Ginawa (deutsch Gienow, früher Gieno[1] und Ginow[2]) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Węgorzyno (Stadt- und Landgemeinde Wangerin) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Ginawa
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Ginawa (Polen)
Ginawa (Polen)
Ginawa
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Łobeski
Gmina: Gmina Węgorzyno
Geographische Lage: 53° 28′ N, 15° 42′ OKoordinaten: 53° 28′ 0″ N, 15° 42′ 0″ O
Einwohner: 185 (31. März 2021)
Kfz-Kennzeichen: ZLO



Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 35 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), 19 Kilometer südlich der Stadt Łobez (Labes), neun Kilometer südöstlich der Stadt Węgorzyno (Wangerin) und 2 ½ Kilometer südsüdöstlich des Dorfs Wiewiecko (Henkenhagen).

 
Dorfkirche (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Gienow

Geschichte Bearbeiten

Im 14. Jahrhundert gehörte das Gut Gienow zu einer Reihe von Lehen, die die alteingesessene neumärkische Familie von der Borne vom Markgrafen als Lehen empfangen hatte.[3] Dem Landbuch von 1337 zufolge gehörte Gynow zur Vogtei Falkenburg.[4]

Um 1801, als das Kirchorf und Gut Glienow zusammen mit dem Dramburgischen Kreis noch zur Mark Brandenburg gehörte, hatte es 15 Bauernstellen, neun Einlieger, eine Wassermühle, eine Schmiede, ein Forstrevier von über 500 Morgen und insgesamt 185 Einwohner; sein Besitzer war ein von Borck.[2] Die Wassermühle lag 2 ½ Kilometer östlich des Dorfkerns an einem Bach zwischen dem Henkenhagener und dem Golzer Wald. Die Dorfkirche war eine Filiale des Kirchspiels Janikow. 1809 befand sich eine Frau von Borck im Besitz des Guts.[5] Die Ortschaft wurde 1816 in die Provinz Pommern eingegliedert.

Nach vorangegangenen Besitzerwechseln kam des Gut 1843 an den Hauptmann und Ritterschaftsrat von Dewitz,[5] dessen Familie es auch noch 1855[6] und 1872 besaß.[5] Der Besitzer des 320 Hektar großen Ritterguts hieß 1884 Kaskel.[7] 1892 wird Theodor Kaskel als Besitzer des 697 Hektar großen Ritterguts Gienow mit dem Vorwerk Rohrbruch, einer Branntweinbrennerei, einer Dampfmühle und einer Ziegelei genannt,[8] dessen Familie es auch noch 1896 besaß.[9]

Am 1. April 1927 hatte das Rittergut Gienow eine Fläche von 830 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 241 Einwohner.[10] Am 30. Dezember 1927 wurde das Gut Gienow in die Landgemeinde Gienow eingegliedert.[11]

Die Gemarkung der Landgemeinde Gienow hatte um 1930 eine Fläche von 13,4 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 62 bewohnte Wohnhäuser an fünf verschiedenen Wohnstätten:[12]

  1. Düppenwall
  2. Gienow
  3. Granz
  4. Mühle
  5. Rohrbruch

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Gienow zum Kreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Gienow war dem Amtsbezirk Henkenhagen zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Gienow zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Das Dorf Henkenhagen wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Ginawa‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Gienow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1801 183 Dorf und Gut mit einer vom Dorf entfernt liegenden Wassermühle und 25 Feuerstellen (Haushaltungen), Besitz eines von Borck[2]
1818 219 Dorf mit den Vorwerken Arndtke, Dubenwald, Grams, Rohrbruch und einer Wassermühle, adlige Besitzung[13][14]
1852 524 Dorf[15]
1864 570 am 3. Dezember, im Gutsbezirk zund Gemeindebezirk zusammen[16]
1867 565 am 3. Dezember, davon 279 im Dorf und 286 im Gutsbezirk[17]
1871 515 am 1. Dezember, davon 245 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 270 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[17]
1885 486 am 1. Dezember, davon 193 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 275 im Gutsbezirk (274 Evangelische, ein Jude)[18]
1890 452 am 1. Dezember, davon 172 im Gemeindebezirk und 280 im Gutsbezirk[19]
1910 396 am 1. Dezember, davon 150 im Dorf und 246 im Gutsbezirk[20]
1925 377 darunter 361 Evangelische, 15 Katholiken und ein Jude[12]
1933 342 [21]
1939 307 [21]

Literatur Bearbeiten

  • Gienow, Dorf und Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
  • Henkenhagen, Dorf und Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Henkenhagen (meyersgaz.org).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 719 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 58–59 (Google Books).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ginawa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anton Friedrich Büsching: Neue Erdbeschreibung. Band 9, Benedict Hurter, Schaffhausen 1771, S. 1946, Ziffer 5) (Google Books).
  2. a b c Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 234 (Google Books).
  3. Arthur Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien. Band 36 A.F., Stettin 1886, S. 81–124, insbesondere S. 102 (Google Books).
  4. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 106 (Google Books).
  5. a b c Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 719 (Google Books).
  6. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 158, Ziffer 94 (Google Books).
  7. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 162–163 (Google Books).
  8. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 58–59 (Google Books).
  9. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 164 (Google Books).
  10. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 395 (Google Books).
  11. Amtsbezirk Henkenhagen (Territorial.de)
  12. a b Die Gemeinde Gienow im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  13. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 28, Ziffer 998 (Google Books).
  14. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 225, Ziffer 22 (Google Books).
  15. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 179 (Google Books).
  16. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 45–46 (Google Books).
  17. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 76–77, Ziffer 23 (Google Books), und S. 80–81, Ziffer 110 (Google Books).
  18. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 86–87, Ziffer 18 (Google Books), und S. 90–91, Ziffer 101 (Google Books).
  19. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. I. Regierungsbezirk Stettin. 13. Kreis Regenwalde, S. 35, Ziffer 18 (Google Books), und S. 36, Ziffer 100 (Google Books).
  20. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  21. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.