Hübnerit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+WO4[2] und ist damit chemisch gesehen ein Manganwolframat.

Hübnerit
Hübneritkristalle (dunkelbraun) mit etwas Quarz aus Pasto Bueno, Region Ancash, Peru (Größe 4,0 cm × 3,0 cm × 2,7 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Hbr[1]

Chemische Formel Mn2+WO4[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.08
IV/D.16-010

4.DB.30
48.01.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P2/c (Nr. 13)Vorlage:Raumgruppe/13[2]
Gitterparameter a = 4,82 Å; b = 5,75 Å; c = 4,99 Å
β = 91,2°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 4,5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 7,12 bis 7,18; berechnet: 7,234[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[4]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe gelbbraun, rotbraun, braunschwarz
Strichfarbe rötlichbraun
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,170 bis 2,200[5]
nβ = 2,220[5]
nγ = 2,300 bis 2,320[5]
Doppelbrechung δ = 0,130[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 73°[5]

Hübnerit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt vorwiegend kurzprismatische bis tafelige Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate von gelbbrauner, rotbrauner oder braunschwarzer, metallisch glänzender Farbe.

Hübnerit ist eines der Endglieder der Wolframit-Mischreihe, dessen anderes Endglied das Ferberit bildet.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Laut der 1965 erfolgten Publikation durch Hermann Credner wurde Hübnerit erstmals durch Eug. Riotte im Enterprise- und Erie-Gang im Distrikt Mamoth im US-Bundesstaat Nevada entdeckt und beschrieben. Benannt wurde das Mineral nach Adolph Hübner, einem deutschen Bergbauingenieur und Metallurgen.[6]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hübnerit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „MO2- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Ferberit, Sanmartinit und dem inzwischen als Mischkristall diskreditierten Wolframit die „Wolframit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/D.08 bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/D.16-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Oxide mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 & Verwandte)“, wo Hübnerit zusammen mit Ferberit, Heftetjernit, Huanzalait, Rossovskyit, Sanmartinit und dem inzwischen diskreditierten Wolframo-Ixiolith eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[7]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hübnerit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis „Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ferberit, Heftetjernit, Krasnoselskit, Magnesiowolframit und Sanmartinit ebenfalls die „Wolframit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.DB.30 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hübnerit im Gegensatz zu den Strunz’schen Systematiken in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist er allerdings ebenfalls zusammen mit Ferberit, Heftetjernit, Sanmartinit und Wolframit in der „Wolframit-Reihe“ mit der System-Nr. 48.01.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Molybdate und Wolframate mit A XO4“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Hübnerit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P2/c (Raumgruppen-Nr. 13)Vorlage:Raumgruppe/13 mit den Gitterparametern a = 4,82 Å, b = 5,75 Å, c = 4,99 Å und β = 91,2° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Hübnerit bildet sich ebenso wie Ferberit entweder durch hydrothermale Vorgänge in Greisen oder in Skarnen oder in magmatischen Gesteinen wie Pegmatiten oder Graniten. Begleitminerale sind Arsenopyrit, Fluorit, Kassiterit, Molybdänit, Rhodochrosit, Scheelit, Topas und verschiedene Turmaline.

Fundorte sind unter anderem Tamanrasset in Algerien; Catamarca in Argentinien; New South Wales und Tasmanien in Australien; Departamento La Paz, Departamento Oruro und Departamento Potosí in Bolivien; Brasilien; Coquimbo in Chile; Hunan in der Volksrepublik China; Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt in Deutschland; verschiedene Regionen in Frankreich; Piemont, Sardinien und die Toskana in Italien; Honshū in Japan; British Columbia in Kanada; Maniema in der Demokratischen Republik Kongo; Antananarivo auf Madagaskar; Chihuahua und Durango in Mexiko; Salzburg in Österreich; Böhmen und Mähren in Tschechien; sowie Arizona, Colorado, Connecticut, Kalifornien und andere Staaten in den USA.[9]

Verwendung Bearbeiten

Hübnerit ist ein wichtiges Wolfram-Erz.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • H. Credner: Hübnerit, ein neues mineral. In: Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Band 24, 1865, S. 370–371 (rruff.info [PDF; 275 kB; abgerufen am 23. Januar 2021]).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 105.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hübnerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 210.
  3. David Barthelmy: Hubnerite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
  4. a b c Hübnerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 23. Januar 2021]).
  5. a b c d e Hübnerite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
  6. H. Credner: Hübnerit, ein neues mineral. In: Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Band 24, 1865, S. 370–371 (rruff.info [PDF; 275 kB; abgerufen am 23. Januar 2021]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
  9. Fundortliste für Hübnerit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 23. Januar 2021.