Gefecht bei Jungfernhof

Scharmützel im Großen Nordischen Krieg

Das Gefecht bei Jungfernhof war ein kleineres Scharmützel zu Beginn des Großen Nordischen Krieges. Am 6. Maijul. / 17. Mai 1700greg. griffen schwedische Truppen unter dem Befehl von Generalmajor Georg Johann Maydell die sächsischen Stellungen in Neuermühlen und Jungfernhof an. Es kam zu keiner größeren militärischen Auseinandersetzung zwischen den Armeen, denn die sächsischen Truppen räumten angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit ihres Gegners die Stellung bei Jungfernhof und flüchteten sich über die Düna.

Gefecht bei Jungfernhof
Teil von: Großer Nordischer Krieg
Datum 6. Maijul. / 17. Mai 1700greg.
Ort Jungfernhof, heute zu Riga in Lettland
Ausgang schwedischer Sieg
Konfliktparteien

Schweden 1650 Schweden

Polen-Litauen Polen-Litauen

Befehlshaber

Schweden 1650 Otto Vellingk
Schweden 1650 Georg Johann Maydell

Polen-Litauen Otto Arnold Paykull

Truppenstärke

11.000 Mann[1]
davon 3200 Mann im Gefecht

1000–1500 Mann
Kupferhammer:400–500 Infanteristen[2]

Hintergrund Bearbeiten

Im Frühjahr 1700 begann der sächsische Kurfürst und polnische König August der Starke mit seinem Feldzug gegen schwedisch Livland. Bei seiner Wahl zum polnischen König versprach der dem polnischen Volk diese Provinz wieder an die Krone anzugliedern.

Im Februar überschritten die sächsischen Truppen die Grenze von Kurland und fielen in Livland ein. Als erstes wurde am 14. Februarjul. / 24. Februar 1700greg. die Riga am linken Ufer der Düna vorgelagerte Koberschanze erobert. Dann marschierten die Truppen, unter der Führung des Grafen Jacob Heinrich von Flemming und Johann Reinhold von Patkul in Richtung der Hauptstadt Riga. Am 14. Märzjul. / 25. März 1700greg. musste sich nach kurzer Belagerung auch der schwedische Kommandant der Festung Dünamünde ergeben und die sächsischen Truppen bezogen Lager in Jungfernhof, Neuermühlen und einem nur vier Meilen vor Riga gelegenen Kupferhammer.[1] Die Festung wurde zu Ehren des Polenkönigs, obwohl dieser der Belagerung nicht beiwohnte, in Augustusburg umbenannt.[3]

Unterdessen zogen sich die in Livland weit verstreuten schwedischen Truppen in der Nähe von Fellin zusammen. Der schwedische König hatte, nachdem er von der Belagerung von Riga erführ, bereits 4.000 Mann aus der Provinz Finnland in Richtung Livland beordert. Ende April war die Armee auf etwa 11.000 Mann angewachsen. Sie stand unter dem Befehl von General Otto Vellingk und Generalmajor Georg Johann Maydell.[1]

Erste Kämpfe gegen die Sachsen Bearbeiten

Als Erstes griffen die Schweden die sächsischen Truppen in der Stadt Wenden an. Nach kurzem Gefecht räumten die Sachsen die Stadt und zogen sich Richtung Jungfernhof und Kupferhammer zurück.[4]

Mit 1200 Reitern und 2000 Infanteristen marschierte Maydell nun in Richtung des Übergangs Kupfermühle. Dort waren etwa 500 Sachsen stationiert, welche sich aber bei der Annäherung der Schweden sofort nach Neuermühlen zurückzogen. Sie zerstörten die an der Kupfermühle befindliche Brücke. Diese ließ der Generalmajor umgehend wieder aufbauen und setzte den Sachsen nach.

Bei Neuermühlen kam es zu einem kleineren Gefecht. Die sächsischen Truppen hatten hier eine gut ausgebaute Stellung. Die Verschanzungen waren mit einer Brustwehr und leichtem Geschütz gesichert. Auch diese Stellung wurde schnell geräumt und das Geschütz in einem Seitenarm der Düna versenkt. Die sächsischen Soldaten gingen auf ihre Stellung in Jungfernhof zurück.[2]

Gefecht bei Jungfernhof Bearbeiten

Die Stellung bei Jungfernhof war sehr gut gesichert. Im Rücken zur Stellung hatten die Sachsen nur die Düna, welche an dieser Stelle nur über eine Brücke zu passieren war und im Vorfeld waren die Stellungen durch Brustwehr und Geschütz gesichert. Es entwickelte sich aber kein wirkliches Gefecht zwischen den Schweden und den Sachsen. Wie alle Quellen übereinstimmend berichten, kam es nur zu einem kleineren Scharmützel.[1][2][4]

Die sächsischen Truppen zogen sich beim ersten geordneten Angriff der schwedischen Armee sofort zurück. Sie flüchteten über die Düna und zerstörten die Brücke hinter sich. Die Flucht der Sachsen war so überhastet, dass die schwedischen Soldaten nach der Eroberung der Stellung den gesamten Proviant im Lager der Sachsen vorfanden. Auch konnten die schwedischen Soldaten das gerade zubereitete Essen, welches noch im Kessel auf dem Feuer stand, genießen.

Die Folgen Bearbeiten

Durch die Vertreibung der Sachsen konnte sich die Armee von General Vellingk mit der Besatzung der Festung Riga vereinen. Außerdem konnte die Stadt mit frischen Lebensmitteln und anderen Nachschubgütern versorgt werden.

Kurz nach dem Gefecht verstärkten sich die Sachsen mit 5000 litauischen Soldaten unter dem Oberbefehl des Prinzen Ferdinand von Kurland.[5] Auch der sächsische Kurfürst August II. traf gemeinsam mit Graf Flemming bei den Truppen ein. In der Folge gelang den Sachsen der erneute Übergang über die Düna bei Pröbstingshof (heute zu Lielvārde) und die Belagerung von Riga wurde wieder aufgenommen. Diese wurde später erfolglos aufgegeben, denn der schwedische König Karl XII. war in Livland angelandet und eilte Riga zu Hilfe.

Somit war der erste Feldzug im Jahre 1700 für die Sachsen sehr mager ausgefallen. Die einzigen Erfolge waren die Eroberung der Koberschanze und der Festung Dünamünde.

Literatur Bearbeiten

  • Benjamin Bergmann: Johann Reinhold von Patkul vor dem Richterstuhle der Nachwelt (= Benjamin Bergmanns historische Schriften. Bd. 1). Hartknoch, Leipzig 1806.
  • Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften Königs von Schweden. Band 1. Perthes, Hamburg 1835.
  • Geschichte des russischen Staates. Band 4: Ernst Herrmann: Von der Regentschaft der Großfürstin Sophia Alexejewna bis auf die Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth Petrowna (1682–1741) (= Allgemeine Staatengeschichte. Abt. 1: Geschichte der europäischen Staaten. Werke 7). Perthes, Stuttgart 1849.
  • Karl von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. Druckerei der Finnischen Litteraturgesellschaft, Helsingfors 1868.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Ernst Herrmann: Von der Regentschaft der Großfürstin Sophia Alexejewna bis auf die Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth Petrowna. 1849, S. 107.
  2. a b c Karl von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. 1868, S. 243.
  3. Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Lettland (Südlivland und Kurland) (= Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2). Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 132.
  4. a b Benjamin Bergmann: Johann Reinhold von Patkul vor dem Richterstuhle der Nachwelt. 1806, S. 137.
  5. Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften Königs von Schweden. Band 1. 1835, S. 48.