Diskussion:Johann Pezzl

Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Zabia in Abschnitt Orang Utan ...

Ich entferne diesen Eintrag aus dem Artikel wieder:

Der baierische wie wiener "Aufkläre" galt nicht nur als "Liberaler", sondern war auch als Publizist antisemitischer Stereotypen bekannt. So behauptet er, die Wiener Juden hätten eine schwarze Hautfarbe und "Ihr ewiger Beruf ist zu mauscheln und schachern und Geldmäkeln und zu betrügen, Christen, Türken, Heiden, ja sogar sich selbst untereinander. (...)" (Zit. nach Sander L. Gilman, 2005, siehe unter diesem Lemma)

Grund: Aus dem Artikel von Christoph Siegrist, Basel: "Satirische Physiognomiekritik bei Musäus, Pezzl und Klinger", abgedruckt in dem Band "Physiognomie und Pathognomie, Zur literarischen Darstellung von Individualität, Festschrift für Karl Pestalozzi zum 65. Geburtstag, herausgegeben von Wolfram Groddeck und Ulrich Stadler, Walter de Gruyter Berlin und New York 1994" geht hervor:

dass es sich bei dem Zitat oben wahrscheinlich um einen Text handelt, der satirisch und polemisch die Physiognomik-Lehre Johann Caspar Lavaters angreift. Möglicherweise ist obiges Zitat aus den anonym von Pezzl veröffentlichten Büchern "Ulrich von Unkenbach und seine Steckenpferde" (1800/2) oder "Gabriel oder die Stiefmutter Natur" (1810) irgendwann "herausgerissen" worden und wird seitdem gegen Pezzl selbst verwendet. Ein Antisemitismus-Vorwurf sollte jedenfalls einigermaßen stichhaltig sein, bevor man ihn loslässt.

Benutzer:Donaulustig, 15.2.2006

Da hast du recht. Bei Antisemitismus-Vorwürfen sollte man sehr vorsichtig sein. Allerdings verwundern mich antisemitische Stereotypen aus der Zeit nicht, sie scheinen durchaus breit in der Gesellschaft zu existieren. - Zum Zitat: Es handelt sich um eine Zitat aus Pezzls Skizze von Wien: Ein Kultur- und Sittenbild aus der josephinischen Zeit, S. 107-108. Sander L. Gilman Arbeit erschien zuerst in englischer Sprache. Der Übersetzer merkt an: Das Zitat ist eine Rückübersetzung aus dem Englischen. Das Zitat geht noch weiter, so heißt es: Das ist nur der lumpige Dreck aus Canaan, der nur in Dreck herausragen kann, in Unreinheit, Gestank, Ekel, Armut, Unredlichkeit, Aufdringlichkeit und anderen Dingen bei dem Abfall der zwölf Stämme aus Galizien. Ausgenommen der indischen Fakire gibt es keine Kategorie von vermeintlichen menschlichen Wesen, die dem Orang-Utan näher kommen als ein polnischer Jude. - Skizze von Wien sind Pezzls Reiseberichte aus Wien. Unter den Werken sind sie aufgeführt. Gilman geht es in seinem Aufsatz nicht darum Pezzl als Antisemiten zu überführen, er zitiert ihn im Zusammenhang, dass Weiße insbesondere "polnische Juden" als Schwarze wahrgenommen haben. Der Aufsatz befindet sich in einem Buch zur kritischen Weißseinsforschung s. Literaturangaben bei Gilman. Gilman leitet die Pezzl-Zitate so ein: (Pezzl) beschrieb den 'typischen' Wiener Juden seiner Zeit so: - Nun, was hältst du für angemessen? Gruesse -- andrax 23:39, 15. Feb 2006 (CET)

Hallo Andrax, für angemessen halte ich, dass ich mir das Buch einmal anschaue, da ich mich ohnehin mit Pezzl näher beschäftige. Die wichtigste Frage scheint mir zu sein, ob er in diesen Zitaten eine eigene Ansicht verbreiten will oder gängige Ansichten schildert. Das Thema interessiert micht, ich bitte um etwas Geduld. Grüsse! Benutzer:Donaulustig, 16.2.2006

Das finde ich ausgezeichnet und ich bin sehr interessiert, mehr über das Thema aus dem Original zu erfahren. Lass uns das sorgfältig machen und gut überlegen, wie es darzustellen wäre. Mir scheint, Pezzl war ein sehr kritischer Geist, aber selbst Kant war nicht frei von rassistischen Klischees. Also: mit Zeit, Ruhe und wohl überlegt. Grüße, -- andrax 16:20, 16. Feb 2006 (CET)

Hallo Andrax, ich habe nun das Buch vorliegen: Johann Pezzl, Skizze von Wien, Ein Kultur- und Sittenbild aus der josefinischen Zeit, Herausgegeben von Gustav Gugitz und Anton Schlossar, Mit 20 Abbildungen nach seltenen Originalen, Graz, Leykam-Verlag, 1923, 599 Seiten. -- Das Kapitel "LV", von Seite 169 bis 176, handelt von "Juden". Und was Du bisher zitiert hast, stimmt so, und ich könnte noch einige andere ganz üble Antisemitismen hinzufügen. Das ist wirklich keine Satire oder Polemik, sondern ernstgemeinte Schilderung und Wertung. Geschrieben zur "Sturm-und-Drang"-Zeit Pezzls, kurz nachdem er z.B. seinen "Faustin" veröffentlicht hatte, also nicht einer späteren Phase angehörend, wo er vielleicht etwas blöde geworden wäre. Einschränkend ist das Buch kein antisemitisches Buch von der Gesamttendenz und vom Umfang her. Im genannten Kapitel -- und in einigen späteren Bemerkungen -- schlägt Aufklärung und Sozialkritik ins Gegenteil um, grob gesagt. Ich werde versuchen, in den nächsten Tagen eine Formulierung für den Wikipedia-Artikel vorzuschlagen, die Du natürlich verbessern darfst und sollst. -- Servus Benutzer:Donaulustig, 7. März 2006

super, herzlichen Dank für deine Recherchen. Was du mit "Umschlagen" beschreibst, klingt für mich nicht unerwartet. Ich schau mir deinen Vorschlag gerne an. Du kannst gerne direkt im Artikel formulieren. Grüße, -- andrax 21:48, 7. Mär 2006 (CET)

Hallo Andrax, es hat etwas gedauert mit meinem Sätzchen, sorry. Benutzer:Donaulustig, 24.7.2006

Der Unkenbach geht gegen Franz Joseph Gall. Ist eine Satire auf dessen Schädellehre. Nach Wurzbach, und der nach Gräffer. Zabia (Diskussion) 10:48, 3. Mai 2013 (CEST)Beantworten
Zu den Antisemitismus-Vorwürfen hier: Wieso bringt ihr nicht stichfeste Beweise vor? Wieso gilt ein englischer Übersetzer/Rückübersetzer, oder ein Herausgeber, der mehr als 100 Jahre nach Pezzl Pezzls Bücher neu herausgab, als Kronzeuge gegen ihn?
Ich hab aus diesem [http://books.google.at/books/about/Beschreibung_der_Haupt_und_Residenz_Stad.html?id=o5ABAAAAYAAJ&redir_esc=y Google-Buch: Johann Pezzl, Beschreibung der Haupt- und Residenz-Stadt Wien
C. Kaulfuss und C. Armbruster, 1816; 412 Seiten]
Textbeispiel, S. 166: „Protestanten, Griechen, Juden, Türken:
... Außer den in Wien wirklich ansässigen Juden ist auch stets eine sehr große Zahl derselben aus allen österreichischen Provinzen, besonders aus Galizien hier. Sie haben zwar kein eigenes Synagog-Gebäude; aber in einem Hause iin der Sterngasse ist ein Saal zur Synagoge eingerichtet, wobey auch eine jüdische Schule ist.
Von der Mahomedanischen Religion sind schon seit mehr als einem Jahrhudert immer einige wenige Kaufleute in Wien; diese üben ihren Religionsdients in ihren Wohnungen.“.
Pezzl hier "wirklich üblen Antisemitismus" zu unterstellen finde ich unter diesen Umständen äußerst fragwürdig und entlarvend. Zabia (Diskussion) 11:29, 3. Mai 2013 (CEST)Beantworten

d'Ohsson Bearbeiten

Ist die Angabe "Schilderung des ottomanischen Reiches (1785, Verfasser Monradgea d'Ohsson, aus dem Englischen übersetzt)" richtig? --Reiner Stoppok 02:22, 31. Mai 2007 (CEST) Danke für den Hinweis, ist korrigiert. Zabia (Diskussion) 10:39, 3. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Orang Utan ... Bearbeiten

The Other in Jewish Thought and History: Constructions of Jewish Culture and ...: Die Stelle lautet, englisch:

  • „Excluding the Indian fakirs, there is no category of supposed human being which comes closer to the orangutan than does a Polish Jew. ... Covered from foot to head in filth, dirt and rags, covered in a type of black sack ... their necks exposed, the color of a Black, their faces covered up to the eyes with a beard, which would have given the High Priest in the Temple chills, the hair turned and knotted as if they all suffered from the plica polonica. (Fußnote 10: Für Ausgabe 1923) ...“

Da les ich eine Beschreibung der äußerlichen Erscheinung eines für Pezzl typ. Wiener Judens heraus. Ob er, oder seine Leser überhaupt je einen Orang Utan gesehen haben, oder auch nur wußten, was das sei, sei dahingestellt. Ich bewzweifle das: Orang Utans sind ja bekanntlich orange und nicht schwarz (deutsch/english: orange/orange or schwarz/black)! Wenn, dann hätte Pezzl Gorillas gemeint ...

Jedenfalls beschreibt Pezzl hier sicher nicht die gesellschaftliche Stellung von Juden in Wien! Ich nehm die Stelle also raus.Zabia (Diskussion) 11:47, 3. Mai 2013 (CEST)Beantworten

an den Affen derselben, die Andächtelei Bearbeiten

aus Skizze von Wien, 3. Heft, 1787

Seite 366 Kap. 64


Andächtelei.

Es ist traurig, daß man nie ernstlich von der Religion sprechen kann, ohne sich zugleich an den Affen derselben, die Andächtelei, mit erinnern zu müssen.

Diese Mißgeburt, das Kind des Schwachsinnes und der langen Weile, auch manchmal der Furscht über das Bewußtsein begangener Niederträchtigkeiten, ist leider in Wien noch sehr häufig zu finden; und nicht etwa bloß beim Pöbel, nein, in den vornehmsten Häusern thront sie, und dieß häufiger, wenigst sichtbarer, als bei den untern Volksklassen. Die Nährväter derselben, die Gewissensräthe, Beichtväter, geistliche Hausfreunde, und wie die Schlauköpfe etwan sonst noch heissen, welche in den übrigen kultivirten europäischen Provinzen aus den obern Ständen verdrängt, und genöthiget (367) werden, in den mittlern und niedrigen Regionen der Kristglaubigen, ihren Tabernakel aufzuschlagen, und sich gutwillige Anhängerinnen und Wohlthäterinnen zu suchen, erfahren hier gerade das Gegentheil. Man verjagt sie allgemein aus den unteren Ständen, und nur bei den höhern erhalten sie sich im größten Glanz und Ansehn.

Es ist vergebliche Arbeit, dagegen mit Vernunft und Gründen zu streiten, man predigt tauben Ohren. Wohlthätiger Spott ist das einzige, was auf Andächtler und Andächtlerinnen noch manchmal einige Wirkung thut, daß sie ihre Thorheiten, ihr kleinliches, die wahre Religion entehrendes Fratzenspiel, wenigst etwas geheimer treiben, und den Menschenverstand und den ächten Gottesdienst nicht so ganz offen und geradezu beleidigen.

Laßt uns also zu Auferbauung der Andächtigen, und zur Belustigung der Denker, (368) einige Thatsachen aus der neuesten Chronik der Wienerischen Andächtelei ausheben.

Wer erinnert sich nicht derr Reise des Pabstes nach Wien; seines Aufenthalts daselbst, und der sonderbaren dabei vorgefallenen Auftritte! Dahin gehört vorzüglich derienige, der mit seinem Pantoffel vorgieng. Nicht genug, daß die vornehmsten Damen, dichte neben den Bengeln von Kapuzinerlaienbrüdern sich zur Erde hinwarfen, um die heiligen Füsse zu küssen; nein, sie liessen sich noch den leeren päbstlichen Pantoffel in die Häuser bringen. – Sämmtliche Dienerschaft mußte mit Fakeln in der Hand am Hausthore das Heiligthum empfangen. Der seidene Pantoffel, auf einer silbernen Tasse liegend, ward von Zimmer zu Zimmer, von Haus zu Haus getragen, betrachtet, geküsset, etc. etc. Da möchte man wahrlich, wie Juvenal sagt (Si natura negat, facit indignatio versum Qualemcunque potest. [In der Fußnote]), aus Aerger zum Poeten (369) werden um zu Geiseln ohne Barmherzigkeit.

(Seite 377) Die Juden waren schon seit lange in Böhmen, Mähren, Hungarn, besonders in Galizien so häufig, daß ihre bloße Existenz von der ihnen gewährten Duldung zeugt. Durch das Toleranzedikt wurde ihnen ihr Dasein noch mehr gesichert, und wurden ihnen einige neue Vortheile gewährt. ... Die Nichtunirten Griechen machen nach den Katholiken die stärkste Religionsparthie. Sie haben 1 Erzbischof, 8 Bischöfe, und 5857 Popen oder Pfarrer. ... (Seite 378)

In Wien befinden sich alle diese Religionsverwandte friedlich und ungestört nebeneinander, und wer sich aus allen denselben über Intoleranz zu beschweren fände, der müßte in der That ein sehr ungenügsamer Mensch sein: denn, daß man den Unkatholischen gesetzmäßig befohlen hat, bei Vorbeitragung des katholischen Venerabile entweder aus dem Weg zu weichen, oder den Hut davor abzuziehen, dieß wird wohl kein Mann, der einen Begrif von Anstand und Ordnung hat unbillig finden.