Emmonsit

seltenes Mineral, Eisen-Tellurit aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide

Emmonsit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Fe3+2(Te4+O3)3·2H2O[2], ist also chemisch gesehen ein Eisen-Tellurit.

Emmonsit
Stängeliger Emmonsit aus der Gold-Mine La Bambolla bei Montezuma, Sonora, Mexiko (Bildbreite 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ems[1]

Andere Namen

Durdenit

Chemische Formel Fe3+2(Te4+O3)3·2H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/K.09
IV/K.09-030

4.JM.10
34.03.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[3]
Raumgruppe (Nr.) P1[2] (Nr. 2)
Gitterparameter a = 7,90 Å; b = 8,00 Å; c = 7,62 Å
α = 96,7°; β = 95,0°; γ = 84,5°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,52 bis 4,55; berechnet: 4,719[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, gut nach {100} und {001}[4]
Farbe hellgrün bis gelbgrün
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,962
nβ = 2,090
nγ = 2,100 bis 2,120[5]
Doppelbrechung δ = 0,138 bis 0,158[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 23° (gemessen); 28 bis 48° (berechnet)[5]

Emmonsit entwickelt meist stängelige bis nadelige oder dünntafelige Kristalle, findet sich aber auch in Form faseriger, büscheliger bis kugeliger oder massiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge von hellgrüner bis gelbgrüner Farbe. Das Mineral ist im Allgemeinen durchscheinend bis undurchsichtig, dünne Schichten oder kleine Körner können aber auch durchsichtig sein. Die Oberflächen der Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Emmonsit nahe Tombstone im Cochise County (Arizona) in den Vereinigten Staaten und beschrieben 1885 durch William Francis Hillebrand, der das Mineral nach dem US-amerikanischen Geologen Samuel Franklin Emmons benannte.

Dana und Wells beschrieben 1890 ein neues Mineral aus der Grube „El Plomo“ im Bezirk Ojojona auf Honduras und bezeichneten es als Durdenit nach Henry S. Durden, der die Mineralprobe zur Verfügung gestellt hatte. Vergleichende Analysen mit Emmonsitproben aus Tombstone und Cripple Creek (Colorado) belegten allerdings die Identität von Durdenit und Emmonsit. Der Name Durdenit wurde daher diskreditiert und gilt jetzt als Synonym für den Emmonsit.[6]

Klassifikation Bearbeiten

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Emmonsit zur Abteilung der „Sulfite, Selenite und Tellurite“, wo er zusammen mit Blakeit, Poughit, Rodalquilarit und Sonorait die unbenannte Gruppe IV/K.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Emmonsit in die erweiterte Abteilung der „Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite und Tellurite“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und/oder Kristallwasser (H2O), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Tellurite ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Blakeit die „Emmonsit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.JM.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Emmonsit dagegen in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Selenite, Tellurite und Sulfite“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 34.03.03 innerhalb der Unterabteilung „34.03 Selenite - Tellurite - Sulfite“ zu finden.


Bildung und Fundorte Bearbeiten

 
Schieffelinit (weiß) und Emmonsit aus der „Grand Central Mine“, Tombstone District, Arizona (Bildbreite 3 mm)

Emmonsit bildet sich als Sekundärmineral bei der Verwitterung (Oxidation) von Tellurit bzw. gediegen Tellur. Neben diesen treten als weitere Paragenesen unter anderem noch Cuzticit, Eztlit, Gold, Mackayit, Pyrit, Rodalquilarit und Sonorait auf.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Emmonsit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 40 Fundorte als bekannt gelten (Stand: 2013).[7] Neben seiner Typlokalität Tombstone konnte das Mineral noch an weiteren Orten in den Tombstone Hills in Arizona, im Calaveras County in Kalifornien, nahe Cripple Creek in Colorado, an mehreren Orten im Esmeralda County in Nevada, in der „Lone Pine Mine“ im Catron County, nahe Silver City und im Hidalgo County in New Mexico, in der „Clinton Mine“ im Lawrence County in South Dakota sowie in der „Gold Chain Mine“ im Juab County in Utah gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Chile, China, Honduras, Japan und Mexiko.[5]

Kristallstruktur Bearbeiten

Emmonsit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 7,90 Å; b = 8,00 Å; c = 7,62 Å; α = 96,7°; β = 95,0° und γ = 84,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • W. F. Hillebrand: Emmonsite, a ferric tellurite, In: Proceedings of the Colorado Scientific Society, Band 2 (1885), S. 20–23 (PDF 136,9 kB)
  • Clifford Frondel, Frederick H. Pough: Two new tellurites of iron: Mackayite and Blakeite. with new data on emmonsite and „durdenite“, In: American Mineralogist, Band 29 (1944), S. 211–225 (PDF 943,5 kB)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Emmonsite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 279.
  3. Webmineral - Emmonsite
  4. a b c Emmonsite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,1 kB)
  5. a b c d Mindat - Emmonsite
  6. Clifford Frondel, Frederick H. Pough: Two new tellurites of iron: Mackayite and Blakeite. with new data on emmonsite and "durdenite", In: American Mineralogist, Band 29 (1944), S. 211–225 (PDF 943,5 kB)
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Emmonsit