Diskussion:Abtbischof

Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von 91.8.3.54 in Abschnitt Literaturhinweise

Abtbischof ist ein schräger Begriff aus dem 18./19. Jahrhundert. Er wird bis heute in der gesamten Forschungsliteratur fälschlicherweise angewendet auf frühmittelalterliche Diözesanbischöfe, in deren Eigentum sich ein bzw. mehrere Klöster befanden (siehe: Kirchenrecht/Eigenkloster/Eigenkirche). Die Bischöfe hießen in ihren Klöstern rector oder presul monasterii und wurden nicht als Äbte gezählt (siehe: Erzbischof Arn von Salzburg, dem u.a. das Kloster St. Amand gehörte; Erzbischof Bonifaz und sein Kloster Fulda; Bischof Arbeo von Freising: Weihenstephan, Schäftlarn, Moosburg, Tegernsee, Altomünster; Bischof Gaubald von Regensburg: Kloster St. Emmeram, das auch nach der Gütertrennung vom Domstift (975) Eigenkloster des amtierenden Diözesans bis zur Exemtion (1326) blieb; Bischof Baturich (817-847) von Regensburg: u.a. St. Emmeram, bis 833 Obermünster, Mondsee). Von den wirtschaftlichen Erträgen der Eigenklöster ernährte der Bischof sich und seinen Amtsklerus.

Aus der 'Formel' episcopus & abbas (Bischof & Abt) im Salzburger Verbrüderungsbuch (a. 784) leitete die moderne Wissenschaft den Begriff Abtbischof her; Virgil von Salzburg (gest. 784), der das Buch anlegen ließ, nahm Rücksicht auf das Kirchenrecht seiner irischen Heimat, wonach der Abt das Kloster leitete und sich für die Weihehandlungen einen ordinierten Bischof (Klosterbischof) hielt, der dem Abt untergeordnet war. Die Verbindung episcopus & abbas kommt nur in Salzburg vor und verliert sich nach 987.

Die Begriffe Abtbischof und Klosterbischof oder Mönchbischof werden regelmäßig unreflektiert benutzt. Prinzipiell darf man die Amtsbezeichnung Bischof nicht mit der Standesbezeichnung Abt zusammenwerfen. Zwischen episcopus und abbas liegen im frühen Mittelalter klerikale Hierarchie und kirchliches Amtsbewußtsein. Der Gegensatz: Amtskirche - Mönchtum / Institution - Laienbewegung ist bis zum Ende des 10. Jahrhunderts virulent.

Literaturhinweise Bearbeiten

1. Albert Lehner, Sacerdos = Bischof. Klerikale Hierarchie in der Emmeramsvita, Leipzig 2007, S. 33-47: Die Bischofs-Sorten (Klosterbischof, Hofbischof, Wanderbischof, Mönchsbischof, Abtbischof).

2. Albert Lehner, Abtbischof. Begriffsbestimmung eines Unworts, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 142 (2002), S. 133-139. -- 77.5.215.22 17:58, 4. Nov. 2011 (CET)Beantworten

Was schlägst Du also statt "Abtbischof" für eine Überschrift vor? rector oder presul monasterii? Oder gibt es dafür auch eine deutsche Entsprechung?? (Vielleicht kannst du ja auch anstatt zu zetern, gleich den Artikel Abtbischof samt deinen Quellen entsprechend überarbeiten. Die Wikipedia ist nur so gut wie die Summe seiner Mitarbeiter - und wenn du ein Fachmann bist, sei hiermit herzlich eingeladen!) --HerrZog (Diskussion) 20:14, 22. Mai 2015 (CEST)Beantworten

Resp. Lieber HerrZog, "Abtbischof in Irland" wäre eine Möglichkeit; auf der Insel, von den Römern verschont und daher mit einem anderen Kirchen-/ Pfarrsystem, gab es den "Abtbischof" in den großen Klosterbezirken. Im Artikel müßte man dann mit ein paar Sätzen etwas ausholen und die frühmittelalterliche Entwicklung darstellen. Auf alle Fälle aber Dank an Dich für die Korrekturen! AL (nicht signierter Beitrag von 91.8.3.54 (Diskussion) 16:31, 26. Mai 2015 (CEST))Beantworten