Der Gotthardbund war eine im Zweiten Weltkrieg gegründete Schweizer Widerstandsgruppe zur Stärkung des Willens zur Landesverteidigung und zur Überwindung von Interessensgegensätzen. Im Gegensatz zur sogenannten Offiziersverschwörung wandte er sich direkt an die Öffentlichkeit.[1]

Publikation «Die Anbauschlacht» des Gotthardbundes
Logo des Gotthardbundes

Entstehung und Zielsetzung Bearbeiten

Der Gotthardbund wurde am 30. Juni 1940 von Bürgern verschiedener politischer Richtungen und geistiger Strömungen, mehrheitlich aus grossbürgerlichem Milieu, gegründet. Sie sorgten sich um die psychische Verfassung des Schweizer Volkes nach der Einkreisung durch die Achsenmächte. Mitbegründer und erster Präsident war Theophil Spoerri. Die Symbole des Bundes waren der Gotthard und die Hellebarde.

Sein Ziel war, den Widerstand gegen die Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien aufzubauen und dazu verschiedenste politische und wirtschaftliche Kräfte zusammenzuschliessen. Die Satzung berief sich auf eine christliche Tradition der Eidgenossenschaft und schloss Juden und Freimaurer von der Mitgliedschaft aus.[2]

Tätigkeit während des Zweiten Weltkrieges Bearbeiten

Der Gotthardbund wandte sich meist in grossen Zeitungsinseraten, Plakaten und Broschüren an die Öffentlichkeit, um den allgemeinen Widerstandswillen zu stärken und die Moral zu heben und rief zur Zusammenarbeit aller Parteien und aller lebendiger Kräfte auf.

Die in Kantons- und Ortsgruppen organisierten rund 8000 Mitglieder veranstalteten Pressekonferenzen, Heimatabende, Versammlungen und Kurse, um für die gemeinsame Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben wie Anbauschlacht, Familienschutz, Altersvorsorge und Arbeitsbeschaffung zu werben.

1941 wurde unter dem Patronat des Gotthardbundes das Unabhängige Wirtschaftssekretariat errichtet, dessen Konstituierung unter dem Namen Vereinigung für eidgenössische Wirtschaft 1942 unter der Leitung von Christian Gasser stattfand.

Politische Programmpunkte der Erneuerungsbewegung waren die Forderung nach einer autoritären Demokratie, einer korporativen Wirtschaftsordnung und einer Neuordnung des politischen Systems.

Tätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten

1951 erfolgte eine Konzentration der Tätigkeiten auf nationaler Ebene. In über 300 Briefen und Inseraten an die Öffentlichkeit wurden die wichtigsten Probleme der Nachkriegszeit erörtert, um Antworten auf die neuen Herausforderungen zu finden. Die heterogene Zusammensetzung des Gotthardbundes wurde zur Angriffsfläche für Kritik und belastete seine weitere Entwicklung. Der Bund wurde 1969 aufgelöst.

Bekannte Mitglieder Bearbeiten

Bekannte Mitglieder waren: Walter Allgöwer, Adolf Brunner, Robert Eibel, Christian Gasser, René Leyvraz, Arnold Künzli[3], Philippe Mottu, Denis de Rougemont, Paul Schäfer, Heinrich Schnyder und Theophil Spoerri.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Theo Bovet: Schweizer heute! Kleiner eidgenössischer Katechismus. Gotthard-Bund, Verlag P. Haupt, Bern 1942.
  • Brückenkopf Schweiz. Gotthard-Bund, Neuchâtel-Serrieres 1958.
  • Denis de Rougemont: Was ist der Gotthardbund? Verlag Schultheß & Co., Zürich 1941.
  • Friedensprogramm. Gotthard-Bund 1946.
  • Christian Gasser: Der Gotthard-Bund. Eine schweizerische Widerstandsbewegung. Aus den Archiven 1940 bis 1948. Mit einem Vorwort von Friedrich Traugott Wahlen. Verlag Haupt, Bern/Stuttgart 1984, ISBN 3-258-03354-4.[5]
  • Christian Gasser: Eidgenössische Wirtschaft. Gotthard-Bund, Verlag Rascher, Zürich 1941.
  • Adolf Guggenbühl: Vom Segen der Familie. Gotthard-Bund 1941.
  • Philippe Muller: Vingt ans de présence politique: Essais et dialogues. Éditions de la Baconnière, Boudry 1974.
  • Stop der Geldentwertung. Gotthard-Bund, Zürich 1948.
  • Christian Werner: Für Wirtschaft und Vaterland. Erneuerungsbewegungen und bürgerliche Interessengruppen in der Deutschschweiz 1928–1947. Chronos, Zürich 2000, ISBN 3-905313-26-X, S. 260–284.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS): Gotthardbund
  2. Hans Senn: Gotthardbund. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. September 2005, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  3. NZZ: Zum Tod des Philosophen Arnold Künzli
  4. ETH-Online-Archiv: Gotthard-Bund 1940-1969
  5. [1] Hans-Rudolf Kurz: Zum innerschweizerischen Widerstand 1940. Der Fourier, offizielles Organ des Schweizerischen Fourier-Verbandes und des Verbandes Schweizerischer Fouriergehilfen, Band 58 1985, Heft 4.