt-eiförmig und nicht geflügelt oder geschwänzt.[1] Die Samenschale (Testa) ist netzartig oder feingrubig.[1]

Chromosomensätze Bearbeiten

Die Chromosomengrundzahl beträgt meist x = 12,[1] selten x = 18.

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

Die Gattung Erica wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt. Der Gattungsname Erica ist vom altgriechischen Wort ereiko für brechen abgeleitet und bezieht sich auf die zerbrechlichen Zweige.[1] Es gibt eine Vermutung, dass Erica vom altgriechischen Wort ereike für „Heide“ abgeleitet sein könnte.

Nach Kron et al. 2002 bildet, entsprechend molekulargenetischer Untersuchungen, die Gattung Erica gemeinsam mit den monotypischen Gattungen Daboecia und Calluna die Tribus Ericeae in der Unterfamilie der Ericoideae innerhalb der Familie der Ericaceae.[2] Die innere Systematik der Gattung ist unzureichend erforscht und gilt als offen.

Rund 90 % der Erica-Arten sind im südlichen Afrika beheimatet. Das Zentrum der Artenvielfalt ist Südafrika. Die anderen Arten finden sich im restlichen Afrika, Madagaskar, der südwestlichen Arabischen Halbinsel, dem Mittleren Osten oder in Europa. Sie finden sich von Meereshöhe bis in die afroalpine Höhenstufe.

 
Zweig mit Blättern und Blüten von Erica abietina
 
Zweig mit Blütenstand von Erica ampullacea
 
Erica aristata
 
Erica australis
 
Erica azorica auf São Miguel, Azoren
 
Erica baccans
 
Erica baueri subsp. baueri
 
Erica baueri subsp. gouriquae
 
Erica blandfordia
 
Erica blenna var. grandiflora
 
Erica bolusiae
 
Erica bruniades
 
Erica caffra
 
Erica caffrorum
 
Erica calycina
 
Erica canaliculata
 
Erica capensis
 
Erica carduifolia
 
Erica carnea
 
Erica cerinthoides
 
Erica chrysocodon
 
Atlantische Grauheide (Erica cinerea)
 
Erica ciliaris
 
Erica coccinea
 
Erica colorans
 
Erica corifolia
 
Erica curviflora
 
Erica ferrea
 
Erica filipendula
 
Erica formosa
 
Erica galioides
 
Erica glabella
 
Erica glandulosa
 
Erica gliva
 
Erica glomiflora
 
Erica glutinosa
 
Erica georgica
 
Erica gysbertii
 
Erica mammosa
 
Erica margaritacea
 
Erica mauritanica
 
Erica melanthera
 
Erica melastoma
 
Erica mollis, Narbe
 
Erica multiflora
 
Erica multumbellifera
 
Erica paniculata
 
Erica parviflora
 
Erica patersonia
 
Erica perspicua
 
Erica placentiflora
 
Erica planifolia
 
Erica plukenetii
 
Erica pulchella
 
Erica regia
 
Erica reunionensis
 
Erica scabriuscula
 
Erica sessiliflora
 
Erica shannonii
 
Erica similis
 
Erica sparsa
 
Erica spumosa
 
Erica teneus
 
Glocken-Heide (Erica tetralix)
 
Erica terminalis
 
Erica thimifolia
 
Erica totta
 
Erica tristis
 
Erica turgida
 
Erica urna-viridis
 
Erica vagans
 
Erica ventricosa
 
Zweig mit Blättern und Blüten im Detail von Erica vestita
 
Erica viridescens
 
Erica viscaria
 
Erica versicolor
 
Erica verticillata
 
Erica viridimontana
 
Erica walkeria

Es gibt 830 bis 860 Erica-Arten:[3][4][5]

Es gibt einige Naturhybriden:[4]

  • Erica ×flavisepala Guthrie & Bolus[4]
  • Erica ×fontensis T.M.Salter[4]
  • Erica ×nelsonii Fagúndez[4]
  • Erica ×veitchii Bean[4]
  • Erica ×vinacea L.Bolus[4]
  • Erica ×watsonii Benth.[4]
  • Erica ×williamsii Druce[4]

Quellen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • P. F. Stevens et al.: Ericaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants, Volume VI: Flowering Plants - Dicotyledons - Celastrales, Oxalidales, Rosales, Cornales, Ericales. 2004, ISBN 3-540-06512-1. Erica auf S. 173 in der Google-Buchsuche
  • Avery F. McGuire, Kathleen A. Kron: Phylogenetic Relationships of European and African Ericas. In: International Journal of Plant Sciences, Volume 166, Issue 2, 2005, S. 311–318. doi:10.1086/427478
  • Michael D. Pirie, E. G. H. Oliver, Dirk U. Bellstedt: A densely sampled ITS phylogeny of the Cape flagship genus Erica L. suggests numerous shifts in floral macro-morphology. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 61, Issue 2, 2011, S. 593–601. doi:10.1016/j.ympev.2011.06.007
  • A. L. Mugrabi de Kuppler, J. Fagúndez, D. U. Bellstedt, E. G. H. Oliver, J. Léon, M. D. Pirie: Testing reticulate versus coalescent origins of Erica lusitanica using a species phylogeny of the northern heathers (Ericeae, Ericaceae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 88, 2015, S. 121–131. doi:10.1016/j.ympev.2015.04.005
  • M. D. Pirie, E. G. H. Oliver, A. Mugrabi de Kuppler, B. Gehrke, N. C. Le Maitre, M. Kandziora, D. U. Bellstedt: The biodiversity hotspot as evolutionary hot-bed: spectacular radiation of Erica in the Cape Floristic Region. In: BMC Evolutionary Biology, Volume 16, Issue 1, 2016, S. 190. doi:10.1186/s12862-016-0764-3

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Gordon C. Tucker: Erica Linnaeus S. 492–493. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 8: Magnoliophyta: Paeoniaceae to Ericaceae. Oxford University Press, New York und Oxford, 2009, ISBN 978-0-19-534026-6. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. Kathleen A. Kron et al.: A phylogenetic classification of Ericaceae: Molecular and morphological evidence. In: Botanical Review, Volume 68, 2002, S. 335–423.
  3. Erica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 31. Oktober 2018.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv lw lx ly lz ma mb mc md me mf mg mh mi mj mk ml mm mn mo mp mq mr ms mt mu mv mw mx my mz na nb nc nd ne nf ng nh ni nj nk nl nm nn no np nq nr ns nt nu nv nw nx ny nz oa ob oc od oe of og oh oi oj ok ol om on oo op oq or os ot ou ov ow ox oy oz pa pb pc pd pe pf pg ph pi pj pk pl pm pn po pp pq pr ps pt pu pv pw px py pz qa qb qc qd qe qf qg qh qi qj qk ql qm qn qo qp qq qr qs qt qu qv qw qx qy qz ra rb rc rd re rf rg rh ri rj rk rl rm rn ro rp rq rr rs rt ru rv rw rx ry rz sa sb sc sd se sf sg sh si sj sk sl sm Datenblatt Erica bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv lw lx ly lz ma mb mc md me mf mg mh mi Artenliste zu Erica in der Red List of South African Plants

Weblinks Bearbeiten

Commons: Heidekräuter (Erica) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Erica In: S.Dressler, M.Schmidt, G. Zizka: African plants - A Photo Guide. Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt/Main, 2014 ff.