Garumbatitan (dt. Gigant von Garumba) gehört zur Gruppe der Sauropoden und lebte während der frühen Kreidezeit im heutigen Spanien. Die Gattung enthält eine einzige Art, G. morellensis, welche von mehreren Skelettteilen bekannt ist.[1]

Garumbatitan

Rekonstruktion von Garumbatitan morellensis

Zeitliches Auftreten
Barremium (Unterkreide)
126,3 bis 130,7 Mio. Jahre
Fundorte

Arcillas de Morella Formation (Spanien)

Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropoden (Sauropoda)
Titanosauriformes
Somphospondyli
Garumbatitan
Wissenschaftlicher Name
Garumbatitan
Mocho et al., 2023
Art
  • Garumbatitan morellensis

Entdeckung und Namensgebung Bearbeiten

 
Der namensgebende Berg: Mola de la Garumba

Im Jahr 1998 entdeckte Miquel G. Fígols die Fossilienfundstelle Sant Antoni de la Vespa in der Arcillas de Morella Formation in den Sedimenten des Maestrat-Beckens, nahe der Stadt Morella in Castelló, Spanien. Die Fossilien des Garumbatitans wurden während der Expeditionen in den Jahren 2005 und 2008 ausgegraben. Die entdeckten Fossilien gehören zu mehreren Individuen unterschiedlicher Größe. Der Holotypus, der die Überreste des größten Individuums darstellt, umfasst eine Reihe von gelenkig verbundenen Hals- und Rückenwirbeln, Rippen, Schwanzwirbel, Schienbein und Wadenbein. Zusätzliches fossiles Material, das zu einem kleineren Individuum gehört, wurde in Verbindung mit dem Holotypus gefunden, darunter Rippen, beide Schambeine und zwei fast vollständige Hintergliedmaßen, welches erhebliche Überschneidungen mit dem Holotypus aufweist. Diese Knochen wurden als Paratypus-Exemplar zugeordnet. Drei linke Mittelfußknochen und zwei linke Fußknochen wurden ebenfalls Garumbatitan zugeordnet. Weitere Knochen, die zu kleineren Exemplaren gehören, deuten darauf hin, dass die Überreste von Garumbatitan insgesamt mindestens vier Individuen darstellen.[1]

Die Fossilien wurden erstmals 2016 in einem Kurzreferat angekündigt und im Jahr 2017 von Mocho et al. veröffentlicht. Darin wurde es als „unbestimmte Titanosaurform“ beschrieben.[2][3]

Im Jahr 2023 beschrieben Mocho et al. auf der Grundlage der Fossilien eine neue Art unter den Somphospondyli. Der Name „Garumbatitan“ ist eine Anspielung auf den Mola de Garumba, einen der höchsten Gipfel der Region. Das Wort 'Titan' ist ein übliches Suffix für die Namen großer Sauropoden, welches sich auf die Titanen in der griechischen Mythologie bezieht. Der spezifische Name „morellensis“ bezieht sich auf die Formation Arcillas de Morella sowie auf die nahe gelegene Stadt Morella, in der neben den Überresten von Garumbatitan auch einige der ersten spanischen Dinosaurierfossilien entdeckt wurden.[1]

Beschreibung Bearbeiten

 
Beinknochen des eng verwandten Tastavinsaurus

Viele der einzigartigen Merkmale von Garumbatitan liegen in seiner Fußstruktur. Dazu gehören das Fehlen eines Fersenbeins, schlanke Mittelfußknochen und das Fehlen von Zehenknochen für den fünften Finger (ein Merkmal, welches alle Titanosaurier gemein haben). Darüber hinaus weist der Oberschenkelknochen eine seitliche Ausbuchtung auf, die womöglich ausgeprägter als bei anderen Sauropoden war. Die Länge des Schienbeins beträgt nur 64 % der Länge des Oberschenkels. Dies unterscheidet ihn vom verwandten Tastavinsaurus, bei welchem das Schienbein rund 55 % der Länge des Oberschenkels beträgt. Die Wadenbeine des Garumbatitans sind gerade und robust gebaut, während die des Tastavinsaurus stärker gebogen sind.[1]

Klassifizierung Bearbeiten

Eine vorläufige Untersuchung des Fossils ergab, dass das Taxon möglicherweise Ähnlichkeiten mit den Laurasiformes innerhalb der Somphosponyli aufweist.[3] Diese Gruppe ist jedoch problematisch, da sie in mehreren Studien mit einer drastisch variierenden Zusammensetzung an verschiedenen Stellen innerhalb der Macronaria beschrieben wurde.[4] Mocho et al. (2023) stellten Garumbatitan als basales Mitglied der Somphospondylan innerhalb der Titanosauriformes wieder her. Die phylogenetischen Analysen ordneten ihn näher an Dongbeititan und basaler als Tastavinsaurus ein.[1]

Paläoökologie Bearbeiten

 
Rekonstruktion des zeitgenössischen Vallibonavenatrix

Garumbatitan wurde in den Schichten der Arcillas-de-Morella-Formation entdeckt. Er lebte während des späten Barremium in der frühen Kreidezeit. Ebenfalls wurden unter anderem Fossilien von Morelladon, Mantellisaurus und des Theropoden Vallibonavenatrix in der Formation gefunden.[5][6][7][8]

Es wurden auch zwei Schildkrötenarten (Brodiechelys royoi und Eodortoka), ein unbenannter Plesiosaurier und unbestimmte titanosauriforme Überreste, die sich von Garumbatitan unterscheiden, beschrieben.[9][10][1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Pedro Mocho, Fernando Escaso, José M Gasulla, Àngel Galobart, Begoña Poza, Andrés Santos-Cubedo, José L Sanz, Francisco Ortega: New sauropod dinosaur from the Lower Cretaceous of Morella (Spain) provides new insights on the evolutionary history of Iberian somphospondylan titanosauriforms. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 28. September 2023, ISSN 0024-4082, doi:10.1093/zoolinnean/zlad124 (englisch).
  2. P. Mocho, F. Escaso, J. M. Gasulla, A. Galobart, B. Poza, A. Santos-Cubedo, J. L. Sanz, F. Ortega: A new titanosauriform sauropod from the Arcillas de Morella Formation (Early Cretaceous, Spain). In: Conference: VII International Symposium about Dinosaurs Palaeontology and their Environment. 2016, S. 97–98 (englisch, researchgate.net).
  3. a b P. Mocho, A. Pérez-García, J. M. Gasulla, F. Ortega: High sauropod diversity in the upper Barremian Arcillas de Morella Formation (Maestrat Basin, Spain) revealed by a systematic review of historical material. In: Journal of Iberian Geology. 43. Jahrgang, Nr. 2, 28. Juli 2017, ISSN 1698-6180, S. 111–128, doi:10.1007/s41513-017-0012-8 (englisch).
  4. Rafael Royo-Torres, Carolina Fuentes, Manuel Meijide, Federico Meijide-Fuentes, Manuel Meijide-Fuentes: A new Brachiosauridae Sauropod dinosaur from the lower Cretaceous of Europe (Soria Province, Spain). In: Cretaceous Research. 80. Jahrgang, 2017, S. 38–55, doi:10.1016/j.cretres.2017.08.012 (englisch).
  5. José Miguel Gasulla, Fernando Escaso, Iván Narváez, Francisco Ortega, José Luis Sanz: A New Sail-Backed Styracosternan (Dinosauria: Ornithopoda) from the Early Cretaceous of Morella, Spain. In: PLOS ONE. 10. Jahrgang, Nr. 12, 2015, S. e0144167, doi:10.1371/journal.pone.0144167, PMID 26673161, PMC 4691198 (freier Volltext), bibcode:2015PLoSO..1044167G.
  6. José M. Gasulla, Fernando Escaso, Francisco Ortega, José L. Sanz: New hadrosauriform cranial remains from the Arcillas de Morella Formation (lower Aptian) of Morella, Spain. In: Cretaceous Research. 47. Jahrgang, Januar 2014, S. 19–24, doi:10.1016/j.cretres.2013.10.004 (englisch, elsevier.com).
  7. E. Malafaia, J. Miguel Gasulla, F. Escaso, I. Narváez, J. Luis Sanz, F. Ortega: A new spinosaurid theropod (Dinosauria: Megalosauroidea) from the late Barremian of Vallibona, Spain: Implications for spinosaurid diversity in the Early Cretaceous of the Iberian Peninsula. In: Cretaceous Research. 106. Jahrgang, 2019, S. 104221, doi:10.1016/j.cretres.2019.104221.
  8. A. Santos-Cubedo, C. de Santisteban, B. Poza, S. Meseguer: A new spinosaurid dinosaur species from the Early Cretaceous of Cinctorres (Spain). In: Scientific Reports. 13. Jahrgang, Nr. 1, 2023, 6471, doi:10.1038/s41598-023-33418-2.
  9. A. Pérez-García, J. M. Gasulla, F. Ortega: Eodortoka morellana gen. et sp. nov., the first pan-pleurodiran turtle (Dortokidae) defined in the Lower Cretaceous of Europe. In: Cretaceous Research. 48. Jahrgang, 1. März 2014, ISSN 0195-6671, S. 130–138, doi:10.1016/j.cretres.2013.12.004.
  10. Juan M. Quesada, Adán Pérez-García, José Miguel Gasulla, Francisco Ortega: Plesiosauria remains from the Barremian of Morella (Castellón, Spain) and first identification of Leptocleididae in the Iberian record. In: Cretaceous Research. 94. Jahrgang, 1. Februar 2019, ISSN 0195-6671, S. 8–24, doi:10.1016/j.cretres.2018.10.010 (englisch).