Gitterförmige Verteilung

Wahrscheinlichkeitsverteilungen reellwertiger diskreter Zufallsvariablen

Gitterförmige Verteilungen sind Wahrscheinlichkeitsverteilungen reellwertiger diskreter Zufallsvariablen bei denen die Stellen, die mit positiver Wahrscheinlichkeit angenommen werden, eine spezielle Struktur haben, die an ein Gitter erinnert.

Definition Bearbeiten

Eine reellwertige diskrete Zufallsvariable  , für die es eine Menge

 

mit   und   gibt, so dass

 

gilt, heißt gitterförmig verteilt. Für eine gitterförmig verteilte Zufallsvariable gibt es ein größtes  , das Gitterkonstante heißt.[1]

Beispiele Bearbeiten

In den folgenden drei Fällen ist   gitterförmig verteilt mit   und Gitterkonstante  .

  •   sei eine Bernoulli-Variable mit dem Parameter  . Für   gilt   und   für alle  .
  •   sei eine binomialverteilte Zufallsvariable mit den Parametern   und  . Für   gilt   und   für alle  .
  •   sei eine Poisson-verteilte Zufallsvariable   mit Parameter  . Für   gilt   und   für alle  .

Für die Zufallsvariable   mit   ist   und die Gitterkonstante ist  .

Eigenschaften Bearbeiten

  • Eine reellwertige Zufallsvariable ist genau dann gitterförmig verteilt, wenn der Betrag ihrer charakteristischen Funktion   an einer Stelle   den Wert Eins hat.[2][3]
  • Eine gitterförmige Verteilung hat genau dann die Gitterkonstante  , wenn
 
und
 
gilt.[4]

Anwendung Bearbeiten

Gitterförmige Verteilungen spielen eine besondere Rolle in der Theorie lokaler Grenzwertsätze.[2]

Es sei   eine Folge stochastisch unabhängiger, identisch verteilter Zufallsvariablen mit   und Gitterkonstante 1, mit dem Erwartungswert   und mit der endlichen und positiven Varianz  . Dann hat die Zufallsvariable   den Erwartungswert   und die Varianz  . Es gilt dann der lokale Grenzwertsatz von Gnedenko[5]

 

Dabei bezeichnet   die Dichtefunktion einer Normalverteilung  . Die Konvergenz gilt gleichmäßig bezüglich  .[6]

Literatur Bearbeiten

  • P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, Gitterförmige Verteilung (lattice distribution), S. 148–149.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lexikon der Stochastik. 1991, S. 148.
  2. a b Lexikon der Stochastik. 1991, S. 149.
  3. Valentin V. Petrov: Limit Theorems of Probability Theory – Sequences of Independent Random Variables (= Oxford Studies in Probability. Band 4). Clarendon Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-853499-X, Theorem 1.3, S. 12.
  4. Valentin V. Petrov: Limit Theorems of Probability Theory – Sequences of Independent Random Variables (= Oxford Studies in Probability. Band 4). Clarendon Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-853499-X, Lemma 1.2, S. 13.
  5. Horst Rinne: Taschenbuch der Statistik. 4. Auflage. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8171-1827-4, Kap. B.5.3 Zentrale Grenzwertsätze, S. 426.
  6. P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, Lokale Grenzwertsätze (local limit theorems), S. 227–228.