Amsel

Amsel ? (Turdus merula)
Gesang/?

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Drosseln (Turdidae)
Gattung: Echte Drosseln (Turdus)
Art: Amsel
Wissenschaftlicher Name
Turdus merula
Linnaeus, 1758

Die Amsel oder Schwarzdrossel (Turdus merula) ist eine Vogelart in der Gattung der Echten Drosseln. Sie gilt als die am weitesten verbreitete Drossel in Europa.

Ursprünglich war die Amsel ein reiner Waldvogel. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich Amseln als Kulturfolger auch in siedlungsnahen Parkanlagen und Gärten an.

Die Amsel zählt aufgrund ihrer Nähe zu Siedlungsgebieten zu den bekanntesten Vögeln. Der Gesang der männlichen Amseln gilt als melodiös und eingängig.

Aussehen Bearbeiten

Feldkennzeichen Bearbeiten

 
Männchen

Männchen sind einfarbig schwarz. Sie haben orangegelbe Schnäbel und leuchtend orangegelbe Augenringe. Männchen im ersten Jahreskleid weisen braune Jugendkleidfedern im Flügel auf. Weibchen sind einfarbig dunkelbraun, bräunlich, dunkelgrau oder rostbräunlich. Die Unterseite ist unterschiedlich intensiv gefleckt. Vögel im Jugendkleid sehen den Männchen im ersten Jahreskleid sehr ähnlich, sind aber auf der Unterseite stärker gefleckt. Auch die auffälligen hellen Schaftstriche im Bereich des Rückens, der Schulterpartie und der Flügeldecken kennzeichnen junge Amseln.

Farbstoffe Bearbeiten

Die schwarze bzw. braune Federfärbung wird durch den Farbstoff Melanin hervorgerufen. Die Schwarzfärbung des Männchens wird durch Sexualhormone verursacht. Die gelbe Färbung des Schnabels und der Beine wird durch den Farbstoff Karotin hervorgerufen.

Adultes Jahreskleid Bearbeiten

 
Weibchen

Im Jahreskleid ist das Gefieder des Männchens schwarz bis braunschwarz. Auf der Unterseite sowie zu Teilen auf dem Rücken und der Schulter sind die Federendsäume grau bis bronze gefärbt, die Schäfte sind aufgehellt. Die Hand- und Armfedern können im Frühjahr ausgebleicht wirken.

Die Oberseite des Weibchens ist variabel dunkelbraun oder olivgrau gefärbt. Die Stirn ist meistens etwas heller. Die Ohrdecken kontrastieren mit Dunkelbraun zu den weißlichen Schaftstrichen . Die Unterseite der Weibchen ist individuell unterschiedlich gefärbt. Kinn- und Kehlebereich sind hell schmutziggrau bis rötlichbraun mit dunkleren Streifen. Die Brust ist braungrau, gelbbraun bis rotbraun und meist dunkelbraun gefleckt, in seltenen Fällen auch ungezeichnet. Der Bauch ist braun, graubraun oder grau, Flanken, Unterschwanzdecken sind dunkelbraun oder variabel olivgrau. Die Schwanzfedern sind dunkel- bis schwarzbraun. Die Schwungfedern sowie der restliche Oberflügel sind dunkelbraun.

Nestlingsdunen Bearbeiten

Die Nestlingsdunen sind fahl rehbraun mit dunkleren graubraunen Spitzen gefärbt.

Jugendkleid Bearbeiten

 
Weibliche Amsel im Alter von 14 Tagen.

Männchen haben einen dunkelbraunen Oberkopf, Nacken-, Schulter- und Vorderrückenbereich, dessen Federn mit hellen Schaftstrichen und oft gelbbraunem Zentrum gezeichnet sind. Hinterrücken, Bürzel und Oberschwanzdecken sind einfarbig dunkelbraun. Die Oberschwanzdecken weisen manchmal hell- oder rostbraune Spitzen auf. Ähnlich dem Jahreskleid der adulten Weibchen sind die Ohrdecken dunkelbraun mit hellem Schaftstrich gefärbt. Kinn und Kehle sind gelbbraun manchmal auch hell rostfarben und an den Seiten schwarzbraun längsgefleckt. Brust- und Halsfedern sind gelbbraun, manchmal hell rotbraun mit hellen Schaftstrichen durchsetzt. Bauch- und Flankenfärbung entspricht der der Brust und ist unwesentlich heller. Die Schwanzfedern sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Hand- und Armschwingen, Alula sowie Großgefiederdecken sind braunschwarz. Der Unterflügel ist ähnlich adulten Weibchen rötlichbraun und wirkt etwas heller.

Das Jugendkleid des Weibchens ist heller als das des Männchens. Die Schwanzfedern sind dunkelbraun und wirken nie schwärzlich.

Erstes Jahreskleid Bearbeiten

Männchen im ersten Jahreskleids ähneln den adulten Männchen. Unvermauserte Schwanzfedern, Hand- und Armschwingen, Alula und Flügeldecken wirken jedoch braun und nicht schwärzlich. Die Federn der Unterseite haben oft einen unauffällig bräunlichen oder gräulichen Spitzensaum oder aufgehellte Schaftstriche. Die Schnabelfärbung erreicht oft schon im Winter die Gelbfärbung des adulten Männchens; bei anderern Individuen bleibt sie hingegen bis ins Frühjahr schwärzlich. Amseln aus frühen Bruten sind in der Regel in der Gefiederentwicklung fortgeschrittener als solche aus späten Bruten.

Auch die Weibchen im ersten Jahreskleid ähneln den adulten Weibchen. Wie beim Männchen kontrastieren die helleren, unvermauserten Schwanzfedern, Hand- und Armschwingen, Alula und Flügeldecken mit den vermauserten Federpartien.

Aberrante Färbung Bearbeiten

. Bereits Aristoteles beschrieb albinistische Amseln   

Die Flügellänge des Männchens liegt im Mittel bei 133 mm (Standardabweichung ± 2,3 mm), beim Weibchen bei 128 mm (Standardabweichung ± 2,6 mm).

 
Frisch geschlüpfte Küken

Das Gewicht frisch geschlüpfter Nestlinge beträgt etwa sechs Gramm. Innerhalb der ersten zwölf Tage legen die Jungvögel auf etwa 64 Gramm zu . Ausgewachsene Vögel wiegen mit 84 (?) bis 86 Gramm (?). Der niedrigste Wert wird am Ende der Brutzeit während der Schwingenmauser erreicht. Das höchste Gewicht erreichen Amseln fast ausschließlich durch Fetteinlagerung im Winter . Je nach Verbreitungsgebiet nehmen die Vögel um bis zu 40 % an Gewicht zu. Der Gewichtsverlust im Frühjahr bedingt sich durch Fett- und Wasserabbau zu etwa gleichen Teilen. Während der Legezeit sind die Weibchen durchschnittlich etwas schwerer als die Männchen, in der restlichen Zeit des Jahres leichter. Beispielhafte Extremwerte auf der Vogelwarte Sempach (Schweiz) gefangener und beringter Vögel weisen eine Spanne zwischen 64 (?) bzw. 58 (?) Gramm (April) und 130 (?, Oktober) bzw. 133 (?) Gramm (Januar und August) auf.

 
Amselküken

Federmaße Bearbeiten

Der Flügel der Amsel setzt sich aus zehn Handschwingen und neun Armschwingen zusammen. Die kürzeste, also zehnte Handschwinge misst 29 mm, die längste ist die fünfte Handschwinge mit etwa 114 mm. Die Armschwingen sind zwischen 49 (A9) und 96 (A1) mm lang. Die Schwanzfedern sind alle etwa gleich lang, zwischen 112  und 116 mm.

Lautäußerung Bearbeiten

Der Gesang der Amsel ist häufig zu hören und daher vielen Menschen geläufig. Sie gilt als besonders begabt in der Erfindung und Variation von Strophen und Motiven, die für menschliche Ohren eingängig und gefällig wirken. An- und abschwellende Folgen von Drei- oder Vierklangmotiven und ganze Liedfolgen werden vorgetragen. Mit Trillern und anderen Lauten gepaart ergibt sich ein abwechslungsreicher Gesang.

Die Amsel ist einer der ersten Singvögel, die im Frühjahr morgens zu singen beginnen. Kurz vor Sonnenaufgang beginnt sie ihr Lied. Setzen die Gesänge anderer Arten ein, reduziert sie ihre Intensität, ist aber dennoch bis in die späten Morgenstunden zu hören. Zwischen Mai und Juni singen Amseln sie oft spätnachmittags und abends, teilweise bis in die vollkommene Dunkelheit hinein.

Reviergesang der Männchen Bearbeiten

Der Reviergesang der Männchen setzt sich aus flötenden Tönen zu Beginn, kombiniert mit melodischen Strophen und einem „Anhängsel“ zusammen. Der Mittelteil enthält dabei häufig kurze Imitationen und Variationen anderer Vogelarten. So sind unter anderen Meisen-, Stieglitz-, Schwarzspecht- oder Grünlingslaute nachgewiesen.

Jedes Männchen beginnt sein Lied individuell variiert, was die Erkennung einzelner Individuen möglich macht. Das sogenannte Kontersingen, das gesangliche Reagieren auf einen Kontrahenten oder Nachbarn, ist bei der Amsel ausgeprägt. Die am ähnlichsten klingende Strophe aus dem eigenen Repertoire wird mit entsprechenden eigenen Anfangselementen vorgetragen. Auch das „Anhängsel“ wird vielfältig in abgewandelter Form gesungen. Dabei ist der komplexe Aufbau dieser Anhängsel für das menschliche Ohr kaum aufzulösen, sondern wird erst bei Betrachtung von Sonagrammen in seinem vollen Umfang deutlich. Große Unterschiede in Tonhöhen innerhalb einer Sekunde, stark ausgeprägte Obertöne und diplophone Partien mit gegenläufigen Frequenzverläufen charakterisieren diese „Anhängsel“.

Der individuelle Aufbau und die Länge der Strophen variieren stark. Eine Strophe kann zwischen 5 und 29 Elementen enthalten, mit Pausen zwischen wenigen hundertstel und einigen zehntel Sekunden durchsetzt, die die Strophenelemente untereinander abgrenzen.

In milden Wintern kann der Reviergesang bereits Mitte Februar einsetzen, wird jedoch bei erneuten Kälteeinbrüchen wieder aufgegeben. Mitte März beginnt die Mehrzahl der Amseln zu singen. Der Reviergesang wird zwischen Mai und Juni bei feuchter Witterung am häufigsten gesungen. Ab Mitte Juli ist er nur noch sporadisch zu hören.

Verhalten während des Reviergesangs Bearbeiten

 
Singendes Männchen in urbanem Umfeld

Singende Männchen haben zwei bis drei unterschiedliche, erhöhte Warten, von denen sie ihren Gesang vortragen. Im Allgemeinen ist die Warte deutlich niedriger als bei der Singdrossel. Männchen angrenzender Reviere singen oft direkt nebeneinander oder gehen in eine Art Wettstreit und stimmen einen Kontergesang an. Selten singt die Amsel auch während des Fluges, wenn sie ihre Warte wechselt. Dabei ist der Gesang deutlich verkürzt oder besteht lediglich aus den Anfangslauten.

Gründe für den Reviergesang sind die Revieranzeige und -verteidigung sowie das Anlocken von Weibchen oder das Besingen des Paars. Bei Auseinandersetzungen mit anderen Amseln wird der Reviergesang verwendet um einen Konkurrenten zum Kampf aufzufordern oder um in in die Flucht zu schlagen.

Lautäußerungen der Weibchen Bearbeiten

Weibchen singen manchmal gedämpfte oder dem männlichen Gesang ähnliche Strophen. Dies geschieht vorwiegend bei Nestanflug mit Futter oder bei einer Anregung durch den Gesang des Männchens. Fordert ein Weibchen ein Männchen zur Paarung auf, stößt es gepresst klingende, sehr leise und oft hohe Laute in unzusammenhängenden Folgen aus.

Andere Gesänge Bearbeiten

Männchen wie Weibchen lassen nach der Großgefiedermauser einen Herbst- und Wintergesang hören. Er wird mit geschlossenem Schnabel leise vorgetragen. Männchen verwenden die gleichen Motive wie beim Reviergesang. Der Herbst- und Wintergesang des Weibchens klingt wie der Jugendgesang. Der Herbst- und Wintergesang wird meistens aus dichtem Gebüsch oder vom Boden aus vorgetragen.

Rufe Bearbeiten

Ein hartes und erregt klingendes „tack“, einfach oder gereiht, lässt auf Unsicherheit und Angst des rufenden Vogels schließen, beispielsweise bei Störung, Prädatorsichtung oder fehlendem Partner. Laut und schnell wiederholt ausgestoßen, ist es das Zeichen höchster Erregung und Alarmbereitschaft, beispielsweise bei Sichtung eines Bodenfeindes.

Mit einem nasalen „djück“ warnen Amseln ihre Jungen. Vor allem im Winter wird der gleiche Ruf bei Schlaf- oder Futterplätzen geäußert. Bei wachsender Erregung steigert sich das „djück“ zum bekannten Zetern („dackderrigigigi duck duck“) oder zum „Tixen“ (hohes „tix tix tix“). Dieses Verhalten überträgt sich schnell auf Artgenossen, um beispielsweise Feinde zu vertreiben oder zum gemeinsamen Abflug anzuregen.

Ein sehr hohes durchdringendes und lautes „ssieh“ (zwischen 9 und 7 kHz abfallend) deutet immer auf einen Flugfeind hin. Jedoch wird dieser Ruf, allgemein ziemlich schwächer und leiser, als Freundeslaut speziell unter Partnern – jedoch selbst Menschen gegenüber bei großer Vertrautheit – geäußert.

Jugendgesang Bearbeiten

Gerade geschlüpfte Dunenjunge zeigen mit einem „hip“-Laut Hunger an. Ab der ersten Fütterung wird dieser Ruf gereiht geäußert. Je lauter das Junge ruft, desto hungriger ist es. Der Bettellaut („zit zit zit…“, später „zri“ oder „zrit“) wird frühestens ab dem 15. Fütterungstag laut.

Aus den Bettellauten entwickeln sich der Erregungs- und mit der Auflösung der Geschwisterverbände (um den 35. bis 40. Tag) der Stimmfühlungslaut. Das bei ruhenden und soeben flüggen Amseln zu hörende, funktionslose „ririririri“ ist der Vorgänger des Jugendgesangs. Dieser ist abwechslungsreich und setzt frühestens ab dem 19. Tag, dann aber sehr plötzlich ein. Dabei ist die Art des Gesangs, in Bezug auf Tonhöhen oder Einzelheiten der Strophen angeboren. Dieser wird dann um von unterschiedlichen Individuen gehörte Phrasen erweitert und so entsteht allmählich der eigene, unverwechselbare Gesang. Eine übende Jungamsel ist an der abgehackten Vortragsweise zu erkennen. Übrig bleibt davon nur das Motiv, das aus Fremdmotiven und Eigenkompositionen innerhalb einiger Wochen zu einzelnen Melodien erweitert wird.

Verbreitung Bearbeiten

Die Amsel ist in Europa die häufigste Vertreterin der Familie der Drosseln. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis in den Mittleren Osten und China.

In den gemäßigten Zonen des nordwestlichen Afrikas und Europas kommt sie in den mediterranen Gebieten mit Hartlaubvegetation und Winterregen, nördlich bis in die südlichen borealen Nadelwaldzonen vor. Bis über 2600 m ü. NN (Talas-Alatau) findet man die Amsel in den Hochland- und Gebirgswäldern des südwestlichen und mittleren Asien. Im Himalaya wurden Individuen zwischen 3.000 und 4500 m ü. NN, im Extremfall bis 5300 m ü. NN beobachtet. Von dort erstreckt sich die Verbreitung ostwärts bis in den Süden der sommergrünen Laubwälder und die subtropischen Wälder Zentral- und Ostchinas.

 
Verbreitungsgebiet der Amsel

Weitere Verbreitungsgebiete befinden sich im west-, süd- und östlichen Indien sowie auf Sri Lanka. In Südwest-Asien ist die Amsel vom Kaukasus und den nördlichen Küstenregionen der Türkei bis ins Zagros-Gebirge und den Gebirgstäler im Süden des Kerman (3100 m ü. NN) heimisch. Populationen sind ferner imNordost-Irak, Syrien, nordwestlichen Jordanien und an den Küsten des Mittelmeers vorhanden. Südlich der Mittelmeerküste bis zum Nordrand der Sahara und in einigen Oasen als Brutvogel auf. Isolierte Populationen befinden sich auf den Azoren, Madeira und den Kanarischen Inseln.

Eingebürgerte Populationen Bearbeiten

In den 60er und 70er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde die Amsel von europäischen Siedlern in Australien und Neuseeland eingeführt, da ihnen die dortige Vogelwelt zu fremd war . Die dortigen Populationen haben sich gefestigt und so wurde Turdus merula zu einem häufigen Vogel in Australien. Eine Ausdehnung auf die meisten umgebenden Inseln Australiens fand vermutlich ohne menschliche Eingriffe statt.

Gesangsstrophen süddeutscher Wenn und neuseeländischer Amseln stimmen in Aufbau und Struktur der Elemente überein.

Geographische Variationen Bearbeiten

Je nach kontinentalem Bereich weist die Amsel mehrere Klinen (graduelle Unterschiede eines Merkmals) der Gefiederfärbung und Körpergröße auf, was zu geographischen Variationen der Art führt. Amseln von West nach Ost bis in den Iran tendenziell blasser, grauer und größer. Vom Iran bis Himalaya-Gebirge wird die Färbung nach Osten dunkler, brauner und weniger schwarz <--Es wird weniger schwarz aber dunkler?-->. Anhand der Klinen lassen sich folgende Unterarten definieren:

  • T. m. azorensis: Populationen der Azoren sowie Madeiras
  • T. m. cabrerae: westliche Kanaren.

Diese beiden Unterarten sind dunkler und kräftiger gefärbt als diejenigen Mitteleuropas (T. m. merula), wobei die Männchen ein tieferes und glänzenderes Schwarz, die Weibchen ein Schwarzbraun aufweisen. Weitere Unterarten sind

  • T. m. agnetae: Vorkommen auf den Kanaren-Inseln El Hierro und La Palma (besonders dunkle Pigmentierung).
  • T. m. mauretanicus in Nordwest-Afrikas sind T. m. merula ähnlich, die Weibchen sind aber dunkler und grauer. Diese Unterart hat einen längeren Schwanz.

Populationen im südöstlichen Europa (T. m. aterrimus), der Krim, Kaukasiens und Nordirans werden klinal blasser und grauer. Populationen vom Nahen Osten bis Irak und Iran werden als syriacus bezeichnet, Populationen Mittel- und Zentralasiens als intermedius. Die Populationen mit den größten Maßen leben im Himalaya und in benachbarten Teilen von Westchina (maximus).

Chinesische Populationen werden alsT. m. mandarinus bezeichnet. Ihr Gefieder ist meist matt dunkelrußbraun gefärbt. Die Männchen haben einen schmutzigweißen Kinnfleck und weißliche Randsäume an den Federn der Kehle und des Vorderhalses. Weibchen unterscheiden sich von den Männchen fast ausschließlich durch die auf weißlichem Grund breit schwarzbraun gestreifte Kehle.

Die Populationen Indiens und Sri Lankas (T. m. simillimus) sind von T. m. maximus durch das Ganges-Tiefland getrennt und teilweise auffällig anders gefärbt. Unklar ist, ob sie als eigene Art (Turdus simillimus) angesehen werden können.

Ost- (T. m. nigropileus) und Westindische (T. m. spencei) Populationen sehen der Nominatform sehr ähnlich und sind weniger grau als diese. Je südlicher die Populationen, desto grauer und dunkler werden die Unterarten, so T. m. simillimus (aschgrau), dann T. m. bourdilloni (dunkel aschgrau) und schließlich bei den Populationen im Hügelland von Sri Lanka (T. m. kinnisii) ober- und unterseits dunkel schieferfarben mit bläulichem Ton.

Kulturfolger Bearbeiten

Mitte des 19. Jahrhunderts die Ausbreitung des Siedlungsgebietes in Vororte und Zentren einiger Großstädte Europas. Dieser Prozess ist insbesondere im östlichen Verbreitungsgebiet noch im Gang.

Amselsterben Bearbeiten

Im Spätsommer 2001 trat ein zunächst unidentifizierter Krankheitserreger im Großraum Wien auf und löste ein Vogelsterben bei Amseln aus. Bei pathologischen Untersuchungen wurde das bislang ausschließlich im südlichen Afrika auftretende Usutu-Virus entdeckt. Die RNA des Virus wurde ebenfalls bei verschiedenen Stechmückenarten festgestellt . Im folgenden Jahr breitete sich das Virus weiter aus und machte damit Hoffnungen zunichte, das Usutu-Virus werde, wie einige andere aus Afrika eingeschleppte Krankheitserreger, den kalten Winter nicht überstehen. 2005 wurde das Usutu-Virus in Ungarn, im folgenden Jahr auch in der Schweiz und Italien nachgewiesen[1][2].

Lebensraum Bearbeiten

Amseln siedeln sich in Gebieten an, in denen größere Flächen mit vegetationsfreie oder kurzrasige Böden zum Nahrungserwerb vorhanden sind. Amsel sind anpassungsfähig, weshalb einzelne Präferenzen oft nicht wahrnehmbar sind.

Amseln siedelten sich ursprünglich in dunkeln feuchten, unterholzreicher Wäldern an. Auch heute noch ist sie dort zu finden. Da sie (ähnlich dem Rotkehlchen) auch bei schlechten Lichtverhältnissen relativ gut sehen kann , entsteht ein Vorteil gegenüber Räubern. In vegetationsfreiem Humus sucht sie ihre Nahrung. Amseln sind am Waldrand ebenso häufig zu finden wie im Innern.

 
Amsel mit Jungen

Bei weniger natürlichen Verhältnissen bevorzugt die Amsel mehrschichtige Starkholzbestände sowie die Nähe zu kleinen Deckungen. In Monokulturforstenhomogenen kann es zu einer Konzentration von Brutplatz und Nahrungserwerb in Grenzgebieten kommen. Solche Grenzgebiete können ungleichaltrige Baumbestände, Lichtungen oder Waldränder sein.

In Parkanlagen, Vorgärten oder Industriegebieten ist die Amseln als Kulturfolger heimisch geworden, immer gebunden an Laubgehölze, die jedoch bereits als eine kleine Hecke ausreichen. Reine Nadelwälder werden selten besetzt.

In Südeuropa ist die Amsel, speziell in Italien wegen der teilweisen intensiven Bejagung oft auf stark bewaldete Gebiete beschränkt.

Im Spätherbst weicht die Amsel auf Weinbaugebiete und Obstgärten aus, wo reife Früchte als Nährungsquelle genutzt werden. Bei fehlendem oder schwindendem Nahrungsangebot ist ein rascher Wechsel möglich. Während des Winters ziehe Amseln von Wäldern und halboffenen Landschaften in besiedelte Grünzonen und Gärten. In strengen Wintern werden geschlossene Ortskerne aufgesucht und selbst die Parkanlagen zu Gärten und Wohnvierteln hin verlassen.

 
Amsel bei der Futtersuche

Die Amsel ist ein Allesfresser. Sie ist ganzjährig auf ein Mindestmaß an tierischer Nahrung angewiesen. . Hauptgrundlage des Nahrungsspektrums sind Regenwürmer, Käfer bis zur Größe von Maikäfern (Melolontha melolontha) und Ameisen. Weitere regelmäßig gefressene Beutetiere sind Nackt- und Gehäuseschnecken, Spinnen, Tausendfüßler, Blutegel sowie allgemein Insekten und deren Larven. Selten ergänzt sie ihre Nahrung durch Strudelwürmer, kleine Fischchen, Lurche, kleine Eidechsen, Blindschleichen, Mäuse und Spitzmäuse. Es wurden auch schon Amseln beobachtet, die junge Ringelnattern erbeutet hatten. Gelegentlich räubert die Amsel auch Nestern kleinerer Drossel- und Finkenvögel sowie deren Jungvögel.

Ganzjährig wird die tierische Nahrung durch Beeren und Früchte sowie Pilze ergänzt. Kleine Rasenameisen werden oft zur Fütterung von Dunenjungen und flüggen Jungvögeln genutzt. Anders als die übrigen Drosselarten scheut die Amsel in Notzeiten auch keine Abfälle oder Tierfutter und ist regelmäßig an Fütterungsorten zu beobachten. Während der Brutzeit ernährt sich die Amsel fast nur von tierischer Nahrung. Hierbei spielt der Regenwurm eine zentrale Rolle. Ab Mitte Mai beginnt sie mit dem Verzehr der ersten Früchte (Erdbeeren, später Felsenbirnen, Traubenholunder, Traubenkirsche, Süßkirsche, und weitere). Auch den Nestlingen wird schon früh pflanzliche Nahrung zugefüttert, so etwa die Beeren des Efeus (Hedera helix) sowie die unterschiedlichsten Früchte.

Die Amsel ist in ihrer Nahrungswahl sehr anpassungsfähig. Beim Mangel tierische Nahrung ernährt sie sich ab Ende Juli/Mitte August von frühreifen Früchten, die im Oktober und November die Nahrung dominieren. Früchte werden abhängig vom Reifeprozesses und Zuckergehalt gefressen. Wird das Angebot an Früchten weniger, geht sie wieder zum Verzehr von kleinen Wirbellosen über.

 
Amselweibchen mit Regenwurm

Da im Winter kaum Früchte zur Verfügung stehen, ernährt sich die Amsel hauptsächlich von tierischer Nahrung. Daher ist die Zufütterung von Obst in urbanen Bereichen eine bei der Amsel beliebte Bereicherung. Ab Februar werden die Beeren des Efeus gefressen, die bis Anfang April fast die einzige pflanzliche Nahrung bilden . Dabei werden auch Samen gefressen, die jedoch kaum verdaut werden.

Für den Menschen giftige Früchte wie die des Seidelbasts (Daphne sp.), der Tollkirsche (Atropa belladonne) oder der Eibe können ohne Gesundheitsschäden gefressen werden. Die Atropintoleranz ist beispielsweise tausendfach höher als beim Menschen. wieder in Besitz zu nehmen. Amseln, die das erste Mal brüten, versuchen zwischen bestehenden Revieren ein eigenes aufzubauen oder ein Reviere zu erobern.

Zweitbruten sind bis in den Sommer möglich. Falls die erste Brut erfolgreich war, wird dasselbe Nest benutzt. Adulte Weibchen wechseln den Brutort etwa dreimal häufiger als männliche Adulte, wodurch die Inzuchtgefahr verringert wird. Bei starker und zunehmender Dichte steigt die Wahrscheinlichkeit kleinräumiger Standortwechsel und Revierverschiebungen.

Viele der adulten Männchen suchen bereits im Winterquartier eine Brutpartnerin, indem sie Weibchen verfolgen und deren Konkurrenten zu verdrängen versuchen. Die früheste Paarbildung unter Stadtamseln kann ab Mitte November, erste feste Paare können ab der zweiten Hälfte im Dezember beobachtet werden. Normalerweise finden sich die Paare aber erst zu Ende des Winters und Anfang des Frühlings zusammen. Die Balz beginnt immer erst ab März - niemals im Winterquartier - und endet im Mai . Die Balz findet hauptsächlich nach dem morgendlichen Reviergesang statt.

Wie der Nistplatz gewählt wird ist nicht vollständig geklärt. Ob der Nistplatz alleine vom Weibchen, auf einen Vorschlag des Männchens oder in Zusammenarbeit gefunden wird, ist nicht klar. Es scheint wahrscheinlich, dass sich das Weibchen für einen der vom Männchen vorgeschlagenen Nistplätze entscheidet. Ist das Weibchen mit dem Brutterritorium nicht zufrieden, gibt es den Standort auf.

Neststandort Bearbeiten

 
Amselweibchen mit Nistmaterial

Amseln wählen verschiedene Neststandorte. Das Nest wird in den meisten Fällen auf einer festen Unterlage gebaut. Meist wird das Nest auf einer festen Unterlage errichtet und von oben, zum Beispiel durch Zweige und Blätter geschützt. Meist sind die Nester in undurchdringlicher Bodenvegetation oder dichten Hecken versteckt. In halboffenen und offenen Landschaften brütet die Amsel gerne in Sträuchern (häufig Holunder Sambucus sp.), Asthaufen oder direkt am Boden. Je dichter das Laub steht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dort auch Amseln zu finden. Ist neben der Belaubung auch feuchtes und dunkles Untergehölz vorhanden, so entspricht dies dem Idealstandort eines Amselnests.

Selten werden auch natürliche Halbhöhlen in Bäumen, Nistkästen, Entenkörbe sowie Tauben- oder Corvidennester gewählt. In urbanen Regionen bevorzugt die Amsel strukturierte Hauswände und Mauern, die noch vor der Begrünung als Revier besetzt werden. Auch in Gärten ist sie häufig in immergrünen Gehölzen zu finden.

Der Standort der Nester ist meist in Bodennähe zu finden. Die systematische Suche nach einem geeigneten Standort fängt also am Boden an und setzt sich in die Höhe fort. In Mitteleuropa liegt die durchschnittliche Nesthöhe bei etwa 1,3 m über dem Boden. Bei zunehmender Belaubung und damit auch deren Nutzung wird auch höher gebaut. Nester in mehr als 7 m über Boden sind selbst in Siedlungen Ausnahmen. In Einzelfällen sind Nester in Höhen jenseits der 20 Meter ebenfalls schon dokumentiert worden.

In Siedlungsgebieten sind auch auffällige und eigentümliche Neststandorte möglich. Folgende Beobachtungen wurden bereits gemacht: so zum Beispiel in Laternenpfählen, Schrotthaufen, auf dem Luftansaugstutzen eines Traktors, im Motorraum von Autos, in einem Flugzeug, in fahrenden Kränen und Eisenbahnwagen, auf Rolladenkästen, auf Lautsprecherboxen im Freien, in Kathedralen, Bahnhof- und Lagerhallen, auf dem Firstbalken unter dem Dach oder Balkonkästen.

Nest Bearbeiten

Das Nest aus Zweigen, feuchter Erde, groben Halmen, Wurzeln, Moos, Flechten und Bast- oder Rindenstücken. Die Mulde, in welche die Eier gelegt werden, wird mit feuchtem Schlamm, Erde oder Lehm geformt und mit feinstrukturierten Halmen und Zweigchen ausgekleidet. Das Äußere des Nests besteht nicht selten aus weggeworfenem menschlichen Müll, wie Papier, Kunststoff oder Textilien, Schnüren oder Holzwolle.

In Form und Größe variieren die Nester je nach Standort. Je fester die Unterlage, desto größer und schwerer kann das Nest werden. Durchschnittswerte von Nestern mit einem vollen Gelege:

  • Außendurchmesser 146 x 168 mm
  • Muldendurchmesser 94 x 103 mm
  • Muldentiefe 50-85 mm
  • Nesthöhe 80-187 mm
  • Wand- und Bodenstärke 18-50 bzw. 9-53 mm
  • Trockengewicht 50–530 g

Das Nest wird ausschließlich vom Weibchen gebaut, begleitet vom Männchen, welches das Revier überwacht. Wird das Männchen gestört, warnt es das Weibchen durch Aussetzen des leisen Balzgesangs. Nistmaterial wird vom Weibchen vom Boden aufgesammelt und mit vollem Schnabel zum Neststandort transportiert. Hat die Unterlage eine gewisse Festigkeit, platziert sich das Weibchen in die Mitte, stützt sich auf die gespreizten Flügel und tritt mit den Füßen das Nistmaterial nach oben, so dass sich die formende Mulde verfestigt. Ist das Weibchen mit dem Rohbau fertig und zufrieden, sammelt es in nahem Umkreis Erde oder Lehm, befeuchtet es gegebenenfalls mit Wasser und kleidet so sein Nest weiter aus, bis eine harte Schicht entsteht, die es dann auspolstert.

Nach zwei bis fünf Tagen und etwa 300 Flügen, bei denen Nistmaterial transportiert wird, ist das Nest meist fertiggestellt.

Gelege und Eier Bearbeiten

 
Amselküken im Nest

Nach der Fertigstellung des Nestes legt das Weibchen nach zwei Tagen das erste Ei. Die Ablage der Eier erfolgt normalerweise in einem Intervall von 24 Stunden, manchmal jedoch auch unregelmäßig. Die weibliche Amsel lässt ihre Eier auch über Nacht nicht unbewacht, häufig kommt es sogar vor, dass sie mit der Brut beginnt, kurz bevor das erste Ei gelegt wird, und das Nest nicht mehr verlässt. Meistens beginnt die Bebrütung nach Ablage des dritten Eis. Die Brutdauer von der Ablage des letzten Eies bis zum Schlüpfen des letzten Jungen beträgt zwischen 11 und 16 Tage. Je später die Brut, desto kürzer kann diese Zeitspanne werden. Bis alle Küken geschlüpft sind, dauert es ein bis drei Tage.

 
Eier

Die Eier sind meist oval bis kurzoval, mitunter leicht elliptisch. Die Schale weist fast keinen Glanz auf. Farbe und Zeichnung kann unterschiedlich sein, wobei die Grundfarbe frischer Eier immer grün ist, oft aber dann ausbleicht. Die Fleckung ist meist klein. Selten können die Eier auch gar keine Fleckung aufweisen. Die Maße der Eier sind geographisch fast konstant und belaufen sich auf etwa 29,3 mm x 21,4 mm im Schnitt. Das Gewicht frisch gelegter, voller Eier beträgt zwischen 5,365 und 9,115 g. Das Schalengewicht schwankt zwischen 0,315 und 0,530 g.

Im Normalfall legt das Weibchen vier bis fünf Eier. Gegen Ende der Brutzeit zwischen Mitte Mai und Anfang Juni werden zwei bis sechs Eier gelegt, in Einzelfällen bis zu sieben Eier.

In natürlichen Lebensräumen beginnt das Weibchen selten vor Mitte März und nach Anfang Juli mit dem Eierlegen. Stadtamseln beginnen ein wenig früher. Die erfolgreiche Aufzucht von drei Bruten umfasst mindestens 99 bis 104 Tage, beginnend mit dem Nestbau und endend mit dem Ausfliegen der Drittbrut.

Die Küken verlassen das Nest, bevor sie voll flugfähig sind, und werden noch einige Zeit von den Eltern gefüttert und bewacht, während sie sich auf dem Boden lebend im Unterholz verstecken.

Wird die erste Brut erfolgreich abgeschlossen, beginnen die meisten Amselpaare eine Zweitbrut, zumindest in den Habitaten bis in 1.500 m ü. NN. In urbanen Regionen sowie den meisten Niederungen kommt es auch häufig zu Drittbruten. Es sind auch Einzelfälle bekannt, bei denen ein Paar mehr als drei Bruten erfolgreich bestritten hat, so zum Beispiel erfolgreiche sechs Bruten in den Niederlanden.

Alter Bearbeiten

Amseln werden in freier Wildbahn vier bis fünf Jahre, in Gefangenschaft bis zu acht Jahren alt.

Verhalten Bearbeiten

 
Amsel, sonnenbadend

Amseln liegen manchmal wie tot auf Sand, Erde oder Gras, die Flügel gespreizt, den Schwanz gefächert. Der Schnabel ist geöffnet und das Kleingefieder aufgeplustert. Sie wirken dann teilweise wie „weggetreten“. Es handelt sich hier nicht um eine Angst- oder Abwehrreaktion, sondern um ein ausgiebiges Sonnenbad. In diesem Zustand kann man sich dem Vogel häufig eher nähern, als wenn er seinen „normalen Aktivitäten“ nachgeht (siehe Die Amsel von Burkhard Stephan im Literaturnachweis).

Bei großer Hitze, besonders im Nest unter dem Dach, fliegt das Weibchen zur Wasserstelle, trinkt und plustert dann sein Bauchgefieder im Wasser auf. Danach fliegt es direkt zu den Jungen aufs Nest, um die Brut mit dem Wasser im Gefieder zu kühlen.

Wanderungen Bearbeiten

Die Amsel gilt als Teilzieher. Je nördlicher und rauer ihr Lebensraum, desto größer ist der Anteil der ziehenden Individuen. So sind beispielsweise bis zu 65 % der Population aus Finnland oder Tschechien Zugvögel. In Dänemark und den Britischen Inseln sind es etwa 33 %, der Schweiz 28 % und in Belgien sogar nur 14 %.

Das typische Überwinterungsgebiet europäischer Amseln erstreckt sich über Mittel-, Süd- und Westeuropa. Vielfach wird das Brutgebiet auch als Überwinterungsgebiet genutzt. Kleinere Wanderungen innerhalb sind jedoch sehr wahrscheinlich, weshalb die Amsel auch ein Strichvogel ist.

Beobachtungen deuten daruaf hin, dass der Anteil ziehender Amseln abnimmt, Während der gesamtbestand zunimmt. Dies kann in der Tatsache begründet sein, dass die Anzahl immergrüner Gehölze in Vorgärten und Parkanlagen zunahm, in welchen eine frühe Brut mit erhöhtem Erfolg möglich ist. In Städten lebende Amseln ziehen als Standvögel vermutlich nicht.

Gebirgswälder werden vollständig verlassen. Einige Amseln überwintern in tieferliegenden Siedlungsgebieten.

Im kontinentalen Europa findet der Hauptzug nach Südwesten statt, im Mittelmeerraum direkt nach Süden. Von Skandinavien bis nach Tschechien ist ein west- oder westnordwestwärtiger Zug zu beobachten. Westliche, mitteleuropäische Populationen ziehen westwärts nach Westeuropa, die übrigen Populationen Europas in den Mittelmeerraum.

Wanderungen der einzelnen Populationen:

  • Britische und schottische Populationen: hauptsächlich Stand- beziehungsweise Strichvögel. Nördliche Populationen ziehen in südlichere Gebiete, aber auch nach Nordwest-Frankreich oder in die Beneluxstaaten.
  • Norwegische Populationen ziehen teilweise direkt über die Nordsee zu den Britischen Inseln und Schottland oder über das Festland bis Nordfrankreich. Auch auf Island wurden beringte Vögel gefunden.
  • Schwedische Populationen ziehen nach Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Irland und Spanien.
  • Finnische Populationen überwintern in Westeuropa von England bis in den Nordwesten Spaniens.
  • Niederländische und belgische Populationen sind zur Hauptsache Standvögel. Geringer Zug bis Irland, Frankreich oder Spanien.
  • Schweizerische Populationen sind ebenso Standvögel. Die Zugvögel erreichen Südfrankreich, Spanien, manchmal sogar Algerien.
  • Deutsche Populationen sind Strich- und Standvögel. Zug in Richtung Westen und Südwesten in die Niederlande, nach Belgien, Südengland, Nord- und Zentralfrankreich. Östlichere Populationen bis nach Großbritannien, Irland, Belgien, Frankreich, Portugal, Spanien und Italien.
  • Tschechische Populationen überwintern überwiegend in Frankreich, in kleinerer Zahl auch in Spanien.
  • Slowakische Populationen ziehen nach Italien, Korsika, Sardinien und auf die Balearen.
  • Ungarische Populationen überwintern hauptsächlich in Italien, Sardinien und Korsika.
  • Baltische Populationen und die der Kurischen Nehrung ziehen vor allem nach Großbritannien und in den südlichen Nordseeraum. Auch in Frankreich, Spanien und Italien.
  • Westrussische Populationen überwintern in Schweden, England, Tschechien und Ungarn.

Zugverhalten Bearbeiten

In Mitteleuropa beginnt der Zug in die Überwinterungsgebiete im späten August und allgemein im September. Seinen Höhepunkt erreicht er Anfang Oktober, nördlicher auch früher und verebbt Anfang bis Mitte November. Je südlicher, desto später sind Zuganfang, -höhepunkt und -ende festzustellen. In der Camargue beginnen einzelne Tiere den Zug im Dezember.

Ringwiederfunde deuten darauf hin, dass der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit des Wegzuges einzelner Tiere stark schwanken können. Es kommt häufig zur Kälteflucht, die zu auffälligen Ansammlungen führen kann.

Die Amsel kann sich während des Zuges an die Wetterlage anpassen. Hauptsächlich zieht sie nachts oder in den frühen Morgenstunden in kleinen Etappen mit häufigen, aber kurzen Pausen. Mehr Jung- als Altvögel treten den Zug an.

Der Heimzug beginnt in umgekehrter Richtung und erreicht Mitteleuropa etwa im März. Der RÜckzug beginnt zwischen Februar und Mai, örtliche Variationen sind möglich. Im Süden Großbritanniens setzt der Heimzug Ende Februar ein, in Ostdeutschland Mitte Mai.

Volkstümliche Bezeichnungen Bearbeiten

Sonstiges Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • C. Harrison/P. Castell: Jungvögel, Eier, und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens, 2. Auflage. Aula, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5, S. 59, 236
  • Brown/Ferguson/Lawrence/Lees: Federn, Spuren und Zeichen, 2. (unv.) Auflage. Aula, Wiesbaden 1993, ISBN 3-89104-539-5, S. 136
  • Glutz von Blotzheim, U. N. & K. M. Bauer (2001): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 11-II Passeriformes (2. Teil): Turdidae II, Echte Drosseln: Turdinae, S. 838 ff.
  • L. Jonsson: Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes, 1. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06357-7, S. 416
  • W. Gatter: Vogelzug und Vogelbestände in Mitteleuropa, 1. Auflage. Aula, 2000, ISBN 3-89104-645-6, S. 497 f.
  • Burkhard Stephan: Die Amsel, 2. Auflage. Hohenwarsleben: Westarp-Wiss. 1999 (Die neue Brehm-Bücherei, Bd. 95) ISBN 3-89432-455-4, S. 150 f.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Institut für Pathologie an der Universität Wien: Usutu Virus Information, abgerufen am 26. Mai 2008
  2. H Weissenböck: Das Amselsterben geht weiter – aktuelle Daten. In: Uni Vet Wien Report 4/2003, S. 18–19.

Weblinks Bearbeiten

Kategorie:Drosseln