Franz Jakob Göbel

deutscher Mathematiker, Professor und Rektor magnificus an der Universität Leuven

Franz Jakob Goebel (* 16. Juli 1791 in Mingolsheim, Großherzogtum Baden; † 23. August 1858 in Baden-Baden) war ein deutscher Mathematiker und Professor an der Reichsuniversität Löwen.

Leben Bearbeiten

Franz Jakob Goebel war das zweite von fünf Kindern des Johannes Franciscus Xaver Goebel (in zweiter Ehe) mit Maria Theresia geb. Eisel. Bereits in seinem siebten Lebensjahr starb sein Vater und 1801 seine Mutter, er wurde dadurch schon mit 10 Jahren Vollwaise. Der damalige Ortspfarrer Franz Xaver Bender förderte seine besonderen Fähigkeiten und ermöglichte ihm mit 15 Jahren den Besuch des Lyceums in Baden-Baden. 1813 immatrikulierte er sich zum Studium der Philologie an der Universität Heidelberg. Er studierte dabei auch Mathematik und musste aus Geldnöten sein Studium mit Privatstunden finanzieren.

Im Dezember 1813 trat er der Armee des Großherzogtums Baden bei, um am Befreiungskampf gegen Napoleon Bonaparte teilzunehmen. Nach Beendigung der Schlacht nahm er 1814[1][2] seinen Abschied vom Militär und setzte sein Studium in Heidelberg fort. Am 4. September 1817 promovierte er an der Philosophischen Fakultät. Er hatte darauf bestanden, unverzüglich promovieren zu können, da er ein Lehrangebot an der neu gegründeten Reichsuniversität Löwen erhalten hatte. Während seiner Prüfungen fiel auf, dass er nur begrenzte mathematische Kenntnisse hatte. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der einer der Prüfer war, war überrascht, dass jemand mit solch begrenzten mathematischen Kenntnissen zum Professor für Mathematik ernannt wurde und widersetzte sich Goebels Berufung, nachdem Goebel erneut eine Dissertation eingereicht hatte.[3]

Als die Reichsuniversität Leuven gegründet wurde, wurde Goebel tatsächlich 1817 zum ordentlichen Professor an der Fakultät für Mathematik und Physik ernannt. Er unterrichtete Elementarmathematik, die Prinzipien von Arithmetik und Algebra, Geometrie, analytische Geometrie, flache und sphärische Triangulation, höhere Mathematik (Differential- und Integralrechnung) und Astronomie. 1820 richtete er ein mathematisches Seminar für Studenten ein, die sich auf ihre Ausbildungskarriere vorbereiteten. In diesem Seminar beschäftigte er sich sowohl mit reiner, als auch mit angewandter Mathematik. Nach ein paar Jahren war Goebel erfreut zu sehen, dass seine Schüler zu Lehrern an fast allen Gymnasien in den südlichen Niederlanden ernannt wurden.

Goebel war im akademischen Jahr 1823/24 Rektor magnificus der Universität.

Im August 1830 kam es in Belgien zur Revolution gegen die Vereinigung mit den Niederlanden, er und auch Franz Joseph Dumbeck und Franz Josef Mone verloren ihre Anstellungen an der Universität und mussten das Land verlassen. Goebel kehrte nach Baden zurück, behielt aber die Hälfte seines Gehalts auf Kosten des Niederländischen Staates. Er blieb noch als Autor von Lehrbüchern aktiv.

Am 25. November 1833[4][5] heiratete er in Baden-Baden als Witwer[6] Marie Adelheid von Harrant (1803–1875). Fünf Jahre später, 1838, wurde sein Name in "Goebel von Harrant" durch Adelung geändert.[7] Sein Sohn Edmund August Valentin Jacob Luois (* 1836; später Hauptmann und um 1871 Major) durfte ebenso diesen Namen tragen.[8] Nach seinem Tod behielt seine Witwe die Hälfte des niederländischen Entlassungsgeldes.

Goebel wurde am 26. August 1843 Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden.[9]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Elementa geometriae im üblichen praelectionum novo ordine digesta. Cuelens, Leuven 1823.
  • Jean-Louis Boucharlat: Anfangsgründe der Differenzial- und Integralrechnung. Aus dem französischen übersetzt von F. J. Goebel, Frankfurt 1823.
  • Oratio de efficacissimîs quibus adolescentum animi ad Geometriœ descriptivae studium adliciuntur incitamentis , in: Annales Academiae Lovaniensis, 1825.
  • Grundlehren der Geometrie, Trigonometrie, der Kegelschnitte und der darstellenden Geometrie. Frankfurt 1826.
  • Grundsätze der allgemeinen Grössenlehre. Frankfurt am Main, 1827.
  • Geometrie für Gewerb Schulen. Karlsruhe 1834.
  • Lehrbuch der Physik und Astronomie nach den neuesten Beobachtungen und Entdeckungen systematisch zum Gebrauch beim Unterrichte bearbeitet. Groos, Karlsruhe 1839.

Literatur Bearbeiten

  • Conversations-Lexikon der Gegenwart. Band 2, Brockhaus, Leipzig 1839, S. 451–452 (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Google Books, Brockhaus Lexikon 1839
  2. Promotionsgesuch am 4. März 1814
  3. Friedhelm Nicolin: Hegel als Professor in Heidelberg. In: Hegel-Studien Band 2, 1963, S. 74 (Google Books); Terry Pinkard: Hegel. A Biography. Cambridge University Press, Cambridge 2000, S. 368 (Google Books).
  4. Kirchliche Trauung am 25.11.1833 Stiftskirche in Baden-Baden {EB und StB 28, 1833 Nr. 36. Auch in Rastatt eingetragen: 390 Nr. 4128, 1 Band Rastatt, katholische Gemeinde: Heiratsbuch 1809-1839 Bild 337/338}. Trauzeugen: Josef Loreye, Geistl. Rat und Lyceums-Direktor in Rastatt; Wenzeslaus Vogt, lediger Privatmann in Baden-Baden.
  5. Permalink Generallandesarchiv Karlsruhe Kirchenbucheintrag: ...königlichniederländischer Professor, Wittwer u. Freifräulein Adelheit v. Harrant...
  6. Seine erste Frau Maria Anna geb. Lumpp ist im Alter von 36 Jahren am 23. April 1832 in Rastatt gestorben. (Totenbuch Rastatt # 56)

    Zu allem Unglück verlor Göbel nicht nur nach 14-jähriger Lehrtätigkeit seine Professur, sondern in Baden–Baden auch durch Tod seine ganze Familie.

    Ortschronik: Bad Schönborn Band 2 S. 43
  7. Gabriele Wiechert: "Im Servste des Hauses Habsburg". Genealogie und Abstammung einiger badischer Amtmanngeschlechter - Neueste Erkenntnisse aufgrund von Durchsicht bisher ungesichteter Archivalien. (Digitalisat).
  8. Der zweite Sohn, Lothar Valentin Ernst Josef (1839-1847) starb bereits im Alter von acht Jahren und fünf Monaten.
  9. Ehrenbürger in Baden-Baden.