Disqus

zentralisierte Diskussionsplattform, Online-Dienst

Disqus ist ein Online-Dienst, der eine zentralisierte Diskussionsplattform für Websites anbietet. Er wurde im Mai 2007 gegründet und firmiert als Disqus Inc. in San Francisco,[1][2] deren CEO Daniel Ha ist.[3][4] Disqus ermöglicht eine Integration mit Gravatar, Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken.

Disqus
Onlinedienst für zentralisierte Diskussionsplattform
Sprachen 60+
Betreiber Disqus Inc., San Francisco, USA
Benutzer 13 Millionen
Registrierung ja
Online seit Mai 2007
https://www.disqus.com

Geschichte Bearbeiten

Disqus wurde im Sommer 2007 als Y-Combinator-Startup von Daniel Ha und Jason Yan entwickelt, beides Studenten der University of California, Davis. Die Ausgründung erfolgte am 30. Oktober 2007.

2011 sammelte Disqus 10 Millionen US-Dollar Risikokapital von North Bridge Venture Partners und Union Square Venture Partners ein.[5]

Geschäftsmodell Bearbeiten

Disqus operiert als Freemium-Modell: Die Basisfunktion ist kostenlos, Extras können von Seitenbetreibern dazugebucht werden.

Verbreitung Bearbeiten

Bis Juni 2008 hatte der Service über 150.000 registrierte Nutzer und 17.000 Communitys einschließlich Blogs und Websites,[6] 2011 waren es 35 Millionen registrierte Nutzer und 750.000 Communitys.[7]

Unter anderem hat die Website von Wired Disqus eingebunden. In Deutschland setzen unter anderem die Onlineportale der Zeitungsgruppe Ippen (z. B. Frankfurter Neue Presse, Frankfurter Rundschau, Hessische/Niedersächsische Allgemeine, Münchner Merkur, tz, Westfälischer Anzeiger)[8] sowie das Online-Kulturmagazin Perlentaucher den Disqus-Dienst ein, in der Schweiz die Neue Zürcher Zeitung (Stand 2023).

Technik Bearbeiten

Das Disqus-Widget ist in JavaScript geschrieben und basiert auf einem Backend, das hauptsächlich mittels Django in Python geschrieben ist.

Datenschutz Bearbeiten

Schreibt ein Nutzer einer Website, auf der Disqus integriert ist, einen Kommentar, so wird dieser samt seinen Nutzerdaten zu Disqus in die USA übertragen und unterliegt damit dem dortigen Datenschutzrecht. Hat der Nutzer einen Disqus-Account, dann werden alle seine Kommentare über sämtliche Websites zugänglich, die Disqus nutzen.[9][10][11][12][13][14] Das hat Diskussionen über den Datenschutz und über die Möglichkeit anonymer Kommentare ausgelöst.[15] Disqus ermöglicht allerdings auch dem Administrator der einbindenden Website, die Kommentarfunktion optional ohne Registrierung als „Gast“ zu ermöglichen[16], es stehen dann verschiedene Möglichkeiten zur vorherigen Sichtung des Kommentars zur Verfügung.

Disqus erlaubt die Nutzung auch über einen Account bei Yahoo. Das erfordert allerdings Zugang zu Kontakten, Status-Anzeigen und Updates des Nutzers. Bei Verwendung eines Facebook-Profils werden mit anderen Nutzern noch deutlich mehr Informationen geteilt, die zwar als „Basis-Informationen“ bezeichnet werden, aber unter anderem Namen, Profil-Foto, Geschlecht, Netzwerke, Nutzer-ID und Freundeslisten beinhalten.

Datenpannen Bearbeiten

Im Jahr 2013 verschaffte sich die schwedische Hackergruppe „Researchgruppen“ über die Programmierschnittstelle (API) der Kommentarfunktion Zugriff auf die E-Mail-Adressen von Disqus-Benutzern. Die Aktion wurde in Zusammenarbeit mit der schwedischen Boulevardzeitung Expressen durchgeführt, mit dem Ziel, die Identität von Benutzern auf schwedischen Hasskommentar-Websites zu enthüllen. Nach Angabe von Researchgruppen wurden die Identitäten aus 29 Millionen Kommentaren gesammelt, darunter auch von vielen internationalen Seiten wie CNN, The Daily Telegraph oder The Jerusalem Post, welche Disqus für ihre Artikel verwenden.[17][18]

Am 6. Oktober 2017 gab Disqus eine Datenpanne bekannt, bei der 17,5 Millionen Benutzerdaten aus einer Datenbank von 2012 gestohlen wurden. Die Daten reichten bis ins Jahr 2007 zurück und enthielten die Benutzernamen, E-Mail-Adressen, das Registrierungs- und letzte Anmeldedatum und die gehashten Passwörter von etwa einem Drittel der Nutzer.[19]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anbieter-Website
  2. ip-adress.com: Disqus Whois Report (Memento vom 12. Juli 2016 im Internet Archive)
  3. http://investing.businessweek.com/research/stocks/private/snapshot.asp?privcapId=42625391
  4. http://www.linkedin.com/in/danielha
  5. "Commenting startups Disqus celebrates its birthday with $10M more". 4. Mai 2011, abgerufen am 18. Oktober 2011.
  6. "Comment is freed from the blog stockade". Financial Times, 10. Juni 2008
  7. blog.disqus.com: From Comments to Community (Memento vom 25. Oktober 2011 im Internet Archive)
  8. „Disqus“: Interaktives System für Ihre Leserkommentare auf WA.de. 25. Oktober 2011, abgerufen am 21. Mai 2017.
  9. "Disqus 2.0: New Plugin, New Interface, And Local Comment Backup". TechCrunch, abgerufen am 27. Juni 2010.
  10. "Disqus: a new universal comment system for blogs". CNET, abgerufen am 27. Juni 2010.
  11. blackweb20.com: Disqus Splits in Two to Compete in Real-Time Realm (Memento vom 31. August 2010 im Internet Archive)
  12. "Video service Seesmic shacks up with Disqus". CNET, abgerufen am 27. Juni 2010.
  13. "Intense Debate vs Disqus: Why I Nearly Switched". The Inquisitr, abgerufen am 27. Juni 2010.
  14. "Disqus to launch new commenting features". VentureBeat, abgerufen am 27. Juni 2010.
  15. "Will other sites follow the Independent in banning anonymous postings?". Guardian Unlimited, 26. Mai 2010
  16. Guest Commenting (englisch)
  17. Disqus cracked - security flaw reveals user e-mail addresses. In: cornucopia-en.cornubot.se. 12. Dezember 2013, archiviert vom Original am 7. Oktober 2017; abgerufen am 30. November 2021.
  18. Disqus May Not Have Been Hacked; But It Was Certainly Exploited. In: Infosecurity Magazine. 13. Dezember 2013, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  19. Security Alert: User Info Breach. In: The Disqus Blog. 6. Oktober 2017, abgerufen am 7. Oktober 2017.