Die Chirurginnen

Berufsverband von Chirurginnen in Deutschland

Die Chirurginnen e. V. ist ein Berufsverband, der die Interessen von Ärztinnen vertritt, die chirurgisch tätig sind, waren oder werden möchten. Der Verband wurde im Januar 2021 gegründet. Er hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins mit Sitz in Marburg und ist als gemeinnützig anerkannt.

Die Chirurginnen e.V.
Logo
Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 5. Januar 2021
Sitz Marburg
Motto Gemeinsam einfach besser
Zweck Wahrung und Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Chirurgie
Aktionsraum bundesweit
Vorsitz Katja Schlosser
Mitglieder ca. 2000 (April 2024)[1]
Website chirurginnen.com

Geschichte Bearbeiten

 
Teilnehmerinnen des Seminars Chirurginnen auf dem Weg nach oben (2012)

2011 initiierte die Berliner Chirurgin Gunda Leschber gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen (seit 2022: Berufsverband der Deutschen Chirurgie) die bis heute fortdauernde Seminarreihe Chirurginnen auf dem Weg nach oben,[2] in deren Verlauf die Idee entstand, ein Netzwerk von und für chirurgisch tätige Frauen zu knüpfen. Die an dieser Idee beteiligten Frauen schlossen sich im Jahr 2013 zunächst auf einigen Plattformen im Internet zusammen.[3]

Auslöser für die Vereinsgründung im Jahr 2021 war „eine Mitteilung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen Ende 2020, die ein recht positives Bild von der Chancengleichheit in ihrem Fachbereich zeichnete“.[4] Diese Mitteilung stieß bei Chirurginnen auf Unverständnis, da gemäß der Bundesärztekammer nur zehn Prozent der Mediziner auf Führungsebene weiblich sind und in der Chirurgie diese Quote bei fünf Prozent liegt.[4] Voraus gegangen war FamSurg (kurz für family and surgery, auf Deutsch: Familie und Chirurgie) – ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF) gefördertes Projekt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein –, das 2011 mit dem Ziel eingerichtet wurde, „den Anteil der Chirurginnen an deutschen Kliniken langfristig zu erhöhen und familienfreundliche Strukturen in der Chirurgie zu schaffen“.[5] Während der Projektlaufzeit richtete die Gießener Medizinerin Katja Schlosser ein Chirurginnen-Netzwerk ein,[6] wofür sie von FamSurg 2015 mit einem Preis geehrt wurde.[3] Daraus ging der Verein hervor, der als deutschsprachige Variante der seit 1981 bestehenden amerikanischen Association of Women Surgeons[7] gedacht war.[8]

Der Deutsche Frauenrat nahm den Verein im Juni 2023 als 62. Mitglied auf.[9][10]

Im April 2024 lag die Mitgliederanzahl bei über 2000 Personen.[1]

Vereinsaktivitäten Bearbeiten

 
Vorstand Die Chirurginnen e.V. 1/2024 ohne Natalie Dorst und Sonja Könemann

Neben dem fachlichen Informationsaustausch hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, unter anderem fallbezogene Hilfe, Beistand und Unterstützung während der Nachtdienste zu leisten und sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen.[11] Laut Satzung ist eine weitere Aufgabe unter anderen das Bemühen um Herstellung von Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Chirurgie, die Vertretung der Belange von Chirurginnen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit und die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten. Überdies sollen Netzwerkbildung und Austausch untereinander, aber auch mit gleichartigen Organisationen im In- und Ausland gefördert werden – „Austausch als Kernstück gegenseitigen Empowerments“.[4] Daneben soll Hilfe bei der Wiedereingliederung in den Beruf und bei der Anpassung an die sich ändernden Arbeitsbedingungen gewährt werden. Schließlich habe der Verein für die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen, Wohltätigkeitsaktionen, von Vorträgen und Versammlungen, Diskussionsabenden und Fachtagungen zu sorgen. Der Verein kooperiert mit verschiedenen Organisationen,[12] darunter dem Berufsverband der Deutschen Chirurgie, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, dem Deutschen Ärztinnenbund oder dem Verein Swiss Female Orthopaedics.[13]

Rezeption Bearbeiten

In einer auf den Zahlen der Bundesärztekammer aus dem Jahr 2021[14] beruhenden Grafik werden zwölf medizinische Fächer mit ihrem Frauenanteil aufgelistet, wobei der Anteil von Frauen in der Chirurgie niedriger als in allen anderen Fächern liegt. „Männliche Monokultur“, die sich auf „hochkarätigen Kongressen“ und in den Vorständen von Fachgesellschaften abbilde, mache „Netzwerke wie ‚Die Chirurginnen‘“ zu einem notwendigen „Gegengewicht zu männlichen Seilschaften“, resümierte der Stern.[15]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2022: Impact of Diversity Award in der Kategorie „Gender Inclusion“[16]
  • 2023: Soroptimist Deutschland Preis[17]

Mitgliedschaften und Kooperationen Bearbeiten

Veröffentlichungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Die Chirurginnen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Swantje Unterberg: »Mitmachen, hinschmeißen oder kämpfen«. Wie der Verein »Die Chirurginnen« mehr Medizinstudentinnen für die Karriere am Skalpell begeistern will. In: Der Spiegel. 23. April 2024, abgerufen am 28. April 2024.
  2. N.N.: „Einen besonderen Blick für Bewerberinnen entwickeln“. In: aerzteblatt.de. 8. März 2016 (aerzteblatt.de [abgerufen am 15. Oktober 2023]).
  3. a b Preisverleihung FamSurg-Preis. In: famsurg.de. Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, 4. Dezember 2015, abgerufen am 29. September 2023.
  4. a b c Eva Tempelmann: Frauen in der Medizin. Chirurginnen sichtbar machen. In: Deine Korrespondentin. 1. Dezember 2021, ZDB-ID 2906205-6 (deine-korrespondentin.de [abgerufen am 14. Oktober 2023]).
  5. Das Projekt FamSurg. In: famsurg.de. Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, abgerufen am 28. September 2023.
  6. Soroptimist International Deutschland: Faktenblatt Preisträgerinnen. (PDF; 154 kB) In: Soroptimist International. 4. März 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  7. Association of Women Surgeons. In: womensurgeons.org. Abgerufen am 13. August 2023 (englisch).
  8. Stefanie Hanke: Prof. Dr. Katja Schlosser über Vernetzung: „Junge Chirurginnen brauchen Vorbilder!“ In: aerzteblatt.de. 4. Februar 2021, abgerufen am 13. August 2023.
  9. a b Die Chirurginnen e.V. In: frauenrat.de. Deutscher Frauenrat, 17. Juli 2023, abgerufen am 13. August 2023.
  10. Deutscher Frauenrat appelliert an Bundesregierung: Mehr Gleichstellung wagen! Pressemitteilung. In: frauenrat.de. 18. Juni 2023, abgerufen am 11. September 2023.
  11. Eva Richter-Kuhlmann: Katja Schlosser: Gründerin der „Chirurginnen“. In: Deutsches Ärzteblatt. 2023, abgerufen am 22. April 2024.
  12. Katja Schlosser: Die Chirurginnen e.V. Wer wir sind, warum unser Netzwerk überfällig war und mit welcher Resonanz die Vereinsgründung seit der Gründung angenommen wurde. (PDF; 1,3 MB) In: chirurginnen.com. 24. Juli 2023, abgerufen am 12. August 2023.
  13. Swiss Female Orthopaedics. In: swissfemaleorthopaedics.ch. Abgerufen am 24. August 2023 (englisch).
  14. Ärztestatistik zum 31. Dezember 2021. (PDF; 1,2 MB) In: Bundesärztekammer. 2021, abgerufen am 11. September 2023.
  15. Nicole Simon: Die besseren Ärzte. In: Stern. Nr. 23, 1. Juni 2023, S. 30.
  16. Diversitätspreis „Impact of Diversity 2022“ verliehen. In: presseportal.de. FKi Diversity for Success, 5. Mai 2022, abgerufen am 12. August 2023.
  17. Claudia Wößner: Soroptimist Deutschland Preis: Aktiv gegen Rollenklischees. In: Wormser Zeitung. 7. März 2023, abgerufen am 7. September 2023.