Betr.: General Cantore sei nicht im Kampf an der Tofana gefallen. Heinz von Lichem, Verfasser der Ersten Gesamtdokumentation des Gebirgskrieges 1915/18, schreibt u.a. in seiner Dokumentation (S.92) über den Verlauf der Kampfhandlung folgendes: "Am 20.Juli drang ein starker Trupp gegen die Stellung (an der Tofana) vor. Am rechten Flügel, 80 Schritte vor der eigenen Steinmauer, befand sich ein Doppelposten, den dazumal die Landstürmer Anton Hilber und Johann Seeber besetzt hatten. Auf nächste Distanz ließen die beiden den Gegner heran, tollkühn und kaltblütig eröffneten sie dann ihr wohlgezieltes Feuer. Nur 20 Italiener kamen in die Hauptstellung, kein einziger Angreifer entkam"(nach Dr.Guido Burtscher) Der Tod des Generals - auch Generäle sterben im Krieg:Obiges Gefecht scheint- zumindest nach zuverlässigen Quellen - von einem General direkt geleitet worden sein:eine überaus ungewöhnliche, äußerst seltene und kriegsgeschichtlich einzigartige Unternehmung,zumindest im Rahmen des Hochgebirgskrieges 1915-18. Diese Unternehmung zeigt aber auch, mit welch unglaublicher Erbitterung gekämpft wurde: vom einfachen Soldaten bis zum General.Jener General, um den es sich hier dreht,war Antonio Cantore.An vordester Stelle beobachtete er mit dem Feldstecher den Nahangriff der Alpini.Trotz mehrmaliger Ermahnungen seiner Kameraden, beharrte er darauf, in direkter Frontlinie das Gefecht zu leiten.Schlagartig und lautlos im allgemeinen Gefechtslärm ereilte ihn der Tod.Von einem Scharfschützen direkt in die Stirne getroffen, entglitt ihm das Fernglas.Tot sank der General zu Boden..... Heinz von Lichem schreibt weiter: ich hatte das unerhörte Glück, einen ehemaligen Kämpfer jenes denkwürdigen Tages zu treffen.Von ihm konnte ich nähere Umstände des Todes von General Cantore erfahren.Ich mußte allerdings dem ehemaligen Soldaten das Versprechen geben, seinen Namen nicht zu nennen.Nur eines sei gesagt: er lebt in Nordtirol, im Brixental. "Cantore hatte zur Tarnung eine einfache Uniformjacke an, um nicht als Offizier, nicht als General kentlich zu sein.Denn die Scharfschützen beider Seiten hatten Auftrag, nach Möglichkeit Truppenführer, Offiziere zu erschießen. Cantore aber vergaß, seine Generalskappe gegen die eines gewöhnlichen Soldaten auszutauschen.Das kostete ihn das Leben." Der Schuß ging direkt durch die Generalskappe in die Stirn.... Mein Informant lebt noch.Seine Mitteilungen sind schriftlich niedergehalten.Ich habe versprochen, erst nach seinem Ableben das Schweigen um seine Person zu brechen. Soweit der Auszug aus Heinz von Lichem's Buch, Verfasser der "Ersten Gesamtdokumentation des Gebirgskrieges 1915-18" die unter dem Titel "Der einsame Krieg" 1974 veröffentlicht wurde. Das Antonio Cantore von einem eigenen Mann getötet wurde, ist nach diesen Ausführungen unwahrscheinlich. Eberhard Fuss 79114 Freiburg Tannhauserstraße 12 www.ebifuss@aol.com

Die Anmerkung über Cantores Tod (im Artikel) ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, weil es diese Diskussion seit langer Zeit gibt. Lichem ist eine von vielen Quellen. Er zeichnet sich durch umfangreiche Detailkenntnisse und Recherchen aus, die ihm jedoch oft auch dazu dienen, die Positionen, Sichtweisen, Überzeugungen, Traditionen usw einer Kriegspartei hervorzuheben. Beispielsweise hebt er hervor, dass "Bormio einmal den schönen deutschen Namen Worms trug" und gern glorifiziert er (wie viele Österreicher) die Donaumonarchie als eine (weit bessere) Vorwegnahme der Europäischen Union. Das "blutjunge Italien" hat zwar einen Angriffskrieg geführt, kein Wort fällt jedoch über die österreichische Unterdrückungspolitik in Italien (1714-1859, von kleineren Unterbrechungen abgesehen), über die Bekämpfung der italienischen Freiheitsbewegung und über die österreichischen "Unrechtsgrenzen" am Gardasee (bis 1918), in der Poebene oder in der Toskana. Wer das ausblendet (also eigene Sünden nicht beichtet und den anderen Standpunkt nicht zu begreifen sucht, also nicht wirklich neutral oder in einem neutralen Rahmen berichten will) und dann auf dieser Grundlage über den Krieg schreibt und das als absolute Objektivität verkauft, kann in diesem Zusammenhang nicht als einzige Quelle dienen, selbst wenn er selbst noch so gute Infos hat und diese sogar noch zutreffend sind. Lichem ist wie immer informativ und interessant, aber immer auch mit Vorsicht zu genießen. Wenn mehrere Quellen ihn bestätigen ist es ok, in diesem Fall gibt es aber etliche andere Quellen, die anderes berichten. Aus diesem Grund habe ich im Artikel die Anmerkung über die Diskussion um Cantores Tod geschrieben und solange sie weitergeht, sollte vielleicht auch darauf verwiesen werden. Trotz allem vielen Dank für Lichems Infos. transalp, 1.6.06