Diskussion:Das Fähnlein der sieben Aufrechten

Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Lesabendio

Besser neu schreiben Bearbeiten

Dieser Artikel sollte eigentlich neu geschrieben werden, denn er tangiert den Inhalt der Geschichte nur. Ist das erlaubt? MfG Rembert Natürlich. Zudem fehlt da noch einiges (Personen, Bezug zum Autor, die Verfilmung etc.) --Saemikneu 17:50, 1. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Hallo Rembert, Hallo Samuel, bin auch der Meinung ganz neu schreiben, zumal sich hier seit 1. März niemand dagegen ausgesprochen hat. In der aktuellen Fassung wird z.B. nicht klar, warum die Geschichte so heißt und was das Fähnlein der sieben Aufrechten eigentlich für ein Verein ist. Das mit dem Schuldverhältnis Frymann-Hediger stimmt auch nicht, oder? Vor dem Schreiben jedenfalls nochmal genau lesen. Gruß --Lesabendio 23:12, 10. Jun. 2007 (CEST)Beantworten
Diese Inhaltsangabe ist eine Katastrophe, denn sie reduziert sie auf die Liebesgeschichte. Wer die 'sieben Aufrechten' sind, kommt überhaupt nicht zum Ausdruck. Und H. gewinnt keinen Zweikampf, sondern einen Preis beim Schießen. Nach meinem Urlaub werde ich mal drangehen (obwohl ich den Fachleuten von der Germanistik gerne den Vortritt lassen würde).--80.129.81.162 14:36, 15. Sep. 2007 (CEST)Beantworten
Seit 8. Nov. 2008 ist der Artikel neu gefasst. --Lesabendio (Diskussion) 10:00, 4. Okt. 2012 (CEST)Beantworten

Defekter Weblink Bearbeiten

GiftBot (Diskussion) 21:51, 30. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

http://rameyer.ra.funpic.de/Schuetzenfest/Schuetzenfest1859.htm funktioniert -- Lesabendio (Diskussion) 22:31, 31. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Glückwunsch Bearbeiten

Ich wollt euch nur zu dem Artikel gratulieren. Hab mich köstlich amüsiert und freue mich, dass es so etwas auch in Wikipedia gibt. Gruß--fiona (Diskussion) 21:15, 19. Mär. 2013 (CET)Beantworten

Danke, Fiona, wir haben uns über Dein Lob gefreut! Sonst sind engagierte Feministinnen ja geteilter Ansicht über Keller (→ Das Sinngedicht). Im Originaltext ist das Fähnlein noch viel, viel besser! Gruß --Lesabendio (Diskussion) 22:40, 19. Mär. 2013 (CET)Beantworten

Abschnitt „Personencharakterisierung“ wurde wieder herausgenommen Bearbeiten

Grund: Keine Verbesserung des Artikels. Die entfernten Passagen wurden vermutlich aus einer hoffnungslos veralteten Ausgabe von „Königs Erläuterungen“ (1960) abgekupfert. --Lesabendio (Diskussion) 23:48, 24. Jun. 2014 (CEST)Beantworten

Das ist schade! Denn die erweiterten Passagen waren Produkt einer Klassenarbeit, die im Rahmen der Buchbesprechung "Das Fähnlein der sieben Aufrechten" zustande gekommen ist. Die Klasse hat sich richtig ins Zeug gelegt und wird sicherlich sehr enttäuscht sein. Ihrem Vorwurf, es wäre "abgekupfert", muss ich ausdrücklich widersprechen. Es waren alles Einzelleistungen, die durch die Lektüre des Werkes selbst geschrieben und überarbeitet wurden. Ausserdem finde ich eine Personencharakterisierung ein Muss, auch wenn es sich um einen Wikipedia-Eintrag handelt. Denn es gilt nicht zu vergessen, dass Wikipedia - gerade für Schüler - immer eine erste Anlaufstelle ist, bei der sie die wichtigsten Informationen einholen. Nochmals schade! Aber dann liegt es nun an Ihnen, den Eintrag um die Personencharakterisierung zu erweitern. Ausser Sie teilen meine Ansicht nicht über die Wichtigkeit der Personendarstellung im Kontext eines literarischen Werkes. Dann aber frage ich mich ernsthaft, wieso Sie überhaupt einen Artikel über ein literarisches Werk verfasst haben!

Abgesehen davon, stammt der ganze Inhalt Ihres Artikels aus den Reclam-Erläuterungen von 1973 (ganze 13 Jahre jünger, als die Königserläuterungen!), also sparen Sie sich solche despektierlichen Ausdrücke wie "hoffnungslos veraltet" und "abgekupfert"!

Seien Sie gegrüsst. (nicht signierter Beitrag von RosRossi (Diskussion | Beiträge) 10:25, 25. Jun. 2014 (CEST))Beantworten


Gruß zurück! – Damit auch andere Leser ohne aufwendiges Nachschlagen verstehen können, worum es hier geht, erst einmal der Absatz, auf den sich mein Ausdruck „abgekupfert“ bezieht. Im Wortlaut vom 24. Juni:

[2] Personencharakterisierung
Wer die Charaktere in Kellers Werken zu fassen trachtet, der soll es, um dem Dichter und seinen Werken gerecht zu werden, unter dem Gesichtswinkel tun, den Emil Ermatinger so trefflich formuliert hat: „Wie Goethe ist auch Keller ein Augenmensch. Das Lebensgesetz, das er denkend erkannt, soll im Bilde angeschaut werden, wie er es selber in der Gestalt gesehen. Sein Stil wird symbolisch. Auch durch den pastosesten Farbenauftrag sieht, wer zu sehen versteht, in die kristallklare Tiefe von Kellers Geist hinunter und in der krausesten Linie das einfache und grosse Gesetz des Lebens.“ So sind die Figuren und Charaktere keine Einzelwesen, sondern Glieder eines Ganzen. Keller verstand die Kunst das echte, wahre Leben in seine Erzählungen zu überführen und zu einem literarischen Stoff zu verweben. Gerade deshalb sind seine Gestalten niemals blosse Kopien, starre Nahbildungen oder gar Photographien, sondern jede Figur stellt einen unmittelbaren Ausdruck des Lebens dar. [Endnote 4: Woyte, Oswald: Königserläuterungen. Das Fähnlein der sieben Aufrechten, C. Bange Verlag, Hollfeld 1960.]

Ist das nun ein Zitat mit einem darin eingebetteten zweiten Zitat? Dann fehlen die äußeren Anführungszeichen, die die Quellenangabe in der Endnote erst sinnvoll machen. Oder ist es die ungefähre Wiedergabe eines Gedankens, den der Verfasser des Erläuterungsheftes äußert? Ohne den Text des Hefts vor Augen, kann man das nicht entscheiden. Eines aber kann man mit Sicherheit sagen: So wie in diesem Absatz drücken sich junge Leute, die ihr Wissen über Das Fähnlein und dessen Autor hauptsächlich aus der selbständigen Beschäftigung mit dem Text gewonnen haben, nicht aus! Wer sich so ausdrückt, genauer ausdrückte, nämlich in den späten 1950ern, das waren die Verfasser von Interpretationen und Anbieter von Lektüreleitfäden, Handreichungen für Deutschlehrer usw. Damals war es noch Sitte, Emil Ermatinger zu zitieren, ihm zu huldigen. Ermatinger, ein Literaturprofessor von zweifelhaftem Verdienst, prunkte gerne mit Ausdrücken, wie sie oben vorkommen („pastosester Farbenauftrag“, „kristallklare Tiefe von Kellers Geist“), weshalb er für einen großen Gelehrten galt. Ich sehe nur eine Möglichkeit, jungen Leuten das Geschwollene solcher Reden klar zu machen: Man muss sie dazu anleiten, zwischen Verstandenem und Unverstandenem, eigenen Gedanken und Angelesenem zu unterscheiden. Ein gutes Training hierzu ist, wenn man sie daran gewöhnt, Formulierungen aus fremder Feder zwischen Anführungzeichen zu setzen.

Zur weiteren Diskussion hier auch die fünf Personencharakterisierungen, die auf die Einleitung folgten. Im Wortlaut vom 24. Juni:

Ruckstuhl
Ruckstuhl ist wie Karl einer der Scharfschützen-Mitglieder aus der Stadt. Ursprünglich war Ruckstuhl ein Buchbinder. Als Immobilienmakler ist er jedoch durch Häuserspekulationen und überhöhten Mieten zu einem reichen Geschäftsmann geworden. Diese Eigenschaften rücken ihn in das Licht eines verschwendungs- und prahlsüchtigen Spekulanten.
Ruckstuhl hält sich zu gut für einen Infanteriesoldat und will Offizier werden. Da er zu faul und unwissend gewesen ist, erreichte er dieses Ziel nicht. Trotzdem oder gerade deshalb tritt er nur in Uniform auf.
Sein Ziel in der Geschichte ist es, sich durch die Heirat mit Hermine Frymann, einer Zimmermannstochter, in dessen Familie einzunisten. Da Hermine nicht Ruckstuhl heiraten möchte, sondern die Absicht hat, sich mit Karl zu vermählen, ergeben sich viele Streitigkeiten und Konflikte. Denn Hermines Vater ist der Ansicht, dass Hermine einen reichen Mann, so wie Ruckstuhl einer wäre, heiraten sollte. Normalerweise löst Ruckstuhl solche und andere Konflikte mit Bravur durch Geld und Macht, doch fällt er der Intrige von Karl und Hermine zum Opfer, was eine mögliche Heirat mit Hermine verhindert. In der gesamten Geschichte ist Ruckstuhl die einzige, negativ gezeichnete Figur, die durch Frechheit, Arroganz und Selbstsucht auffällt.
Hermine Frymann
Anfangs ist Hermine Frymann eher zurückhaltend und unsicher. Sie stammt aus einer sehr reichen und angesehenen Familie Zürichs. Im Laufe der Erzählung allerdings, gewinnt Hermine mehr Selbstbewusstsein. Denn es wird immer deutlicher, dass sie ihrer Ziele und Wünsche bewusst ist – eine Liebesbeziehung zu Karl. Weiter ist sie keusch, treu und aufrichtig. Denn obwohl die Heiratsplänen ihres Vaters –sie sollte mit Ruckstuhl vermählt werden – ihr gänzlich zu wider sind, würde sie sich niemals gegen ihren Vater auflehnen. Somit ist sie gezwungen ein Doppelspiel zu führen. Einerseits möchte sie ihren Vater nicht enttäuschen, andererseits möchte sie sich selbst treu bleiben und der Liebe zu Karl nachgehen. Sie treffen sich heimlich, denn die Väter der beiden wollen die Liebe strikt verhindern. Nur Dank des heimliches Mitwirkens Karls Mutter, gelingt es den beiden, sich von Zeit zu Zeit auf dem schönen Zürchersee zu treffen und die Intrige gegen Ruckstuhl auszuhecken, damit den beiden eine glückliches Zusammensein nichts mehr im Wege steht.
Hediger
Der fleissige Handwerksmann, dem sein Verharren in seiner aufrechten politischen Gesinnung keinen übermässigen Erfolg eingebracht hat, da er sich bewusst wie ein Squatter, dem er auch äusserlich zu gleichen scheint, ausserhalb der Gesetzte der Masse bewegt. Als fanatischer Volks- und Freiheitskämpfer und leidenschaftlicher Leser des „Schweizer Republikaners“, ist er stolz auf seine Unabhängigkeit, auch wenn sein Freiheitsstreben im manchen Kunden abspenstig gemacht hat. Gerade deshalb ist er auch mit der Berufswahl seiner vier Söhne überhaupt nicht einverstanden. Erbittert lässt er sich darüber im Kreise seiner Freunde mit den Worten aus: „Einer ist auf der Post, zwei sind bei der Eisenbahngesellschaft angestellt, und der vierte hockt auf einer Kanzlei und behauptet, ein Verwaltungsbeamter zu sein. Kann mir am Ende gleich sein! Wer nicht Meister sein will, muss Gesell bleiben und Vorgesetzte haben sein Leben lang!“ Dies ist auch der Grund, weshalb er sich gegen das Liebesverhältnis seines Jüngsten und der Tochter seines wohlhabenden Freundes Frymanns ausspricht. Er will sich seinem reichen Schwager weder finanziell noch sonst wie verpflichtet fühlen. Noch weniger liegt es in seiner Natur, aus einem Freund einen Herren und Gönner zu schaffen. Trotz seiner rauen Schale und seinem bisweilen borniertem Auftreten hat er ein liebevolles Herze für die Seinen. Auch wenn er seinen Söhnen einer strengen Erziehung angedeihen liess, so hat er für die erhöhten Lebensansprüche der Jugend wenig Verständnis.
Wie auch seinem Freund Frymann ist ihm das Leben erst lebenswert, wenn es Mühe und Arbeit ist, und wenn ein solches Leben dann noch Reichtum und Gewinn mit sich bringt, ist er sich lobender Worte nicht zu schade. Dies ist auch der Grund, weshalb er es seinem Söhnen nicht allzu leicht im Leben machen will. Was sie an Mitteln und Ansehen im Leben benötigen, sollen sie es ihm gleichtun und es sich selbst erwerben und nicht der Faulheit und dem übermässigen Genuss anheimfallen. Erst am Fest von Aarau erkennt er das wahre Wesen und den wahren Geist der neuen Zeit und kann von seinen alten Vorurteilen loslassen. Die Taten seines jüngsten Sohnes lassen ihn erkennen, dass sein Kämpfen, sein Leiden und sein Streben für die neue Zeit nicht umsonst waren.
Karls Mutter
Aufgewachsen unter sieben Brüdern, Mutter von vier Söhnen, weiss Karls Mutter um die Stärken, aber auch um die Schwächen und Schattenseiten der Männer Bescheid. Da ihr das Liebesglück ihres Jüngsten sehr am Herzen liegt und sie die von ihrem Mann Hediger ins Feld geführten Argumente gegen die Liebelei der Jungen als böse „Geschichten“ abtut, ist sie sich für eine kleine aber wirksame Gegenmine nicht zu schade. Sie vermittelt – natürlich ohne das Wissen, ihres Mannes – den Nachrichtendienst zwischen den Liebenden und hilft beim Zusammenfinden des jungen Liebespaares wacker mit. Karls Mutter ist eine liebenswerte Frau, welche ihre Söhne und ihren Mann unterstützt, wo es nur geht.
Karl
Karl, der junge Reichskanzlist, ist ein Muttersöhnchen. Doch er zeichnet sich durch seinen Mut und seine Natürlichkeit aus. Er ist pünktlich, gewissenhaft und versprüht Herzenswärme, sei es als Beamter, als Sohn oder als Mensch. Karls Rede am Schützenfest beweist der dort versammelten Menschenmenge, dass hinter seinen Worten auch Taten folgen lässt. Jeder heuchlerische, gaunerhafte und unredliche Charakterzug ist ihm zuwider. Deutlich zeigt sich dies in seiner Abneigung gegen Rucksthul, der durch seine Gaunereien ein beträchtliches Vermögen anhäufen konnte. In der Figur des jungen Karls manifestiert sich der gesunde und wahre Geist der neuen Zeit.

Das ist jetzt schon eher die Schreibweise von jungen Leuten, die die Novelle gelesen und verstanden haben. Was in ihre Sätze aus Lektürehilfen eingeflossen ist, stimmt mit der selbstgemachten Erfahrung überein, ist verstanden, zu Eigen gemacht, nicht bloß nachgeplappert. Kurz: die fünf Beiträge sind ein ehrliches Stück Klassenarbeit, das sich auf einer Schulwebseite ohne Weiteres sehen lassen kann. Leider habe ich die Einzelcharakteristiken am 24. Juni kurz vor Mitternacht nach der phrasenhaften Einleitung beurteilt, ohne sie aufmerksam zu lesen. Gewiss ein Fehler und ungerecht, wofür ich hier um Entschudigung bitte: es war nicht meine Absicht, die fleißigen Schülerinnen und Schüler zu kränken.

Aber die WP ist nun einmal keine Schulwebseite, wo Lehrer und Schüler ungehindert ihre Klassenarbeiten posten können. Anders als die Schule ist sie kein geschützter Raum, in dem aus pädagogischen Gründen über allerlei Unausgereiftheiten großzügig hinwegsehen werden darf, sondern raue Öffentlichkeit. Wer die fünf Personencharakteristiken aufmerksam liest, kommt zum Schluss, dass sie selbst bei wohlwollender Beurteilung weder sachlich noch sprachlich das Niveau erreichen, das nun einmal Voraussetzung für die Aufnahme in einen enzyklopädischen Artikel ist. Dies offen auszusprechen, braucht die Schüler nicht zu enttäuschen. Auch wenn sie sich ins Zeug gelegt haben, lässt das Ergebnis doch viel zu wünschen übrig. Es ist halt noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Selbst Karl Hediger tut, laut Keller, erst mal eine Serie von Fehlschüssen, bevor er ins Schwarze trifft.

Die Frage, ob die beliebte Gattung der Personencharakteristik wirklich den Nutzen bringt, den sie verspricht, gehört nicht hierher, sondern vor ein pädagogisches Forum. Falls das Charakteristikenschreiben im Literaturunterricht so unentbehrlich ist, wie meine Kritikerin meint, so folgt daraus noch lange nicht, dass für enzyklopädische Artikel zu literarischen Texten dasselbe gilt. RosRossi deutet sogar an, wer in solchen Artikeln auf die Textsorte Personencharakteristik verzichte, verstehe sein literaturwissenschaftliches Handwerk nicht. Darauf antworte ich: Sie verwechseln eben die Aufgaben von Enzyklopädie und Schule! Dass die WP „gerade für Schüler immer eine erste Anlaufstelle ist“ mag zutreffen oder übertrieben sein. Es ändert aber nichts daran, dass enzyklopädische Artikel, auch solche zu sogenannten Schulklassikern, nicht in erster Linie Schüler zu bedienen haben, sondern alle Personen, die an kompakten und verläßlichen Darstellungen interessiert sind.

WP-Artikel zu Erzählwerken und Theaterstücken sollten daher vor allem eine möglichst textnahe und detailgetreue Darstellung der Handlung enthalten, ausführlicher und zuverlässiger als die gängigen Lektürehilfen, Musterinterpretationen, Schauspielführer, Romanführer sie bieten. Lektürefehler und Fehldeutungen, auch grobe, bleiben in Druckmedien nämlich „bis zur nächsten Auflage“ d.h. oft jahrelang stehen und pflanzen sich auf diese Weise ungehindert fort. In elektronischen Medien wie der WP ist die Chance, sie zu entdecken und zu korrigieren, ungleich größer. Weiter bin ich der Ansicht, dass eine ausführliche und treffende Darstellung der Gesamthandlung die Personencharakteristik meistens überflüssig macht. Wer begriffen hat, „was gespielt wird“, versteht auch, wie die Charaktere beschaffen sind. Durch nachgeschobene Charakteristiken wird ein Artikel nicht stärker, sondern länger.

Nebenbei ist es auch eine Frage des Takts, ob man in einen Artikel, der schon längere Zeit stabil ist, obwohl er viel gelesen wird, einfach so hereinplatzt, oder ob man sich erst mal auf der Diskussionseite mit Kritik zu Wort meldet: – „diesem Artikel, scheint uns, fehlt noch das und das, wir könnten dazu was schreiben!“ Der jeweilige „Hauptautor“ des Artikels, der sich über die Gliederung vielleicht längere Zeit den Kopf zerbrochen hat, um sie zu optimieren, wird auf diese Weise nicht übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt, was immer ärgerlich ist.

Noch eine Sache, die ich ungern auf mir sitzen lasse: „Abgesehen davon“, schreibt meine Kritikerin, „stammt der ganze Inhalt Ihres Artikels aus den Reclam-Erläuterungen von 1973“. Nun stellen gut zwei Drittel „meines“ Artikels die Handlung der Fähnlein-Novelle dar, wofür ausschließlich der Kellersche Text die Grundlage bildet. Dieser Text war für mich Primärquelle, ebenso wie er es für jeden Artikelschreiber, Kommentator, Interpreten sein sollte, auch den Verfasser der Reclam-Erläuterungen. Dem letzten Drittel aber liegen hauptsächlich briefliche Äußerungen Kellers und Angaben seines Erstbiographen Jakob Baechtold zugrunde, also ebenfalls Primärquellen, für die ich auch Belege anführe. (Leider sind zur Zeit ein paar Weblinks tot, ich weder mich darum kümmern.) Ich arbeite seit mehreren Jahren an WP-Artikeln zu Kellerschen Werken und kenne das Gesamtwerk Kellers und die Sekundärliteratur ziemlich gut, bin daher nicht auf Lektürehilfen von Reclam angewiesen. Bei der Unterstellung, ich hätte meine Kenntnis des zeitgeschichtlichen Hintergrundes aus dieser Quelle geschöpft, handelt es sich also um eine simple Retourkutsche; weshalb ich sie auch nicht weiter übelnehme. Gruß -- Lesabendio (Diskussion) 00:22, 27. Jun. 2014 (CEST)Beantworten

Zusätzliche Hinweise Bearbeiten

Ich bin weit entfernt davon, den Inhalt gross zu kritisieren, aber einige Bemerkungen möchte ich doch anbringen:

1. Die Auffassung der Struktur als Szenenfolge scheint mir auf meinen Artikel in Interpretationen: Gottfried Keller: Romane und Erzählungen, Karl Grob, "Zur Naturgeschichte der Revolution" (Reclam, Stuttgart 2007, 17533, z. Zt. nicht mehr im Katalog) zurückzugehen. Mir ist es nicht wichtig, ob dieser Artikel genannt wird oder nicht - wenn aber die Annahme dieser Struktur aus einer anderen Quelle stammt, dann wäre ich daran interessiert, diese zu kennen.

2. Die Struktur hat durchaus auch entstehungsgeschichtliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Idee eines Nationaldramas etc. Im Übrigen ist sie in den Gesammelten Werken von 1889 (und in der HKKA 6) durch Striche zwischen den 'Akten' unterstrichen.

3. Das Thema der nachrevolutionären Situation ist bei Keller nicht neu, es wird lediglich ständig übersehen (das hat in der Schweiz und in Deutschland je andere Gründe). Ich mache z. B. auf das Wilhelm Tell-Kapitel im Grünen Heinrich aufmerksam, das die Rolle des Beamten analog zum Fähnlein behandelt. Dazu kommt, dass Auerbach durch die Namensgebung (die Aufrechten) die Siebnergruppe idealisiert. Keller hat sich dagegen nicht gewehrt. Was man dennoch nicht übersehen sollte, ist, dass in der Siebnergruppe 2 Themen zusammenkommen, das alte der Verfügung über die Heirat der Kinder (ancien regime) und das neue über die Heirat als Kapitalvermehrung (Frymann). Der alte (wenn auch revolutionär gesinnte) Individualismus wird durch die vom Beamten repräsentierte Verantwortung für das 'Allgemeine' abgelöst. Es ist auf diesem Hintergrund nicht 'unschuldig' wenn die Interpretation die Schlussszene wieder ins Private zurückkatapultiert. Das ist angesichts des Aargauers, der Fahne und der Verfassungsgarantie mit Sicherheit falsch (der Aargau war in der alten Eidgenossenschaft ein Untertanengebiet und der Dienst bei den Kadetten bis ins 20. Jahrhundert für die männliche Jugend obligatorisch).

4. Historisch und biografisch ist es sicher richtig, dass Keller sich nach 1847 zunehmend auch um die Versöhnung mit den konservativen Kantonen bemüht hat. Aber der Artikel scheint mir dies für das Fähnlein falsch zu deuten. Die konservative Welt wird durch das Buebli und seinen Vater repräsentiert, der seinem Sohn jede Emanzipation verweigert. D. h. Keller geht hier (wie auch bei der Siebnergruppe) das individuelle Verhalten an, das in diesem Falle keine Zukunft hat, weil dem Buebli 'die Frau' verweigert wird. 'Nachrevolutionär' bedeutet jedenfalls für mich, dass die Träger der Revolution (die 7) in ihrem alten, misstrauischen Verhalten stecken bleiben (Hediger will nach wie vor selbst entscheiden, ob er wieder 'vor die Türe' muss, seine Waffe behandelt er individualistisch, anders als sein Sohn, der sich in der neuen Armee definiert.) Daneben gibt es die Haltung der Mutter, die wie viele andere Mütter bei Keller, die Permanenz der Natur repräsentiert. Doch das wäre ein anderes Thema. (nicht signierter Beitrag von Kgrob (Diskussion | Beiträge) 19:20, 25. Jan. 2015 (CET))Beantworten

Hallo Karl Grob, danke für die Mitteilung! Ad 1. und ad 2.: Wenn Du in der genannten Veröffentlichung von 2007 ausgeführt hast, Kellers Fähnlein-Novelle lasse sich wie ein Theaterstück in Akte und Szenen gliedern, dann gehört das unbedingt in den Artikel hinein! Deine Veröffentlichung war mir nicht bekannt, als ich 2008 den Artikel neu schrieb, sonst hätte ich sie selbstverständlich berücksichtigt und im Literaturverzeichnis aufgeführt. Die Gliederungsidee für den Artikel („Handlung“ statt „Inhaltsangabe“, „Erster, Zweiter, Dritter Akt“ usw.) kam mir damals ganz spontan, als ich den Keller-Auerbach-Briefwechsel las, worin Keller gegen einen Literaten polemisiert, der sich anheischig machte, ein schweizerisches Nationaltheater aus dem Boden zu stampfen. Da kam mir’s so vor, als hätte Keller unterm Schreiben so was wie ein Volksstück vorgeschwebt. Wir sollten uns also nicht beklagen, dass wir unabhängig von einander die gleiche Idee hatten, great minds think alike ... Mein Vorschlag: Ändere Du selbst den Fließtext (direkt unter „Handlung“); etwa so: „Nach Karl Grob lässt sich die Erzählung wie ein Theaterstück in Akte und Szenen gliedern“, plus Fußnote, plus Eintrag unter „Sekundärliteratur“. Dann ist der Artikel auch WP-konform „bequellt“.
ad 3. Richtig: Kellers Wandlung vom „vagen Revolutionär und Freischärler à tout prix“ zum „besonnenen Menschen“ (Tagebuch Sept. 1847) ist bekannt, wird aber ständig übersehen. Doch dass Auerbach mit seinem Titelvorschlag, den Keller akzeptierte, die sieben Freunde über Gebühr „idealisiert“ hat, kann ich nicht finden. Du schreibst, es sei nicht ‚unschuldig’, „wenn die Interpretation die Schlussszene wieder ins Private zurückkatapultiert“. Welche Interpretation? Der Artikel? Dass im Artikel etwas ins Private zurückkatapultiert wird, kann ich nicht finden. Im Gegenteil, es wird knapp, aber deutlich auf die Funktion des Festes hingewiesen: Erneuerung von Bündnissen auf allen gesellschaftlichen Ebenen (siehe Abschnitt „Gesellschaftskritik und Aktualität“).
ad 4. Du schreibst: „Historisch und biografisch ist es sicher richtig, dass Keller sich nach 1847 zunehmend auch um die Versöhnung mit den konservativen Kantonen bemüht hat.“ Was heißt „sicher richtig“? Ich würde sagen, es ist einwandfrei dokumentiert: 1852 schrieb Keller in Berlin das Gedicht „Die Landessammlung zur Tilgung der Sonderbundskriegsschuld“. Anlass war eine Spendensammlung, gemeinsam durchgeführt von zwei Freunden, dem „radikalen“ Gottfried Keller und des „konservativen“ Christian Heusser. (Nachzulesen in der Heusser-Biographie von Barbara Helbling, Zürich 2011, S. 60). Dass Keller mit den beiden Entlebucher Sennen das konservative politische Urgestein der Schweiz vorführt, und zwar auf sympathische Weise, ist eine Interpretation, die ich für stimmig und belegbar halte. Der Auftritt von Vater und Bub ist komisch, aber nicht satirisch-komisch, Keller macht die beiden nicht lächerlich, wie den windigen Ruckstuhl. Sie gehören zur Festgemeinde mit dazu. Auch mit ihresgleichen wird das Bündnis erneuert, auch sie haben eine Zukunft! (Wie die Sennerei überhaupt, wozu es einen hervorragenden Dokumentarfilm gibt – aber das gehört nicht hierher). Selbstverständlich „individualisiert“ Keller Gesellschaftliches. Was denn, zum Kuckuck, soll ein Novellen- oder Volkstückschreiber anderes tun? Soll er blasse Prinzipien auf die Bühne stellen, die sozio-politische Sprechblasen von sich geben? Kurz: Erzählerische Individualisierung, d.h. Figuren schaffen, die Gesellschaftliches verkörpern, ist himmelweit verschieden von Individualisierung in einem ganz anderen Sinn, nämlich einem Schreibprinzip, das darin besteht, Angelegenheiten, die alle angehen, z.B. Bündnisse, auch Ehen, ins Private, Subjektive, Unverbindliche „zurückkatapultieren“. Letzteres gibt es durchaus, aber eben nicht bei Keller.
Wenn Du zum Schluss schreibst, die 7 blieben „in ihrem alten, misstrauischen Verhalten stecken“, dann ist das eine Privatmeinung, die allerdings Geist, Buchstaben und Intention des Texts ins krasse Gegenteil verkehrt, daher als Interpretation nicht haltbar. Gewiss, Keller hat die Novelle ein „Großvaterstück“, genannt, d.h. die Hoffnungen, die er 1860 ans Schweizer Festleben knüpfte, waren ihm 12 Jahre später vergangen. Das steht alles im Artikel, so wie es nacheinander geschehen ist. Man kann daraus aber keine Gleichzeitigkeit machen und behaupten, diese Enttäuschung stecke in der Novelle bereits drinnen, indem Keller die alten Aufrechten als lebende Fossilien, ewig Gestrige gezeichnet habe oder habe zeichnen wollen. Die Hoffnungen der Großväter (mittlerweile Urururgroßväter) sind nicht die unseren, aber sie hatten Hoffnungen. Und die sollte man zu enzyklopädischem Gebrauch einigermaßen werkgetreu darstellen. Gruß --Lesabendio (Diskussion) 13:39, 26. Jan. 2015 (CET)Beantworten