Frank Gotthardt (Unternehmer)

deutscher Informatiker und Unternehmer

Frank Gotthardt (* 28. August 1950 in Siegen) ist ein deutscher Informatiker und Unternehmer aus Koblenz. Gotthardt ist Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender des Software-Unternehmens CompuGroup Medical SE & Co KGaA (CGM), das weltweit mehr als 9.000 Mitarbeitende beschäftigt. Es gehört und zu den führenden IT-Unternehmen im Gesundheitsbereich und machte 2023 einen Umsatz von 1,19 Milliarden Euro.[1]

Darüber hinaus betreibt Gotthardt die drei Fernsehsender DRF1, TV Mittelrhein und Westerwald-Wied TV und ist Besitzer des Eishockey-Erstligisten Kölner Haie. Über die von ihm gegründeten Aktiengesellschaften VIUS Management SE und Vius SE und das Portal Nius ist er zudem mit der publizistischen Tätigkeit des ehemaligen BILD-Chefredakteurs Julian Reichelts verbunden.[2]

Frank Gotthardt ist parteilos und Ehrenvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats Rheinland-Pfalz.[3]

Leben Bearbeiten

Jugend Bearbeiten

Frank Gotthardt wurde in Siegen geboren und wuchs in Wülfrath-Düssel auf. Er besuchte das Naturwissenschaftliche Gymnasium Wuppertal-Vohwinkel und war dort zwischenzeitlich Vorsitzender des Schülerparlaments.[4] Als Stadtschülersprecher organisierte er Sitzstreiks.[4] Nach einem Studium der Informatik in Bonn[5] machte Gotthardt sich selbstständig.

Berufsleben Bearbeiten

Zunächst entwickelte er Software für die Fleischwarenindustrie. Durch seine Frau, die Zahnärztin Brigitte Gotthardt, kam er in Kontakt mit der Medizinbranche und gründete 1987 gemeinsam mit vier Zahnärzten das Unternehmen Dentev, aus dem sich später die CompuGroup Medical entwickelte. Im Laufe der Jahre kaufte Gotthardt andere Arztsoftware-Unternehmen wie Arcos, Dorsymed, Sysmed-KDV, Data Vital und die Hauptkonkurrenten TurboMed und Medistar hinzu, die in die CompuGroup Medical integriert wurden.

Im Mai 2007 brachte Gotthardt das Unternehmen an die Börse, unter anderem um Kapital für eine internationale Expansion zu beschaffen.[6] Insgesamt betrug das Emissionsvolumen 300 Millionen Euro.[7] In Focus Money kündigte Gotthardt im Zuge des Börsengangs an, zum Global Player der Health IT zu werden. Im Sommer 2020 übernahm die CompuGroup Medical unter seiner Leitung Teile des IT-Healthcare-Portfolios des US-Konzerns Cerner in Deutschland und Spanien für 225 Mill. Euro. Damit erhielt das Klinikgeschäft bei CGM einen Wachstumsschub. Ebenfalls in 2020 folgte der Eintritt in den US-Markt mit der Übernahme des US-Anbieters von Arztinformationssystemen EMDS für 203 Mill. Euro.[8]

Die Softwareanwendungen der Übernahmen wurden weitergeführt.[5] Die CGM entwickelte sich daraufhin zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Informationstechnologie in der Gesundheitsversorgung. Das Unternehmen gilt als Marktführer in deutschen Arztpraxen und hat über 900 Mitarbeitende, davon 1200 am Standort Koblenz. Über 1,6 Millionen Mediziner, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe nutzen die Software von CGM.[9][5] Das Unternehmen ist heute in mehr als 60 Ländern aktiv.[10] Zum Jahreswechsel 2020/21 wechselte Gotthardt in den Verwaltungsrat des Unternehmens.[11]

Als die Kassenärztliche Bundesvereinigung einen eigenen Online-Dienst gründen wollte, klagte Gotthardt wegen des Eingriffs in den Wettbewerb durch eine öffentlich-rechtliche Körperschaft und bekam vor Gericht Recht.[5]

Kölner Haie Bearbeiten

Im Jahr 2010 stieg Frank Gotthardt als einer von mehreren Gesellschaftern bei dem finanziell angeschlagenen Eishockeyverein Kölner Haie ein. Er selbst übernahm 96 Prozent der Anteile des Clubs von dem Immobilienunternehmer Heinz-Hermann Göttsch. Die Zeitung Kölner Stadtanzeiger bezeichnete die Investoren um Gotthardt in diesem Zusammenhang als „Glücksfall“ und schrieb 2013, ohne sie würde es den Traditionsverein wahrscheinlich nicht mehr geben. (Kölner Stadtanzeiger, Die Erfolgsgeschichte der Haie, 11.4.2013) Im Laufe der Jahre unterstützte Gotthardt die Haie mit 25 Millionen Euro, da der Club wie auch viele andere Profi-Clubs in Deutschland defizitär arbeiten.[12]

Gotthardt war lange Jahre Landesvorsitzender des Lobby- und Berufsverbands Wirtschaftsrat der CDU in Rheinland-Pfalz und damit auch Mitglied des Bundesvorstands,[13] dessen Ehrenvorsitzender er heute ist.[14] Mit 96 Prozent der Anteile[15] ist Gotthardt fast alleiniger Besitzer des Eishockeyclubs Kölner Haie.[16]

Medienunternehmer Bearbeiten

Frank Gotthardt ist Eigentümer der DRF-Mediengruppe mit den Marken TV Mittelrhein (lineares Regionalfernsehen und online), WW-TV und „DRF 1 das Radio“.[17]

Frank Gotthardt ist Mehrheitsgesellschafter der Vius Management SE, bei der unter anderem der ehemalige BILD-Chefredakteur Julian Reichelt geschäftsführender Direktor ist. Die Firma startete im Jahr 2022 das Nachrichtenportal Nius, das dem Boulevardjournalismus zugerechnet wird.[18] Gotthardt selbst sieht das Portal als Ergänzung in der Medienlandschaft, „die weder zu rechts noch zu links ist“.[19] Der Medienwissenschaftler Benjamin Krämer bezeichnet Nius dagegen als „populistisch im präzisen Sinne des Wortes“ und ordnet es politisch weit rechts ein.[20]

Privates Bearbeiten

Frank Gotthardt ist verheiratet und hat einen Sohn, der als Medizin-Professor an der Universität Heidelberg lehrte[21] und 2015 die Gotthardt Healthgroup AG gründete.[22]

Vermögen Bearbeiten

Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn hält Frank Gotthardt heute etwas weniger als die Hälfte der Anteile der CompuGroup Medical. Das Manager Magazin taxierte das Vermögen auf 1,4 Milliarden Euro (Stand 2020).[23]

Politisches Engagement Bearbeiten

Gotthardt war lange Jahre Landesvorsitzender des Lobby- und Berufsverbands Wirtschaftsrat der CDU in Rheinland-Pfalz und damit auch Mitglied des Bundesvorstands[24]. Heute ist er Ehrenvorsitzender des Wirtschaftsrats der CDU in Rheinland-Pfalz.[25] Er selbst verortet sich politisch eher CDU-nah, sei aber kein Mitglied der Partei.[19]

Positionen Bearbeiten

In einem Interview mit der Rhein-Zeitung kritisierte Frank Gotthardt im Jahr 2021, dass die Politik zu wenig gegen den Fachkräftemangel in der IT-Branche unternehme. Die Politik kümmere sich zu sehr um konkrete Projekte, für die sie nicht aufgestellt sei. Als Beispiel nannte Gotthardt die europäische Cloud Gaia-X, die grundsätzlich etwas Gutes sei. Sinnvoller sei es aber, wenn sich die Politik um geeignete Rahmenbedingungen kümmere und in die Ausbildung von Fachkräften an Universitäten investiere.[26]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Avoxa-Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH: Geschäftsjahr 2023: Compugroup steigert Umsatz. Abgerufen am 23. April 2024.
  2. kress.de: "Staatsbürgerliche Verantwortung": Gründer Frank Gotthard spricht erstmals über Nius und Reichelt. Abgerufen am 23. April 2024.
  3. Landesvorstand. Abgerufen am 23. April 2024 (deutsch).
  4. a b Daniel Meyer: Das Silicon Valley am Mittelrhein, in: Label 56 (2016)
  5. a b c d Arzt-EDV-Pionier Frank Gotthardt hört auf. 26. Dezember 2020, abgerufen am 19. Oktober 2022.
  6. Compugroup-IPO | Klaus Esser mischt mit. manager-magazin.de, 22. April 2007, abgerufen am 24. April 2024.
  7. Mathieu Klos: Börsengang der CompuGroup. juve.de, 29. Juni 2007, abgerufen am 24. April 2024.
  8. Mit 70 Jahren tritt Frank Gotthardt kürzer | Börsen-Zeitung. Abgerufen am 23. April 2024.
  9. Apotheke Adhoc: CGM: Gotthardt übergibt an Telekom-Chef. Abgerufen am 22. August 2022.
  10. Startseite. cgm.com, abgerufen am 23. April 2024.
  11. Mit 70 Jahren tritt Frank Gotthardt kürzer | Börsen-Zeitung. Abgerufen am 23. April 2024.
  12. Frank Gotthardt: Warum der Inhaber der Kölner Haie das rechtspopulistische Portal „Nius“ gegründet hat. 12. März 2024, abgerufen am 23. April 2024.
  13. Thomas Wolff in den fBundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU e.V. gewählt. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  14. Was läuft da zwischen Reichelt und dem TV-Sender-Besitzer aus Rheinland Pfalz? Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  15. Die Haie auf Eis. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  16. Kölner Haie: Behält Gesellschafter Frank Gotthardt seine Anteile? Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  17. Patrick Prangenberg kressköpfe – Detail. In: kress.de. Abgerufen am 22. August 2022.
  18. Frank Gotthardt: Warum der Inhaber der Kölner Haie das rechtspopulistische Portal „Nius“ gegründet hat. 12. März 2024, abgerufen am 23. April 2024.
  19. a b RUND UMS ECK – Der Koblenz-Podcast - Frank Gotthardt. Abgerufen am 23. April 2024.
  20. Frank Gotthardt: Warum der Inhaber der Kölner Haie das rechtspopulistische Portal „Nius“ gegründet hat. 12. März 2024, abgerufen am 23. April 2024.
  21. Frank Gotthardt – Vermögen und Biografie. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  22. Compugroup: Gotthard übernimmt Gotthard. 22. November 2022, abgerufen am 23. April 2024.
  23. Compugroup-Chef Frank Gotthardt: Der Pionier der digitalen Medizin hört auf. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  24. Thomas Wolff in den Bundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU e.V. gewählt. Abgerufen am 23. April 2024 (deutsch).
  25. kress.de: Was läuft da zwischen Reichelt und dem TV-Sender-Besitzer aus Rheinland Pfalz? Abgerufen am 23. April 2024.
  26. CompuGroup-Chef Frank Gotthardt: Klare Ansage der Wirtschaft an die Hochschulen, Rhein-Zeitung, 17.3.2021