Die Unternehmensgruppe Gretsch-Unitas, kurz GU-Gruppe, ist ein Anbieter von Fenster- und Türtechnik, automatischen Eingangs- sowie Gebäudemanagementsystemen. Sie besteht aus über 50 Produktions- und Vertriebsgesellschaften in 35 Ländern und fertigt und vertreibt unter den Marken GU, BKS und FERCO Systemlösungen, Baubeschläge, Schlösser, Schließsysteme und Zutrittskontroll-Systeme. Die GU-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Ditzingen. Das Unternehmen wurde 1907 von Viktor Gretsch in Feuerbach gegründet und ab 1910 von dessen Weggefährten Johann Maus geleitet. Maus’ Nachfahren leiten die GU-Gruppe heute in dritter Generation.

Gretsch-Unitas GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1907
Sitz Ditzingen, Deutschland
Leitung Michael von Resch (Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl 3588 (2023)[1]
Umsatz 666,4 Mio. EUR (2022)[2]
Branche Herstellung von Schlössern und Beschlägen aus unedlen Metallen[2]
Website www.g-u.com
Verwaltungsgebäude in Ditzingen

Geschichte Bearbeiten

Viktor Gretsch, ein Schlossermeister und Fabrikant aus Feuerbach, trat 1901 als gleichberechtigter Gesellschafter in die „Baubeschläge Fabrik“ Friedrich Carl Bauers ein, die daraufhin in „Gretsch & Co.“ umbenannt wurde. Bei Gretsch & Co. entwickelte Gretsch unter dem Markennamen „Atlas“ einen Oberlichtöffner mit Schnurzug, der das Öffnen von hoch angebrachten und von Hand nur umständlich zu erreichenden Fenstern ermöglichte. Gretsch & Co. firmiert heute als Geze GmbH.[3] Viktor Gretsch gründete zusammen mit dem Kaufmann Gottlob Braun 1907 mit einem Stammkapital von 60.000 Mk in Feuerbach die „Unitas Metallwarenfabrik GmbH“[4] sowie spätestens 1908 die „Hermann Gretsch GmbH“. Aus diesen beiden Unternehmen ging 1914 die Gretsch-Unitas GmbH hervor.[5] Das Unternehmen hatte anfangs zehn Mitarbeiter und stellte Fensterfeststeller, Kleinbeschläge und Schnurzugoberlichter her.[6]

Viktor Gretsch machte 1910 seinen Freund Johann Maus zum Mitgesellschafter und Geschäftsführer.[7] Unter seiner Leitung gelang es, die Produkte deutschlandweit und ab 1912 auch im Ausland zu vermarkten. Die Zahl der Beschäftigten konnte Maus innerhalb von zwei Jahren auf 80 vergrößern. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Mitarbeiterzahl auf 35 gesunken und das Geschäft musste neu aufgebaut werden. In den 1920er-Jahren richtete Maus ein Vertriebsnetz ein um die Beschläge des Unternehmens europaweit zu verkaufen.[6] Gretsch-Unitas meldete unter seiner Leitung in den 1920er- und 1930er-Jahren über 50 Patente an.[8] Ende der 1920er-Jahre richtete Gretsch-Unitas in Feuerbach ein neues Verwaltungsgebäude ein, dem 1935 ein Fabrikneubau folgte.[6]

Johann Maus übernahm nach Gretschs Tod 1933 dessen Unternehmensanteile. Johann Maus’ älterer Sohn Julius Maus von Resch trat 1935 in das Unternehmen ein, 1941 folgte Johan Maus’ jüngerer Sohn Hans Maus. Ende der 1930er-Jahre hatte Gretsch-Unitas rund 300 Mitarbeiter.[6] 1938 plante das Unternehmen, seinen Firmensitz nach Ditzingen zu verlegen, doch verwarf diesen Plan vorerst.[9] Während des Zweiten Weltkrieges stellte Gretsch-Unitas Verschlüsse für Luftfilterkästen des Herstellers Knecht her, die für Verbrennungsmotoren von Flugzeugen verwendet wurden. 1945 hatte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter. Bis zur Währungsreform stellte Gretsch-Unitas notgedrungen Furnierklemmen, Kronkorkenöffner, Bügeleisenhalter und Lampenschirme her. Die reguläre Produktion wurde 1948 mit 95 Mitarbeitern wiederaufgenommen.[6] 1953 verlagerte das Unternehmen schließlich seinen Unternehmenssitz nach Ditzingen.[9] Johann Maus starb 1955, woraufhin seine Frau Hansy Maus Geschäftsführerin wurde. 1958 wurden ihre Söhne Julius Maus von Resch und Hans Maus zu Geschäftsführern bestellt.[6]

In den 1960er-Jahren führte Gretsch-Unitas elektronische Datenverarbeitung ein und errichtete das heutige Werk I in Ditzingen. Am 28. September 1973 wurde das nach Plänen von Kurt Möser und Tandogan Erkul errichtete neue Verwaltungsgebäude an der Johann-Maus-Straße in Ditzingen eingeweiht.[10] 1975 wurde Julius Maus von Resch allgemeinvertretungsberechtigter Geschäftsführer von Gretsch-Unitas, das mittlerweile über 700 Personen beschäftigte. Durch Übernahmen wurde das eigene Sortiment an Baubeschlägen im Laufe der folgenden Jahrzehnte ergänzt. Zu den wichtigsten Zukäufen gehören der französische Beschlaghersteller Ferco S.A.S. (1975–1977), der deutsche Schlosshersteller BKS (1983) und zuletzt der Automatiktürhersteller GU Automatic GmbH (2001). Die Umstrukturierung von Gretsch-Unitas mit der Einrichtung der heutigen Gretsch-Unitas GmbH als Dachgesellschaft der GU-Gruppe erfolgte Anfang der 1980er-Jahre. Julius Maus von Reschs Sohn Julius von Resch trat 1981 in das Unternehmen ein, sein Bruder Michael von Resch folgte 1990. Heute befindet sich die Unternehmensgruppe vollständig im Besitz der Familie von Resch und wird nach dem Tod von Julius von Resch im November 2023 in dritter Generation von Michael von Resch geleitet.[11]

Unternehmen der GU-Gruppe Bearbeiten

Innerhalb der GU-Gruppe sind 50 Unternehmen in 35 Ländern organisiert. Davon befinden sich die fünf wichtigsten Gesellschaften mit zusammen mehr als 3800 Mitarbeitern in Deutschland und Frankreich.[12] Das Europäische Patentamt listet 920 Patentanmeldungen für die GU-Gruppe.[13]

Gretsch-Unitas GmbH Bearbeiten

Die Gretsch-Unitas GmbH mit Sitz in Ditzingen ist die Dachgesellschaft der GU-Gruppe. Am Standort in Ditzingen sind Entwicklung, Verwaltung, Logistik sowie die Produktion von Tür- und Fensterbeschlägen untergebracht.

BKS GmbH Bearbeiten

Die BKS GmbH fertigt mechanische und elektronische Schließzylinder, Schlösser, Schließ- und Zutrittskontrollsysteme sowie Panikschlösser für Flucht- und Rettungswege. Der Firmensitz ist in Velbert, die Gesellschaft beschäftigte 2008 rund 650 Mitarbeiter und gehört seit 1983 zur GU-Gruppe.[14]

GU Automatic GmbH Bearbeiten

Die GU Automatic GmbH stellt automatische Eingangssysteme und Türautomatiksysteme sowie Karusselltüren, Glasschiebewände, Sicherheitsrundschleusen und Personenvereinzelungstechnik her. Der Sitz des 1977 gegründeten und seit 2001 zur GU-Gruppe gehörenden Unternehmens ist in Rietberg.[15]

ela-soft GmbH Bearbeiten

ela-soft entwickelt Gebäudemanagementsysteme und Managementsysteme für Sicherheits- und Kommunikationstechnik (GEMOS). Das 1990 gegründete Unternehmen ist in Berlin beheimatet und vertreibt seine Produkte über die vorgenannte GU-Tochter BKS.[16]

Ferco International S.A.S. Bearbeiten

 
Ferco-Firmengelände in Réding, Frankreich

Die Tochtergesellschaft Ferco International S.A.S. wurde 1934 gegründet und hat ihren Sitz in Réding in Frankreich. Am Standort in Réding werden Fensterbeschläge hergestellt und der Vertrieb der Gretsch-Unitas-Produkte in Frankreich koordiniert.[17]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gretsch-Unitas GmbH (Ditzingen). Abgerufen am 13. Oktober 2023.
  2. a b Northdata (Hg.): Gretsch-Unitas GmbH, Ditzingen, abgerufen am 13. Oktober 2023
  3. Markus Plate, Torsten Groth, Kolker Ackermann, Arist von Schlippe: Große deutsche Familienunternehmen - Fenerionenfolge, Familienstrategie und Unternehmensentwicklung, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-40338-9, S. 231
  4. Die Werkzeugmaschine - Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, Heft 33, Band 11, 25. August 1907, S. 466
  5. Florian Langenscheidt, Peter May, Henrik Flor (Hrsg.): Lexikon der deutschen Familienunternehmen Rund 1.000 deutsche Familienunternehmen mit allen wichtigen Informationen zu Geschichte und gesellschaftlichem Engagement, Daten und Fakten. Mit 4.000 Abbildungen. Springer-Gabler, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1640-2, S. 333
  6. a b c d e f David Solberg: Gretsch-Unitas Im Wandel der Zeit, Broschüre, 2007
  7. Ulrich Noering: Baden-Württemberg, Steinbock-Verlag, Hannover 1984, ISBN 978-3-921951-16-3, S. 96
  8. Espacenet: Gretsch Unitas, abgerufen am 8. Februar 2022
  9. a b Karl Strute: Who's who in Technology 1984, S. 1436
  10. Kurt Brändle, Sören Christensen, Peter Rentschler: Energiebewußtes Bauen - Entscheidungshilfen, Gebäudeplanung, Techn. Ausbau, Wirtschaftlichkeit, Alexander-Koch-Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-87422-596-8, S. 4
  11. Schlütersche Fachmedien GmbH: Firmeninhaber und Geschäftsführer Julius von Resch verstorben. In: protector.de. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  12. Gretsch-Unitas (Hg.): Die Unternehmensgruppe Gretsch-Unitas, abgerufen am 8. Februar 2022
  13. Espacenet: Gretsch Unitas GmbH, abgerufen am 7. Februar 2022
  14. WDR (Hg.): 08. Mai 2008 - Vor 105 Jahren: Gründung der Firma Boge & Kasten (BKS), 8. Mai 2008, abgerufen am 8. Februar 2022
  15. Gretsch-Unitas (Hg.) :GU Automatic, Riedberg, abgerufen am 8. Februar 2022
  16. Gretsch-Unitas (Hg.) :ela-soft, Berlin, abgerufen am 8. Februar 2022
  17. Gretsch-Unitas (Hg.) :Ferco International S.A.S., Réding, abgerufen am 8. Februar 2022

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 48° 49′ 10,3″ N, 9° 4′ 8,3″ O