Eskimoit

Mineral, Sulfosalz aus der Lillianit-Gruppe

Eskimoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag7Pb10Bi15S36[3], ist also eine Verbindung aus Silber, Blei, Bismut und Schwefel, die strukturell zu den Sulfosalzen gehört.

Eskimoit
Eskimoit, verwachsen mit Gustavit, aus dem Gebiet Siglitz-Bockhart im Gasteinertal, Österreich (Gesamtgröße: 3,8 cm × 2,4 cm × 1,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1976-005[1]

IMA-Symbol

Ekm[2]

Chemische Formel Ag7Pb10Bi15S36[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.31
II/E.31-050

2.JB.40b
03.06.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m oder monoklin-domatisch; m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder Cm (Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8[3]
Gitterparameter a = 13,46 Å; b = 4,10 Å; c = 30,19 Å
β = 93,4°[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Zwillingsbildung lamellare Zwillinge nach [001][4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5;[5] (VHN50 = 162 bis 223)[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,12[4]
Spaltbarkeit nicht definiert
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe grau; in polierten Sektionen unter Auflicht „galenitweiß“[4]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Eskimoit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und konnte bisher nur in Form lamellarer Körner und Mineral-Aggregate von grauer, metallisch glänzender Farbe gefunden werden. In polierten Sektionen erscheint das Mineral unter dem Auflichtmikroskop allerdings „Galenitweiß“.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Eskimoit in der Kryolith-Lagerstätte von Ivittuut im Südwesten Grönlands und beschrieben 1977 durch E. Makovicky und S. Karup-Møller, die das Mineral nach der Volksgruppe der Eskimos benannten, die als erste Grönland besiedelten.

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Eskimoit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Bursait (diskreditiert 2006), Gustavit, Lillianit, Ourayit, Schirmerit (diskreditiert 2008), Treasurit, Vikingit und Xilingolith die „Lillianit-Reihe“ mit der System-Nr. II/E.31 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eskimoit in die Abteilung der „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aschamalmit und Heyrovskýit die unbenannte Gruppe 2.JB.40b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Eskimoit in die Klasse der „Sulfide“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 03.06.02 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,0 < z/y < 2,49 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Eskimoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder Cm (Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8 mit den Gitterparametern a = 13,46 Å; b = 4,10 Å; c = 30,19 Å und β = 93,4° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Eskimoit bildet sich in Kryolith-Lagerstätten Berryite, kann aber auch allgemein in gold-, silber- und bleihaltigen Erzlagerstätten entstehen. Als Begleitminerale treten unter anderem Aikinit, Enargit, Galenit und Pyrit auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Eskimoit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) etwas mehr als 10 Fundorte bekannt sind.[6] Seine Typlokalität Ivittuut ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Grönland.

In Deutschland konnte Eskimoit bisher nur in der Grube „Friedrich-Christian“ bei Bad Rippoldsau-Schapbach in Baden-Württemberg und im Steinbruch „Buchberg“ bei Naundorf im Landkreis Mittelsachsen gefunden werden.

In Österreich fand man das Mineral unter anderem in der antiken Silbergrube „Milleiten“ bei Zirknitz in der Goldberggruppe in Kärnten sowie in der Grube Erzwies im Gasteinertal und am Rauriser Goldberg bei Kolm-Saigurn im Hüttwinkltal (Raurisertal) in Salzburg.

Daneben kennt man Eskimoit noch aus dem Steinbruch La Mothe bei La Roche-Balue im Département Loire-Atlantique in Frankreich, aus der Ikuno Mine bei Asago auf der japanischen Insel Honshū, in der Lagerstätte „Văratec“ bei Băiuț in Rumänien, in der Au-Ag-Te-Lagerstätte Kochbulak bei Angren in Usbekistan sowie einige Orte in verschiedenen Bundesstaaten der USA.[7]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • E. Makovicky, S. Karup-Møller: Chemistry and crystallography of the lillianite homologous series. II. Definition of new minerals eskimoite, vikingite, ourayite and treasurite. Redefinition of schirmerite and new data on the lillianite-gustavite solid-solution series. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie. Abhandlungen. Band 131, 1977, S. 56–82 (englisch).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Eskimoite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 143.
  4. a b c d Eskimoite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 21. Dezember 2018]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Mindat – Anzahl der Fundorte für Eskimoit
  7. Fundortliste für Eskimoit beim Mineralienatlas und bei Mindat