Ferdinand Christoph Oetinger

deutscher Arzt, Hochschullehrer der Medizin in Tübingen, Rat und Leibarzt sowie Rektor der Universität Tübingen

Ferdinand Christoph Oetinger (* 18. Februar 1719 in Göppingen; † 10. April 1772 in Tübingen)[1] war ein deutscher Arzt, Professor der Medizin in Tübingen, Herzoglich Württembergischer Rat und Leibarzt sowie 1768/69 Prorektor der Universität Tübingen.

Ferdinand Christoph Oetinger auf einem Gemälde in der Tübinger Professorengalerie

Leben Bearbeiten

Ferdinand Christoph Oetinger war Sohn von Johann Christoph Oetinger II. (1668–1733), Stadt- und Amtsschreiber in Göppingen, und von dessen zweiter Ehefrau (Hochzeit in Stuttgart 1696), Rosina Dorothea Oetinger, geb. Wölffing (1676–1727). Er immatrikulierte sich 1732 an der Universität Tübingen, wurde dort 1760 außerordentlicher Professor und 1762 ordentlicher Professor für Medizin. Er war 1738 in Halle an der Saale zum Dr. med. promoviert worden. Er wurde Physikus in Urach und zugleich in Münsingen. Außerdem war er Stadt-, Amts- und Klosterphysikus in Tübingen und Bebenhausen. Vom 1. November 1768 bis zum 2. Mai 1769 war er Prorektor der Universität Tübingen, während Karl II. Eugen Herzog von Württemberg und Teck vom 2. November 1767 bis zu seinem Tod am 24. Oktober 1793 offiziell das Amt des Rector magnificentissimus der Universität bekleidete.[2] Sein Porträt hängt in der Tübinger Professorengalerie.

Bedeutsam ist er vor allem als Lehrer zweier Ärzte geworden, die sich für den animalischen Magnetismus eingesetzt haben:

1. des mit Heilbronn und der dortigen Reichsritterschaft in Verbindung stehenden Tübinger Arztes Christian Friedrich (von) Reuß (1745–1813), seit 1773 postum Schwiegersohn Ferdinand Christoph Oetingers.[3]

2. des Heilbronner Arztes Eberhard Gmelin, zu dessen Patienten Friedrich Schiller und Justinus Kerner gehörten, dazu als Patientinnen Lisette Kornacher, Charlotte Elisabethe Zobel und Caroline Heigelin. Kornacher wurde lange Zeit als "Ur-Käthchen", d. h. als Vorbild für die literarische Figur des Käthchens von Heilbronn, angesehen. (Bei einem Begriff wie "Ur-Käthchen" wirkte die Begeisterung für die Fortschritte auf dem Gebiet der Paläontologie, Vor- und Frühgeschichte mit.) Heute sehen manche Forscher in Zobel oder auch Heigelin eine von mehreren möglichen Anregungen für die literarische Figur des Käthchens von Heilbronn.

Zu den Nachkommen Ferdinand Christoph Oetingers gehört der Tübinger Theologieprofessor Peter Stuhlmacher. Unter Ferdinand Christoph Oetingers Geschwistern ist der pietistische Theosoph Friedrich Christoph Oetinger hervorzuheben.[4]

Literatur Bearbeiten

Walter Ulmer: Burkhard David Mauchart, Christian Ludwig Moegling, Ferdinand Christoph Oetinger und ihre Tätigkeit in Lehre und Forschung auf dem Gebiet der gerichtlichen Medizin in Tübingen. Med. Diss. Tübingen 1980.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reinhold Scholl: Die Bildnissammlung der Universität Tübingen, 1477 bis 1927. Schriften des Vereins für Württembergische Familienkunde, Heft 2, Verlag von K. Ad. Emil Müller, Stuttgart, 1927.
  2. Eintrag Ferdinand Christoph Oetinger auf Tobias-Bild.
  3. Reuß hat 1778 zwei Bücher veröffentlicht, in denen er sorgfältig die Verbreitung der Magnetkuren von Maximilian Hell, SJ., und Franz Anton Mesmer dokumentiert. Vgl. [Christian Friedrich Reuß:] Sammlung der neuesten gedruckten und geschriebenen Nachrichten von Magnet-Curen, vorzüglich der Mesmerischen. Leipzig, bei Christian Gottlob Hilschern [Hilscher], 1778. – [Ausgabe A:] [3] Bl, 194 S.; [Ausgabe B:] [2] Bl., 309 S., [2] gefaltete Bl. Siehe den Hinweis darauf bei Reinhard Breymayer: Anzeigenteil [...]. In: Johann Friedrich Jüdler, Friedrich Christoph Oetinger, Erhard Weigel: Realvorteile zum Informieren. [...] Wiederentdeckt und hrsg. von Reinhard Breymayer. Heck, Dußlingen 2014, S. 163–172, hier S. 167. C. F. Reuß war ein Vetter von Jakob Gottlieb Reuß (1753–1839), dieser seit 1780 Archivar beim Ritterkanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben der Reichsritterschaft in Heilbronn, seit 1795 dort Konsulent (Rechtsberater), 1807–1822 Königlich Württembergischer Oberregierungsrat in Stuttgart.
  4. Vgl. dazu Reinhard Breymayer: Zwischen Prinzessin Antonia von Württemberg und Kleists Käthchen von Heilbronn. Neues zum Magnet- und Spannungsfeld des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger. Noûs-Verlag Thomas Leon Heck, Dußlingen 2012, S. 7. 15 f. 48. 50 f. 54–57. 81–83. 226. Die beiden Brüder Friedrich Christoph Oetinger und Ferdinand Christoph Oetinger waren angeheiratete Vettern zweiten Grades von Johann Adam Zobel, dem Großvater der Kaufmannstochter Charlotte Elisabethe Zobel.