Der Standort der Burg Perg gilt als „nicht lokalisiert“

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In der Datenbank des Bundesdenkmalamtes wird die Burg Perg als „nicht lokalisiert“ geführt. Keiner der in der Vergangenheit vorgebrachten Vorschläge ist überzeugend:

  1. Der Dollberg war ein Vorschlag aus dem Perger Heimatbuch von 1933, der aber von anderen Autoren ausgeschlossen wird. Der Heimatforscher und ehemalige Bezirkshauptmann (Landrat) von Perg, Gustav Brachmann, stellte den Standort 1965 vehement in Frage (die drei Briefe von Dr. Brachmann an Herrn Fries liegen in voller Länge vor):
    Ich werfe darin die Frage auf "WO STAND DIR BURG DER PERGER" Sie werden wissen, dass seit anderthalb Jahrhunderten der dumme Quatsch von der "Burg Perga auf dem Dollberg" immer wieder (vor kurzen erst in den OÖN. von W. Knoglinger) gekäuet wird, wobei man wahrhaft sagen darf, das ein Narr viele Narren mache. Am breitesten hat dieses Blech der Schulmeister Florian Eibensteiner ausgewalzt. Er war ein braver, fleißiger, doch völlig kritikloser Arbeiter (dem es auch an den nötigen geschichtlichen Vorbildung mangelte) und hat darüber in seinem "Heimatbuch" am meisten gequatscht ...
    Burgenforscher Christian K. Steingruber hat sich im Jänner 2022 nochmals die ALS-Geländemodelle angesehen und rein gar nichts, was den Standort „Dollberg“ absichern könnte. Positive Geländemerkmale der Burg Perg sind in den ALS-Geländemodellen und Orthobildern nicht erkennbar (KG Perg, GdstNr. 109, .169, .346). Außerdem hat Steingruber mit Franz Moser, Leiter des Perger Stadtmuseums gesprochen. Er hat festgehalten, dass es NULL Beweise für eine Burg Perg am Dollberg gibt.
  2. Norbert Grabherr vermutete die Burg auf dem Kalvarienberg nordwestlich der Stadt Perg. Hier befinden sich die im Jahre 1754 vollendete, heute denkmalgeschützte, Kalvarienbergkirche und der Perger Stadtfriedhof. Die eher sanft abfallende Kuppe scheint für den Standort einer mittelalterlichen Burg eher ungeeignet zu sein. Positive Geländemerkmale sind in den ALS-Geländemodellen und Orthobildern nicht erkennbar (KG Perg, GdstNr. 187/5, 187/3, 178/4, usw.).
  3. Ebenfalls als Lagestelle der Burg wurde der sog. Ziehberg (Kranawitt) genannt, ein auffälliger Sporn, der gegen Norden durch einen Graben oder Hohlweg abgetrennt war. Bei einer Begehung durch Manfred Pertlwieser, Leopold Mayböck und Hansgeorg Löw-Baselli konnten jedoch keine konkreten Hinweise gewonnen werden. Das Areal ist heute von modernen Bauten überformt (KG Pergkirchen, GdstNr. 1555).
  4. Der in der Topographia Windhagiana dargestellte Viereckturm befand sich offensichtlich auf der orographisch linken Talseite des Flusses Naarn, kann daher mit den ersten obig angeführten Örtlichkeiten nichts zu tun haben. Nach Gustav Brachmann soll sich seine Lagestelle bei dem im Jahre 1838/39 erbauten Tietze-Haus am Schützenweg befunden haben. In den ALS-Geländemodellen scheint hier eine auffällige Felskuppe zwischen den Häusern Schützenweg 9 und 15 auf, die aber in jüngerer Zeit von einer modernen Villa überformt wurde (KG Perg, GdstNr. 2058/1).

--Dieringer63 (Diskussion) 19:51, 24. Jan. 2022 (CET)Beantworten

Nach mehreren Anfragen zu den vermuteten Standorten der Burg Perg fasse ich überblicksmäßig zusammen:
  • Laut öst. Bundesdenkmalamt gilt die Burg Perg als „nicht lokalisiert“.
  • Folgende mögliche Standorte wurden meines Wissens nach in der Literatur des 20. Jahrhunderts genannt bzw. untersucht (alphabetisch gereiht):
  1. Dollberg: Florian und Konrad Eibensteiner 1933, vehement in Frage gestellt von Gustav Brachmann 1965
  2. Kalvarienberg: Viktor von Handel-Mazzetti 1912, Jahrbuch S. 125; Norbert Grabherr 1975, S. 87; Oskar Hille 1975, S. 184
  3. Mitterberg: Viktor von Handel-Mazzetti 1912, Jahrbuch S. 125
  4. Ziehberg: Manfred Pertlwieser und Vlasta Tovornik 1987, S. 18 (Lokalaugenschein 1986)
  • Eine wichtige Frage ist, ob sich die Burg Perg westlich des Naarnflusses im bischöflichen Verwaltungsgebiet Regensburger Luß befunden haben mag, oder ob der Standort eher linksseitig der Naarn zu suchen ist.
  • Und welche Bewandtnis hat es mit dem Vierecksturm, den Clemens Beutler in der Topographia Windhagiana linksseitig der Naarn einzeichnete? Entspricht seine Zeichnung der Realität, und hat dieser Turm etwas mit der Burg Perg zu tun?
--Dieringer63 (Diskussion) 20:12, 10. Feb. 2024 (CET)Beantworten