Eisennitride sind anorganische chemische Verbindungen des Eisens aus der Gruppe der Nitride. Es sind mit Dieisennitrid Fe2N, Trieisennitrid Fe3N (genauer Fe3N1+x), Tetraeisennitrid Fe4N und Stickstoffmartensit α´´-Fe16N2 sowie FeN[1] mehrere Eisennitride bekannt.[2]

Vorkommen Bearbeiten

Tetraeisennitrid kommt in der Natur als Mineral Roaldit, Trieisennitrid als Mineral Siderazot vor.

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Eisennitride können durch Reaktion von Eisen mit Ammoniak bei 350 bis 550 °C gewonnen werden. Das entstehende Produkt entspricht in seiner Zusammensetzung der Formel Fe2N und stellt die orthorhombische γ´-Modifikation dar, die einen sehr schmalen Homogenitätsbereich aufweist.

 

Öfters wird jedoch bei ähnlicher Herstellung auch das Auftreten einer hexagonalen ε-Phase mit geringerem Stickstoffanteil etwa entsprechend Fe3N beobachtet. Das Produkt geht beim Erhitzen im Vakuum bei etwa 500 °C unter Abgabe von Stickstoff zunächst in die ε-Phase, dann in Fe4N über.[3]

Eigenschaften Bearbeiten

Eisennitride sind graue bis schwarze Pulver von metallartigem Charakter. ζ-Fe2N (CAS-Nummer: 12023-20-0) hat eine Dichte von 6,35 g·cm−3 und besitzt eine orthorhombische Kristallstruktur mit der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60)Vorlage:Raumgruppe/60 (a = 444 pm, b = 554 pm, c = 484 pm).[4] Die ε-Modifikation Fe3N (CAS-Nummer: 12023-51-7) hat eine Dichte von 7,36 g·cm−3 und besitzt eine hexagonale Kristallstruktur mit der Raumgruppe P6322 (Nr. 182)Vorlage:Raumgruppe/182 (a = 270 pm, c = 437 pm). Fe4N (CAS-Nummer: 12023-64-2) hat eine Dichte von 6,57 g·cm−3 und besitzt eine Kristallstruktur mit kubisch dichtester Packung der Eisenatome und der Raumgruppe P43m (Nr. 215)Vorlage:Raumgruppe/215 (a = 379,5 pm).[5]

Verwendung Bearbeiten

Eisennitride bilden sich bei der Oberflächenvergütung (Härtung) von Stahl. Der entsprechende Prozess wird als Nitrieren (chemisch korrekt: Nitridieren) bezeichnet.

Eisen-Stickstoffverbindungen können auch sehr starke Permanentmagnete ausbilden. Diese gelten als Alternative zu den heute teuren Seltenerdmagneten. Hierbei müssen jedoch Nanopartikel dargestellt werden.[6][7][8]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. S.T. Oyama: Chemistry of Transition Metal Carbides and Nitrides. Springer, 1996, ISBN 0-7514-0365-2, S. 186 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Wolfgang Bergmann: Werkstofftechnik 2: Werkstoffherstellung - Werkstoffverarbeitung ... Hanser Verlag, 2009, ISBN 3-446-41711-7, S. 268 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Georg Brauer (Hrsg.) u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band III, Ferdinand Enke, Stuttgart 1981, ISBN 3-432-87823-0, S. 1649.
  4. D. Rechenbach, H. Jacobs: Structure determination of ζ-Fe2N by neutron and synchrotron powder diffraction. In: Journal of Alloys and Compounds, 1996, 235(1), S. 15–22, doi:10.1016/0925-8388(95)02097-7.
  5. Jean d’Ans, Ellen Lax, Roger Blachnik: Taschenbuch für Chemiker und Physiker. Springer DE, 1998, ISBN 3-642-58842-5, S. 454 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Tyler Eugene Stevens, Riley Lewis, Charles Joseph Pearce, Mark A. Rodriguez, Sara Dickens, Bonnie B. McKenzie, Stanley Atcitty, Todd Monson: Synthesis and Magnetic Properties of Iron Nitrides. 2019 (osti.gov [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  7. heise online: Abschied von den Seltenen Erden. In: heise.de. MIT Technology Review, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  8. 10 Gründe: Eisennitride: Starke Magnete ohne Elemente der Seltenen Erden. In: 10-raisons.fr. 10-Raisons.fr, 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.