Diskussion:Sattelzeit

Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von LotharPawliczak in Abschnitt Woher kommt und was leistete "Sattelzeit"?

Semantische Funktion des Begriffs Bearbeiten

Ist mit "Sattelzeit" gemeint, dass in dieser Zeit der Moderne in den Sattel geholfen wurde? Oder ist der Begriff eine Metapher? Hat der Begriff etwas mit der Form eines Sattels zu tun? - 91.18.238.190 09:01, 29. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Es ist doch wohl eingängig, dass damit so etwas wie "Höhepunkt" der Zeit gemeint ist.
Mir ist das immer noch nicht klar. Warum soll eine Umbruchzeit ein "Höhepunkt" der Zeit sein? Wenn ich mir historische Epochen in Aufstieg, Blütezeit und Niedergang unterteile, verstehe ich die Umbruchsphase nicht als Höhepunkt. Und dann noch die Anatomie: Inwiefern steht hier der Sattel als Symbol für einen Höhepunkt? Bei einem Pferd ist doch nicht der Sattel der Höhepunkt des Pferdes - jedenfalls solange das Pferd [[1]] den Kopf oben hat. In der Seitenansicht würde ich beim Sattel eher an die Mitte denken, also an den Übergang vom Vorder- zum Hinterteil. Das würde auch zur Beschreibung im Artikel passen. Aber wie kommt man dann ausgerechnet auf den Sattel? Der Sattel ist doch gar nicht Teil des Pferdes (des chronologischen Ablaufs). Dann hätte man die Phase auch "Bauch-" oder "Rückenzeit" nennen können. - 91.18.255.175 09:25, 27. Aug. 2008 (CEST)Beantworten
Gemeint ist der Bergsattel. Siehe Paul Michael Lützeler: Hermann Broch. Zweifel als Grundimpuls der Moderne. in: Literarische Moderne. Begriff und Phänomen. Herausgegeben von Sabina Becker und Helmuth Kiesel unter Mitarbeit von Robert Krause. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2007, pp. 227–243, hier p. 230 (die Seite ist auf Google Books einsehbar), der auf Studien zum Beginn der modernen Welt (Stuttgart 1977) und Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten (Frankfurt am Main 1979) verweist. Siehe auch Daniel Schönpflug unter Mitarbeit von Kerstin Stahn: Zwischen Liebe und Recht: das "bürgerliche Ehekonzept" in Frankreich und Deutschland um 1800 auf Deuframat. - 84.41.34.154 16:58, 8. Jul. 2009 (CEST)Beantworten
OK, jezt kapiert und im Artikel eingefügt. --Otfried Lieberknecht 11:33, 10. Jul. 2009 (CEST)Beantworten
Ich bin der, der die erste Frage gestellt hat und ich habe es immer noch nicht kapiert. Warum genau ähnelt die Zeit von 1750 bis 1850 einem Bergsattel? Was hat ein Bergsattel mit Umbruch zu tun? Das Querschnittbild im Artikel Bergsattel hilft mir auch nicht weiter. Wenn ich versuche, dieses analog zur geschichtlichen Entwicklung zu betrachten, könnte Kossellek gemeint haben, dass in dieser Zeit irgendwelche Werte vorübergehend abgesunken und später wieder gestiegen seien. Aber das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, da ich nicht weiß, welche Werte das sein sollten. Bevölkerungswachstum oder Grad der Industrialisierung würden ja wohl nur ansteigende Werte zeigen und keinen Abfall. Ich verstehe auch nicht, warum der vieldeutige Begriff "Sattel" im Internet oft auch mit einem anderen vieldeutigen Begriff "Schwelle" gleichgesetzt wird. Die Links in dem zweiten Beitrag vor diesem hier funktionieren nicht mehr: Auf Google Books kann ich die Seite 230 nicht aufrufen. Deuframat ist tot. Die genannte Literatur liegt mir nicht vor. Gut, ich könnte sie natürlich in der Bibliothek bestellen und durcharbeiten. Nur dachte ich, das sei gerade der Sinn von Wikipedia, dass Begriffe >erklärt< werden. Aus meiner Sicht fehlt in dem Artikel eine schlüssige Erklärung. Außerdem würde mich interessieren, ob es innerhalb der Geschichtswissenschaft eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Begriff gibt. --91.49.181.172 20:12, 26. Mär. 2012 (CEST)Beantworten
Lieber IP-Freund, lass mich dir helfen. Der entscheidende Satz aus Hermann Broch. Zweifel als Grundimpuls der Moderne lautet: "Koselleck meint, dass im 18. Jahrhundert zwei historische Großformationen aufeinandertreffen, die Frühe Neuzeit und die Neuzeit, und dass das 18. Jahrhundert wie ein Bergsattel die beiden Welten, die vormoderne und die moderne, trennen [sic]." --84.41.34.154 00:15, 25. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Woher kommt und was leistete "Sattelzeit"? Bearbeiten

Die etwas merkwürdige Wortschöpfung (Ob es sich um einen Begriff handelt, will ich hier mal dahingestellt sein lassen.) "Sattelzeit" hat Koselleck wohl eher aus seiner Zeit als Offizier einer mit Zugpferden ausgestatteten Artillerietruppe im II. Weltkrieg: Der militärische Ausdruck Sattelzeit bezeichnet die Zeit zwischen dem Signal, sich zum Marsch fertigzumachen, und der tatsächlich hergestellten Marschbreitschaft, die nötig ist, um die Pferde zu satteln bzw. anzuschirren. Das Wort erklärt nichts, stiftete wohl eher geschichtswissenschaftlich Verwirrung, wurde - soweit mir bekannt - nie ernsthaft hinterfragt und schließlich einfach fallen gelassen. Lothar W. Pawliczak (Diskussion) 13:40, 3. Mär. 2016 (CET)Beantworten

@LotharPawliczak: Ich empfehle das Buch "Sattelzeit. Historiographiegeschichtliche Revisionen", hrsg. Elisabeth Décultot und Daniel Fulda, 2016 bei De Gruyter erschienen. Dass das Wort weder unhinterfragt blieb und fallen gelassen wurde stimmt beides nicht. Louis Wu (Diskussion) 23:43, 14. Jan. 2023 (CET)Beantworten
Ich empfehle sich mit der Biographie von Koselleck vertraut zu machen und mit der Sprache der Kavallerie. --Lothar W. Pawliczak (Diskussion) 07:25, 16. Jan. 2023 (CET)Beantworten

Marquard Bearbeiten

Ich vermisse im Artikel den Namen von Odo Marquard. Sattelzeit ist einer der zentralen Begriffe in seinen Schriften. --Stilfehler (Diskussion) 00:04, 19. Mai 2022 (CEST)Beantworten