Französisches Kulturzentrum (Ost-Berlin)

Kulturzentrum in Berlin-Mitte Unter den Linden 37 von 1984 bis 1995

Das Französische Kulturzentrum (französisch Centre culturel français) war von 1984 bis 1995 ein Kulturzentrum in Berlin-Mitte (Unter den Linden 37).

Französisches Kulturzentrum, 1984

Vorgeschichte Bearbeiten

Die politischen und kulturellen Beziehungen zwischen der DDR und Frankreich waren meist gut. Im Jahr 1980 wurde ein Kulturabkommen zwischen beiden Ländern geschlossen, das die Einrichtung gegenseitiger Kulturzentren in Ost-Berlin und Paris vorsah. Die französische Regierung forderte aber, dass jeder Interessierte das Kulturzentrum in Berlin besuchen könne und dass dort auch französische Tageszeitungen und Bücher zugänglich sein sollten, wogegen sich die DDR-Verantwortlichen lange sträubten.

Im Dezember 1983 eröffneten der DDR-Außenminister Oskar Fischer und der DDR-Botschafter in Frankreich das Kulturzentrum der DDR in Paris.

Geschichte Bearbeiten

Am 27. Januar 1984 wurde das französische Kulturzentrum Unter den Linden feierlich eröffnet. Dazu kamen die Außenminister Claude Cheysson und Oskar Fischer, der DDR-Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann, die Volksbildungsministerin Margot Honecker, die ZK-Sekretärin für Kultur Ursula Ragwitz und weitere Gäste.[1] Im folgenden Jahr, 1985 wurde der große Veranstaltungssaal im Beisein des französischen Premierministers Laurent Fabius eingeweiht. Für den Betrieb und die dargebotenen Materialien des Kulturzentrums und seiner Bibliothek war das französische Außenministerium zuständig, was von der französischen Botschaft in Ost-Berlin koordiniert wurde.[2]

Das Kulturzentrum blieb nach der Wende 1989 vorerst bestehen. Trotz Protesten musste es aber am 30. September 1995 schließen und den Bestand dem Institut Français im Maison de France in Berlin-Charlottenburg übergeben.

Nutzung Bearbeiten

Im Französischen Kulturzentrum fanden zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und ähnliches statt, es gab Ausstellungen, eine Ausleihbibliothek, ein Kino mit etwa 100 Plätzen und Sprachkurse. Das Kulturzentrum wurde gut besucht, es war besonders für Personen mit Französischkenntnissen interessant. Die Staatssicherheit war auch immer anwesend und beobachtete Besucher und Veranstaltungen.[3]

Anfang 2024 gab es eine Ausstellung zum 40-jährigen Eröffnungsjubiläum durch das Institut Français in der Galerie Alice Guy.[4][5]

Gebäude Bearbeiten

 
Unter den Linden 37 (links) und 39 (rechts)

Das Gebäude Unter den Linden 37, seit den 1990er Jahren als Teil der Dorotheenstadt unter Denkmalschutz stehend,[6] befindet sich südwestlich der Kreuzung der Straße Unter den Linden mit der Friedrichstraße. Es wurde von 1963 bis 1966 zusammen mit den Nachbargebäuden Nr. 39 und 41 nach Entwürfen der DDR-Architekten Emil Schmidt und Heinz Dübel gebaut. Es war im staatlichen Eigentum und ab 1990 im Besitz des Landes Berlin und des Bundes. 1997 war dort kurzzeitig der Szeneklub Cookies untergebracht. Seitdem wird das Gebäude als Apartmenthaus mit Geschäften im Erdgeschoss genutzt.

Literatur Bearbeiten

  • Vincent Wroblewsky: Eine alternative Insel in Ost-Berlin. In: Berliner Zeitung vom 29. Januar 2024
  • Henry de Bresson: RDA. Le centre culturel français de Berlin-Est. In Le Monde vom 19. April 1984 (französisch/deutsch)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Französisches Kulturzentrum – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Französisches Kulturzentrum in Berlin wurde feierlich eröffnet. In: Neues Deutschland, 28. Januar 1984, S. 1 und 3; online.
  2. Kurzinfos mit Abbildungen zur Literatur im Zentrum, abgerufen am 18. März 2024.
  3. Susanne von Schenck: Dialog zwischen Deutschen und Franzosen Deutschlandfunk, 7. September 2010, mit Aussagen der letzten Leiterin Micheline Bouchez.
  4. Unter den Linden 37 Institut Français.
  5. Erinnerungsstücke Institut Français, mit Foto der offiziellen Namenstafel Centre Culturel Français. Französisches Kulturzentrum neben dem Eingang.
  6. Baudenkmal Ensemble Dorotheenstadt

Koordinaten: 52° 30′ 59,8″ N, 13° 23′ 16,4″ O