Geographische Gesellschaft Bern

Zusammenschluss von Geographen aus Forschung und Praxis, gegründet 1873

Die Geographische Gesellschaft Bern (GgGB) ist ein Zusammenschluss von Personen, die sich aus beruflichem oder persönlichem Interesse für geographisches Wissen und geographische Forschung interessieren: Geographen aus Forschung und Praxis, an Geographie Interessierte aus dem Umwelt- und Tourismusbereich, aus Politik, Diplomatie und Verwaltung, Medien oder Schule. Die Gesellschaft zählt heute ca. 300 Mitglieder und wird präsidiert von Stefan Brönnimann.[1]

Die Anfänge Bearbeiten

Die Geographische Gesellschaft Bern wurde am 15. Mai 1873 in Bern gegründet[2][3]. Der Initiant und Gründungspräsident Albert Schaffter (1823–1897)[4] verliess bereits zwei Jahre später Bern mit dem Ziel in Tennessee als Farmer und Leiter einer Missionsanstalt ein neues Leben aufzubauen. Unter der Leitung von Hermann Siegfried, Chef des Eidgenössischen Topographischen Bureaus sowie anschliessend unter Theophil Studer, unter Regierungsrat (und späterer Friedensnobelpreisträger) Albert Gobat und unter Eduard Brückner leiteten hochangesehene Persönlichkeiten die Geschicke der Gesellschaft während des 19. Jahrhunderts.[5] 1883 erhielt die Universität Bern den ersten schweizerischen Lehrstuhl für Geographie, den vorerst Eduard Petri und seit 1888 Eduard Brückner innehatte.[6] Weltberühmte Forscher wurden auch nach Bern geladen und zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannt, so Adolf Erik Nordenskjöld, Ferdinand von Richthofen, Paul Sarasin und Fritz Sarasin, Albrecht Penck, Eduard Brückner, Alfred Philippson und Sven Hedin.[7]

Einen Überblick über die Geschichte der Geographischen Gesellschaft Bern geben Johann Heinrich Graf (1873–98)[5], Alfred Spreng (1873–1923)[8], Fritz Nussbaum (1923–1948)[9], Werner Kuhn (1873–1973)[2] und Hans Wiedemar[10]. Die Broschüre Schaufenster in Welten – 150 Jahre Geographische Gesellschaft Bern[11] erschien 2023. Anlässlich der 100. Sitzung gab Friedrich Müllhaupt 1885 einen Überblick über die anfängliche Entwicklung der Gesellschaft.[12] Regelmässig erschienen auch Verzeichnisse der Mitglieder wie dasjenige von 1898[13], aber auch eine Zusammenstellung der Vorstandsmitglieder von 1873–1897.[14] Die Generalsekretäre im 19. Jahrhundert waren Friedrich Müllhaupt, Gustav von Reymond und Karl Heinrich Mann.

Folgende Präsidenten leiteten die Geographische Gesellschaft Bern: Albert Schaffter, Hermann Siegfried, Theophil Studer, Albert Gobat, Eduard Brückner, Alfred Philippson, Leonz Held, Rudolf Zeller, Eugen Flückiger, Hermann Walser, Fritz Nussbaum[15], Walter Staub, Werner Kuhn, Markus Hohl, Klaus Aerni, Martin Hasler, Urs Wiesmann, Elisabeth Bäschlin und Stefan Brönnimann[16].

Aktivitäten Bearbeiten

Zu den Aktivitäten der Gesellschaft gehören geographische Exkursionen in der Schweiz (1–4 Tage) oder ins Ausland (1–2 Wochen). Die meisten Exkursionen finden im Sommerhalbjahr zwischen Frühling und Herbst statt. In jedem Winterhalbjahr organisiert sie eine mehrteilige Vortragsreihe mit 7–8 Vorträgen.[17] Als Referenten werden Experten aus Wissenschaft, Politik und der Praxis eingeladen. Die Vorträge finden jeweils am Geographischen Institut der Universität Bern statt. Die Gesellschaft gibt verschiedene Publikationen heraus: Alle 2–3 Jahre erscheint seit 1973 ein Jahrbuch zu einem bestimmten Thema.[18] Die Berner Geographischen Mitteilungen[19] sind seit 1973 das Organ der Gesellschaft mit den Nachrichten und den Vortragsrezensionen der Geographischen Gesellschaft Bern und dem Jahresbericht des Geographischen Instituts der Universität Bern. Die Vorgängerzeitschriften hiessen von 1882 bis 1972[20] Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern und von 1878 bis 1882 Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern.[21]

Literatur Bearbeiten

  • Stefan Brönnimann: Die Berner Geographische Gesellschaft feiert. In: GeoAgenda, 2023, 4, S. 36–41.
  • Stefan Bronnimann, et al.: Berner Orte der Geographie – Der geographische Stadtführer. 2023.[22]
  • Monika Wälti, Thomas Klöti, Stefan Brönnimann: Schaufenster in Welten – 150 Jahre Geographische Gesellschaft Bern. Bern, 2023[11]
  • Hans-Rudolf Egli: Geografische Gesellschaften. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).[23]
  • Beatrice Messerli: Die Geographische Gesellschaft und die Afrikaforschung. In: Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft Bern. Band. 54, 1980, S. 33–34.[24]
  • Fabio Rossinelli: Géographie et impérialisme. Chapitre 2.4 La Geographische Gesellschaft in Bern (GGB). Alphil, 2022, ISBN 978-2-88930-401-1 (libreo.ch).
  • Johann Heinrich Graf: Johann Heinrich Graf: Die geographische Gesellschaft in Bern 1873–1898 : ein Rückblick gelegentlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern, Band 16, 1897.[5]

Vorträge Bearbeiten

  • Johann Heinrich Graf: Verzeichnis der in den Jahresberichten bis 1896 veröffentlichten Arbeiten. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern, Band 16, 1897, S. 44–57.[25]
  • Vorträge welche seit der Gründung gehalten worden sind. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern Band 1, 1878–1879 S. 9.[26]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Über uns. 27. Juli 2021, abgerufen am 11. März 2022.
  2. a b Werner Kuhn: Hundert Jahre Geographische Gesellschaft Bern., auf e-periodica.ch, abgerufen am 20. Juli 2017, PDF, 9503 KB
  3. Peter Jud: Die geographischen Gesellschaften der Schweiz. Abgerufen am 20. Juli 2017, PDF, 3012 KB
  4. Élie Ducommun: Albert Schaffter et la Société de Géographie de Berne. (PDF, 2127 KB), auf e-periodica.ch, abgerufen am 20. Juli 2017
  5. a b c Johann Heinrich Graf: Die geographische Gesellschaft in Bern 1873–1898 : ein Rückblick gelegentlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft. Abgerufen am 18. Januar 2023.
  6. Die Welt in Bern - Bern in der Welt : 125 Jahre Geographie an der Universität Bern (1886–2011) / Paul Messerli : Lucienne Rey. [Hrsg.: Geographische Gesellschaft Bern], 2011
  7. Werner, Kuhn: Hundert Jahre Geographische Gesellschaft Bern, doi:10.5169/seals-324162#24.
  8. Alfred Spreng: Die Geographische Gesellschaft von Bern 1873-1923. S. 1–13, abgerufen am 24. Februar 2023.
  9. Fritz Nussbaum: Die Geographische Gesellschaft Bern in den Jahren 1923 bis 1948. 1956, S. 47–51, abgerufen am 24. Februar 2023.
  10. Hans Wiedemar: Geographische Gesellschaft Bern. Geschichte der Gesellschaft. In: GeoAgenda. Nr. 3, 2019, S. 9–11 (unil.ch [PDF]).
  11. a b Monika Wälti, Thomas Klöti, Stefan Brönnimann: Schaufenster in Welten. 150 Jahre Geographische Gesellschaft Bern. In: Geographica Bernensia (Hrsg.): Reihe G Grundlagenforschung G101. 2023, doi:10.4480/GB2023.G101 (16 S., unibe.ch).
  12. Geographische Gesellschaften - Der Bund 25 November 1885. In: e-newspaperarchives.ch. 25. November 1885, abgerufen am 10. März 2023.
  13. Mitglieder-Verzeichnis der Geographischen Gesellschaft von Bern - April 1898. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 16, 1897 (e-periodica.ch).
  14. Johann Heinrich Graf: Verzeichnis des Vorstandes. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 16, 1898, S. 37–43 (e-periodica.ch).
  15. a b Im Schatten: Fritz Nussbaum, Geograph. Abgerufen am 27. Juni 2023 (deutsch, Fritz Nussbaum war fast sein ganzes Leben als Lehrer tätig, aber leitete 35 Jahre lang nebenamtlich die Physische Geographie und führte das Geographische Institut durch die Krisenzeit der 1930er- und 1940er-Jahre. Spuren hinterliess er in der Eiszeitforschung, einem Felsrücken in der Antarktis, mit seiner Stimme gegen nationalsozialistische Geographie und in seiner Wohngemeinde Zollikofen.).
  16. Über dem Nebel – Die Klimaforschung der Berner Geographie wird 50. Abgerufen am 28. Juni 2023 (deutsch, Es begann mit den Bedürfnissen der Raumplanung, heute geht es um Klimawandel und Extremereignisse. Aus einer Handvoll Assistenten um Bruno Messerli wurde eine erfolgreiche Klimaforschungsgruppe. Wichtige Rollen spielten ein Aufstand in Tschad, die Anit-AKW-Bewegung, das Waldsterben, ein Vulkan in den Anden, der Moossee, und immer wieder: der Nebel.).
  17. a b Archiv Vortragsreihe. 30. November 2021, abgerufen am 26. April 2023.
  18. Geographische Gesellschaft Bern (Hrsg.): Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft von Bern. 1973-. Bern (e-periodica.ch).
  19. Berner Geographischen Mitteilungen 1973-, auf e-periodica.ch
  20. Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern 1882–1972, auf e-periodica.ch
  21. Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern 1878–1882, auf e-periodica.ch
  22. Stefan Brönnimann, et al.: Berner Orte der Geographie : Der geographische Stadtführer. In: Geographische Gesellschaft Bern (Hrsg.): Reihe G Grundlagenforschung. G102. Geographica Bernensia, Bern 2023, doi:10.4480/GB2023.G102 (unibe.ch [PDF]).
  23. Hans-Rudolf Egli: Geografische Gesellschaften. In: HLS. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  24. Beatrice Messerli: Die Geographische Gesellschaft Bern und die Afrikaforschung. In: Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft Bern. Band 54, 1980, S. 33–34 (e-periodica.ch).
  25. Johann Heinrich Graf: Die geographische Gesellschaft in Bern 1873–1898 : ein Rückblick gelegentlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft. IV. Beilage: Verzeichnis der in den Jahresberichten bis 1896 veröffentlichten Arbeiten. Abgerufen am 26. April 2023.
  26. Vorträge welche seit der Gründung gehalten worden sind. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in Bern, (1878–1879), Band 1. 1879, S. 9, abgerufen am 26. April 2023.
  27. Gesellschaftlicher Wandel: 150 Jahre Geographische Gesellschaft Bern. Abgerufen am 16. Oktober 2023 (deutsch, Das späte 19. Jahrhundert war eine Zeit der expandieren Märkte, des europäischen Imperialismus und Kolonialismus, aber auch der internationalen Friedensbewegung, des wissenschaftlichen Internationalismus und der Institutionalisierung der Wissenschaften. Der Film beleuchtet die Rolle der Geographischen Gesellschaft Bern in diesem Umfeld, rekonstruiert koloniale Verstrickungen und skizziert die enger werdende Zusammenarbeit mit anderen Geographischen Gesellschaften und Akteuren der Geographie in Bern wie dem Alpinen Museum, dem Topographischen Bureau und dem kartographischen Verlag Kümmerly und Frey.).