Gabriele Adinolfi

italienischer Schriftsteller und neofaschistischer Aktivist

Gabriele Adinolfi (* 3. Januar 1954 in Rom) ist ein italienischer Publizist und neofaschistischer Aktivist. Er zählt zu den führenden Ideologen der extremen Rechten in Europa.

Leben Bearbeiten

Gabriele Adinolfi war während der 1968er Jahre im Umfeld der neofaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano aktiv. In den 1970er Jahren trat er dann rechtsextremistischen Organisationen wie Avanguardia Nazionale bei. Zusammen mit Roberto Fiore und Giuseppe Dimitri gründete er 1976 die neofaschistische Organisation Lotta Studentesca, die sich später Terza Posizione nannte.[1][2] Diese verfolgte antikapitalistische Ziele.[3] Aus ihr ging die rechtsterroristische Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR) hervor.[3] Im Zusammenhang mit den Ermittlungen beim Anschlag von Bologna 1980 wurde gegen ihn ein Haftbefehl ausgestellt. Seine Gruppe wurde verboten und er ging für 20 Jahre nach Frankreich ins Exil.[3] 1992 gründete er in Paris verschiedene Zeitschriften u. a. Orion und Rinascita. Außerdem installierte er den politischen Blog Noreporter.[4] Nach dem Tod seines Geschäftspartners Walter Spedicato stellte er die Publikation ein. Nach Verjährung des Falles 2000 kehrte er nach Italien zurück. Derzeit ist er für das Orion-Magazin und die Webseite NoReporter verantwortlich und leitet die Denkfabrik Centro Studi Polaris. Außerdem ist er Autor mehrerer Bücher über den sogenannten Dritten Weg.

2013 war er als Gast in das Programm der von Götz Kubitschek organisierten neurechten Messe Zwischentag eingebunden.[5]

Wie der Historiker Andrea Mammone herausstrich, war der „Ideologe“ Gabriele Adinolfi neben dem Franzosen Christian Bouchet maßgeblich an der Verbreitung faschistischer Ideen in Frankreich beteiligt.[6] Nach dem Politikwissenschaftler Markus K. Grimm unternahm Adinolfi in letzter Zeit den erfolglosen Versuch, die „Skin- und Ultra-Gruppen“ zu einer sogenannten „Nationalen Bewegung“ zusammenzuschließen. Ideologisch bewegte er sich zwischen Terza Posizione und Nationalsozialismus.[7] Für den Politikwissenschaftler José Pedro Zúquete gehöre er zu den Führern der neofaschistischen italienischen Organisation CasaPound.[8] Der Rechtsextremismusforscher Helmut Kellershohn sieht ihn als einen „Vordenker“ von CasaPound.[9]

Sein Sohn Carlomanno Adinolfi ist Chefredakteur von Occidentale.[3]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Noi, Terza posizione. Settimo sigillo, Rom 2000.
  • Nuovo ordine mondiale: tra imperialismo e impero. Barbarossa, Mailand 2002.
  • Nos belles années de plomb: la droite radicale italienne dans l'orage de la lutte armée et de l'exil. l'Aencre, Paris 2004.
  • Tortuga: l'isola che non c'è: pensieri non conformi di lotta e vittoria. Barbarossa, Mailand 2008.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anna Cento Bull: Italian Neofascism. The Strategy of Tension and the Politics of Nonreconciliation. Berghahn Books, Oxford 2007, ISBN 978-1-84545-335-0, S. 128.
  2. Björn Resener: Alte Liebe rostet nicht. In: AIB 83, 2/2009.
  3. a b c d Björn Resener: Neofaschistischer Vormarsch. In: AIB 79, 2/2008.
  4. Andrea Mammone, Emmanuel Godin, Brian Jenkins (Hrsg.): Varieties of Right-Wing Extremism in Europe. Routledge, London 2012, ISBN 978-0-415-62719-1, S. 290.
  5. Helmut Kellershohn: Das Institut für Staatspolitik und das jungkonservative Hegemonieprojekt. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-01983-9, S. 441, Fn. 8.
  6. Andrea Mammone: Transnational Neofascism in France and Italy. Cambridge University Press, New York 2015, ISBN 978-1-107-03091-6, S. 224.
  7. Markus K. Grimm: Die problematische Neuerfindung der italienischen Rechten: Die Alleanza Nazionale und ihr Weg in die Mitte. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12566-0, S. 294.
  8. José Pedro Zúquete: "Free the People": The Search for "True Democracy" in Western Europe's Far-Right Political Culture. In: Carlos de la Torre (Hrsg.): The Promise and Perils of Populism: Global Perspectives. University Press of Kentucky, Lexington 2015, ISBN 978-0-8131-4686-7, S. 248.
  9. Helmut Kellershohn: "Es geht um Einfluss auf die Köpfe" – Das Institut für Staatspolitik. Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier Rechtsextremismus, 7. Juli 2016, Fn. 29.