Grünewalde (Lauchhammer)

Stadtteil von Lauchhammer

Grünewalde (niedersorbisch Zeleny Gózd)[2] ist ein Ortsteil der Stadt Lauchhammer im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Er befindet sich etwa 3 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums an der Landesstraße 63 im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft.

Grünewalde
Koordinaten: 51° 31′ N, 13° 43′ OKoordinaten: 51° 30′ 54″ N, 13° 42′ 36″ O
Höhe: 106 m
Einwohner: 1289 (31. Dez. 2016)[1]
Eingemeindung: 6. Dezember 1993
Postleitzahl: 01979
Vorwahl: 03574

Geschichte Bearbeiten

 
Grünewalde auf einer geschichtlichen Karte des Kreises Liebenwerda (1910).
 
Welkmühlengedenkstein

Grünewalde wurde erstmals 1418 in einer Lehnsurkunde des Markgrafen von Meißen und späteren Kurfürsten von Sachsen Friedrich IV. als „Grunenwald“ erwähnt. Der Ortsname ist vermutlich als „zu dem grünen Wald“ oder „am grünen Wald“ zu deuten. Spätere Versionen des Ortsnamens sind Grunewalt (1497), Grunewalde (1540), Grünewalda (1676) und schließlich Grünewalde (1791). Als dialektale sorbische Ortsnamensform wurde Seln Drewo verwendet,[3] vgl. niedersorbisch zelene drjewo, „grünes Holz“.

Der ursprünglich als Angerdorf angelegte Ort war einst von zahlreichen Seen und Teichen umgeben. Die Bewohner Grünewaldes betrieben regen Fischfang und die Fischer waren in einer Kompanie der Fisch- und Aalhändler zusammengeschlossen. Fische und Krebse wurden so unter anderem bis an den kursächsischen Hof im etwa 60 Kilometer südlich gelegenen Dresden geliefert. Noch 1898 ließ der Mückenberger Gutsbesitzer Rittmeister von Wentzky und Petersheyde nahe dem Ort zusätzliche Fischteiche anlegen und die „Welkmühle“ wurde zur Fischereiverwaltung.[4]

Der Ort war einst der auf Mückenberg sitzenden Gräfin Benedicta Margareta von Löwendal untertänig und so begann in Grünewalde bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts die Industrialisierung. Grund war eine 1729 errichtete Stabhütte, eine Zweigstelle des Hochofenbetriebes in Lauchhammer. Unter Ausnutzung der hier reichlich vorhandenen Wasserkraft wurden in Grünewalde drei Schwanzhämmer betrieben, um unter anderem Zaineisen, Reifeisen und Pflüge herzustellen.

Als am Anfang des 19. Jahrhunderts im Mückenberger Gebiet Braunkohle entdeckt wurde, gewann der Braunkohlenbergbau an Bedeutung. Der fortschreitende Bergbau, entzog dem Gebiet um Grünewalde das Wasser und die Teichwirtschaft musste schließlich aufgegeben werden. In der näheren Umgebung des Ortes wurden Tagebaue erschlossen, die die Landschaft wesentlich verändern sollten. So wurden die nördlich gelegenen Tagebaue „Koyne“ von 1921 bis 1954 und „Grünewalde“ von 1950 bis 1982 sowie der westlich gelegene Tagebau „Plessa-Lauch“, aus dem schließlich das Erholungsgebiet Grünewalder Lauch hervorging, von 1956 bis 1966 betrieben.[5][6][7] Durch den Tagebau Koyne wurde der bei Grünewalde liegende Ort Neusorge devastiert.

Am 6. Dezember 1993 wurde Grünewalde in die Stadt Lauchhammer eingemeindet.[8]

In den Jahren 1999, 2005 und 2012 wurde Grünewalde vom „Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft“ als „Naturparkgemeinde des Jahres“ ausgezeichnet und darf den Titel "Ausgezeichnete Naturparkgemeinde" damit dauerhaft tragen.[7][9]

Zur 600-Jahr-Feier am 11.–13. Mai 2018 war Grünewalde festlich geschmückt. Auf der Festwiese waren eine Bühne und ein großes Festzelt aufgebaut. Viele Gebäude waren bereits vorher mit historischen Erläuterungen versehen worden und einige waren zur Besichtigung geöffnet. Höhepunkt war am 12. Mai ein Festzug mit 55 Bildern aus der Ortsgeschichte.[10][11][12]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung in Grünewalde seit 1875[8]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 635 1946 2632 1989 1486
1890 822 1950 2436 1990 1476
1910 459 1964 1972 1991 1438
1925 1663 1971 1896 1992 1432
1933 1925 1981 1653 2007 1554[13]
1939 2006 1985 1558 2010 1420[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Glockenturm mit Heimatstube

Westlich des Ortes liegt das Erholungsgebiet Grünewalder Lauch. Hier befindet sich ein etwa einhundert Hektar großer Badesee, welcher durch die Flutung des ehemaligen Tagebaus „Plessa-Lauch“ entstand. Am See befinden sich ein Campingplatz mit über zweihundert Stellplätzen, Gaststätten und ein Bootsverleih.[15]

In der evangelischen Kirche befinden sich 2 Gedenktafeln für die 1914–1918 gefallenen Grünewalder.

Die „Grünewalder Heimatstube“, befindet sich seit 1997 in einem um 1890 errichten Gebäude, welches einst als Kapelle gedacht war.[16]

Im Vierseithof der alten Grünewalder Dorfmühle befindet sich seit 1996 das „Mühlenhofmuseum“, wo vom örtlichen Heimatverein ländliches Leben und kulturelles Erbe gepflegt wird. Neben thematischen Ausstellungen, restaurierter Landwirtschaftstechnik und bäuerlichem Hausrat geben eine Backstube, eine Spintestube, eine Dorfschmiede mit Landschlosserei, eine Tischlerei und ein Kräutergarten Einblick in die einstigen Arbeits- und Lebensbedingungen der früheren bäuerlichen Bevölkerung der Umgebung des Ortes.[16]

Das „Denkmal der Fischerei“, der Gedenkstein für die ehemalige Welkmühle, ist ein Baudenkmal in Lauchhammer.

In der Bergbaufolgelandschaft des einstigen Tagebaus „Koyne“ ist der „Rinderhof Grünewalde“ zu finden, wo seltene und vom Aussterben bedrohte Haustierrassen gezüchtet werden.[16]

Außerdem ist in Grünewalde ein 600 Meter langer Natur- und Geologielehrpfad zu finden, welcher im Jahr 2000 durch einen Gesteinslehrpfad mit Findlingen aus den ehemaligen Tagebauen der Umgebung erweitert wurde.[16]

In Grünewalde sind 6 Stieleichen und eine Winterlinde als Naturdenkmale geschützt (Nr. 0207-1 bis 0207-7).[17]

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Auf dem Mühlenhof findet im Sommer jährlich das Mühlenhofsingen statt, zu dem sich auf Einladung des Heimatvereins Grünewalde und der Vereinigten Männerchöre Lauchhammer / Grünewalde / Ruhland Chöre aus der Region treffen.[18]

Das jährliche Erntefest (2017 zum 24. Mal[19][20]) startet in der Nähe des Mühlenhofs mit einem Festumzug und klingt auf dem Hof aus.[21]

Literatur (Auswahl) Bearbeiten

  • Autorenkollektiv: Bergbaugeschichte im Revier Lauchhammer. Hrsg.: Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e. V. Lauchhammer 2003.

Periodika Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 17. Juni 2020.
  2. Zeleny Gózd - Arnošt Muka, Niedersorbische Orts- und Flurnamen, 1911–1928
  3. Grünewalde, Webseite der Stadt Lauchhammer; abgerufen am 11. Juli 2019.
  4. Paul Vogel: Ausführliches lehrbuch der Teichwirthschaft: Ein rathgeber für Land- und Forstwirthe, angehende und erfahrene Teichwirthe, gewidmet dem Verein deutscher Teichwirthe. Band 2, 1900, S. 51.
  5. Autorenkollektiv: Bergbaugeschichte im Revier Lauchhammer. Hrsg.: Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e. V. Lauchhammer 2003.
  6. Ortsteilseite von Grünewalde auf der Website von Lauchhammer
  7. a b Infoblatt: Naturparkgemeinde Grünewalde
  8. a b Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 19. April 2015.
  9. Veit Rösler(vrs1): Lauchhammer vergibt Ehrenpreis — Dr. Siegfried Thomas ausgezeichnet / Stadt würdigt unermüdlichem Einsatz im Ehrenamt in: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 4. Juni 2013; abgerufen am 29. August 2017
  10. Reinhard Lanzke/(red.): Grünewalde feiert sein Jubiläum in: Lausitzer Woche, 12./13. Mai 2018; abgerufen am 13. Mai 2018
  11. (red): Ganz Grünewalde ist zum 600. Dorf-Geburtstag auf den Beinen in: Lausitzer Rundschau, 13. Mai 2018; abgerufen am 13. Mai 2018
  12. Torsten Richter-Zippack: Grünewalder Historie rollt durchs Dorf in: Lausitzer Rundschau online, 13. Mai 2018; abgerufen am 14. Mai 2018
  13. Zahlen und Fakten (Memento vom 19. Januar 2010 im Internet Archive) Stadt Lauchhammer
  14. Zahlen und Fakten (Memento vom 18. September 2011 im Internet Archive) Stadt Lauchhammer
  15. Website des Campingparks Grünewalder Lauch
  16. a b c d Homepage des Grünewalder Heimatvereins
  17. Grünewalde besitzt eine ausgemauerte Winterlinde Artikel in der Lausitzer Rundschau vom 17. Juli 2010
  18. Mirko Sattler(sam1): Sommersingen im Mühlenhofmuseum; Reigen der Chöre aus der Region erfreut zahlreiche Gäste in Grünewalde. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 18. August 2015, abgerufen am 23. September 2017
  19. Manfred Feller: Grünewalde feiert sein Erntefest. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 26.  September 2015, abgerufen am 23. September 2017
  20. Mirko Sattler(sam4)/red.: Erntefest in Grünewalde (Memento des Originals vom 24. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lausitzer-woche.de. In: Lausitzer Woche, Ausgabe Senftenberg, S. 1, abgerufen am 23. September 2017
  21. (red/br): Wenn die Hähne krähen und die Erntewagen rollen. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 22.  September 2017, abgerufen am 23. September 2017

Weblinks Bearbeiten

Commons: Grünewalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien