Diskussion:St. Marien (Bernburg)

Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von Methodios in Abschnitt CDA 6, Index S. 27, von 1228

CDA 6, Index S. 27, von 1228 Bearbeiten

Der Heimatforscher Olaf Böhlk tritt sehr vehement für eine Verknüpfung der Urkunde von 1228 mit der Aegidien- statt der Marienkirche ein:

Der als Autorität geltende Schöpfer des „Codex diplomaticus Anhaltinus“, Otto von Heinemann, ordnete eine Urkunde aus dem Jahr 1228 im 1883 erschienenen Index seiner Urkundensammlung der Bernburger Marienkirche zu.[1] In der Urkunde ging es um einen Streit zwischen dem Kloster Ilsenburg und dem Pfarrer der Bernburger Aegidienkirche über Rechte an einer Kirche in dem heute wüsten Dorf Zernitz. Die Aegidienkirche wurde darin nicht explizit erwähnt. Graf Heinrich I. von Anhalt nannte die Bernburger Kirche nur mit der Formulierung „ecclesia nostre in Berneburg“. Dabei war die Wendung „ecclesia nostra“ (unsere Kirche) nicht irgendeine Floskel, sondern kennzeichnete, dass dem Fürsten der Grund und Boden, auf dem die Kirche stand, gehörte. Es handelte sich bei der Bernburger Kirche also um eine sogenannte „Eigenkirche“ des Fürsten. [...] Die erwähnte Urkunde nennt auch einen Bernburger Pfarrer namens Walther, der in verschiedenen Schriftstücken aus der Umgebung Heinrich I. auftaucht und auch als Notar des Fürsten arbeitete. Als Wirkungsstätte dieses Pfarrers Walther führte nun Albert Hinze in seiner im Jahr 1902 erschienen Schrift „Altes und Neues von der Marienkirche zu Bernburg“ die Talstädter Marienkirche in die Bernburger Geschichtsschreibung ein. Dabei gab er die einfache, aber schlüssige Begründung, dass „die Marienkirche die älteste der Stadt ist“.[2] Das Jahr 1228 als erste Nennung der Marienkirche ist seitdem in vielen Bernburger Publikationen und bei Stadtführungen eine oft erwähnte Jahreszahl, auch wenn sich dieses Datum auf die Aegidienkirche bezieht, da die Marienkirche nie eine Eigenkirche der Fürsten von Anhalt war, die Aegidienkirche nachweislich aber schon.[3] Zusammen mit Hinzes Fehlinterpretation gelangte nicht nur die älteste Bernburger Kirche auf die falsche Saaleseite sondern auch die Kirche im wüsten Zernitz. Die so entstandene scheinbare Nähe zur Altstädter Marienkirche führte zu Verwirrungen in der Bernburger Stadtgeschichte. Daran änderte auch der Sachverhalt nichts, dass Leo Bönhoff bereits im Jahr 1914 sowohl den korrekten Bezug des Datums 1228 auf die Aegidienkirche als Wirkungsstätte des Pfarrers Walther, als auch die Lage der alten Zernitzer Peterskirche auf der Grönaer Saaleseite richtig darstellte.[4] In einem mehrteiligen Aufsatz aus dem Jahr 1929 in der Zeitschrift „Serimunt“[5] griff der Heimatforscher Franz Stieler Bönhoffs Thesen auf und ergänzte diese mit weiteren Beispielen. Alle diese Bemühungen waren vergebens. Hans Peper verlegt die Zernitzer Kirche in seiner im Jahr 1938 entstandenen und bis heute sehr populären Bernburger Stadtchronik wieder an die Wipper[6] auch wenn er bezüglich der Urkunde von 1228 Zweifel darüber anmeldete, ob wirklich die Marienkirche erwähnt wurde. Bezieht sich Volker Ebersbach im ersten Band seiner Stadtchronik aus dem Jahr 1998 auf Pepers Text, wenn er schreibt, dass „1228 die altstädtische Ansiedlung erstmalig erwähnt“[7] wird? Bei einer Google-Suche nach „Marienkirche Bernburg 1228“ ergeben sich zahlreiche Treffer, die von der weiten Verbreitung des Fehlers in aktuellen Texten künden. Glocken führen in die Vergangenheit – die Grönaer Kirche St. Petri auf dem Blog von Olaf Böhlk

Hier die Urkunde auf Wikisource: 95. 1228. (Januar-September.) Graf Heinrich I von Aschersleben über die Befreiung der Kirche zu Zernitz von ihrer Mutterkirche zu Bernburg.

Im Artikel zur Schlosskirche Bernburg ist diese Urkunde bereits mit diesem Edit von Benutzer:Oboehlk eingepflegt:

Die Erwähnung einer „ecclesia nostre in Berneburg“ durch Heinrich I. im Jahr 1228 [8] kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Aegidienkirche bezogen werden und zeichnet diese als askanische Eigenkirche aus.[9]

Der Artikel Bernburg (Saale) enthält sich bislang zu 1228.

--Methodios (Diskussion) 09:25, 9. Dez. 2017 (CET)Beantworten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Anm. 4: CDA 6, Index S. 27.
  2. Anm. 5: Hinze, A. (1902): Altes und Neues von der Marienkirche zu Bernburg. S. 15.
  3. Anm. 6: Böhlk, Olaf (2011) „Auf den Spuren der Gotik. Die Stadt Bernburg im Mittelalter“ S. 71
  4. Anm. 7: Bönhoff, Leo (1914): Der Süden der Magdeburger Erzdiözese und seine kirchliche Verfassung. S. 162.
  5. Anm. 8: Stieler, Franz (1929): Die beiden Zernitz. In: Serimunt, Heft 21-23
  6. Anm. 9: Peper, Hans (1938): Geschichte der Stadt Bernburg. S. 39
  7. Anm. 10: Ebersbach, Volker (1998): Geschichte der Stadt Bernburg. Band 1. S. 43
  8. Codex diplomaticus Anhaltinus (CDA II), hrsg. von Otto von Heinemann, Dessau 1875, Nr. 95.
  9. Olaf Böhlk: Auf den Spuren der Gotik. Die Stadt Bernburg im Mittelalter. Begleitband zum Kolloquium Stadtgeschichte im Spannungsfeld – Bernburgs Weg zur frühneuzeitlichen Residenzstadt der Fürsten von Anhalt. Bernburg (Saale) 2011, S. 70.