Deutscher Fußball-Verband für Böhmen

Der Deutsche Fußball-Verband für Böhmen (DFVfB), tschechisch Německá fotbalová asociace pro Čechy (NFAC) war ein Sportverband, der am 25. Juni 1911 in Prag gegründet wurde. Er war autonomes Mitglied des Österreichischen Fußball-Verbandes (ÖFV) und organisierte die böhmische Fußballmeisterschaft und nationale Meisterschaftsspiele. Er schloss sich der tschechoslowakischen Fußballvereinigung, tschechisch Československá associace footballová (ČSAF) an.

Deutscher
Fußball-Verband
für Böhmen
(DFVfB)
Gründung 25. Juni 1911
Auflösung 1938
Sitz Prag, Tschechien

Geschichte Bearbeiten

Der Deutsche Fußball-Verband für Böhmen (DFVfB) wurde am 25. Juni 1911 in Prag gegründet und er war nur für deutsche Vereine, tschechische Vereine wurden nicht aufgenommen. Die tschechischen Klubs hatten eine eigene Vereinigung, die am 19. Oktober 1901 vom tschechischen Fußballverband als Český svaz fotbalový (ČSF) gegründet wurde. Trotz der Diskussionen mit dem ÖFV schlossen sie sich nicht dem nationalen Verband an. Im Jahr 1910[1] gab noch die Union, eine Vereinigung, zu der unter anderem Sparta Prag gehörte, die ein Teil des ÖFV war. Weitere Informationen zu dieser Vereinigung und wie es mit ihr weiterging es nicht belegbar, wahrscheinlich waren die Mitglieder der Union dem ČSF beigetreten.

Der UIAFA-Kongress in Prag, der bereits 1912 angekündigt wurde, fand daraufhin nicht mehr statt, denn die englische Vereinigung des Amateurverbandes begann Verhandlungen mit der FIFA, die am Ende 1914 zu deren Fusion führte. Die französische Vereinigung sowie die Amateurverbände aus Belgien, der Schweiz und Spanien zogen sich von der UIAFA zurück. Es blieb daher nur mehr noch der tschechische Fußballverband ČSF übrig.

1914 fand ein ÖFV-Kongress für die Vereine des DFVfB[2] statt und es wurde über die Ein-Verband-Regel der FIFA, über den Verbleib in der UIAFA und über das Verbot mit tschechischen Klubs zu spielen, diskutiert. Als Vorteil wird darauf hingewiesen, dass der nationale Charakter des Österreichischen Fußballbundes viele Vertreter von verschiedenen Nationen zusammenbringt und dennoch die Entwicklung der deutschsprachigen Vereine behindern soll.[3] Einige Vereine waren nicht dieser Ansicht, wie der DFC Prag, und verblieben in der UIAFA. Im selben Jahr arbeitete der DFVfB mit Fußballvereinen des ČSF zusammen. Die drei Organisationen DFVfB, ČSF und FBiNÖ versuchten einen eigenen Verband, den Football Union of Austrian Nations (FUAN)[4], neben dem ÖFV für deutschsprachige Vereine, zu gegründet, der kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges aufgelöst wurde.

Kurz nach dem Beginn der Feindseligkeiten hob der ÖFV im Oktober 1914 auf Ersuchen der staatlichen Behörden, das offizielle Verbot mit den tschechischen Klubs zu spielen, auf. Am 30. Juni 1916 wurde der Verband zur Auflösung gezwungen, gründete sich jedoch schon 1917 unter gleichem Namen wieder neu. 1917 gab es Gespräche zwischen dem ÖFV und den Klubs aus Böhmen und Mähren. Eine gemeinsame tschechische Meisterschaft mit tschechische und deutsche Vereine wurde beschlossen[5][6] und durchgeführt, die der DFC Prag gewann. Bald darauf schloss sich der DVFfB der tschechoslowakischen Fußballvereinigung Československá associace footballová (ČSAF), die am 26. März 1923 gegründet wurde, an. ČSAF war ein Unterverband des tschechischen Fußballverbandes Fotbalová asociace České republiky, ČSSF.

Präsidenten des DFVfB Bearbeiten

Über die Präsidenten liegen keine Informationen vor.

Mitglieder Bearbeiten

Über die Mitglieder liegen keine Informationen vor.

Nationalmannschaft Bearbeiten

Die böhmische Fußballnationalmannschaft war die Nationalmannschaft Böhmens. Sie bestritt zwischen 1906 und 1908 insgesamt sechs Länderspiele.[7]

Bewerbe Bearbeiten

Saison[8] Meister
Meisterschaft
1911/12
1912/13 DFC Prag
1913/14 DFC Prag
1914/15 während des Ersten Weltkriegs eingestellt
1915/16
Mistrovství krajského svazu pre Království České OeFV 1917
1917 DFC Prag

Die erste Meisterschaft in Böhmen wurde 1912/13 organisiert, die der DFC Prag gewann. In der folgender Saison wurde der Meistertitel von den Pragern verteidigt. In den Jahren 1914 bis 1918 wurde kriegsbedingt keine Meisterschaft ausgetragen. Die Meisterschaft nach dem Krieg konnte der Verein aus der Hauptstadt für sich entscheiden.

Eingliederung in den ČSAF Bearbeiten

Nach der Entstehung der Tschechoslowakei wurde der Verband am 10. April 1921 in Fotbalová asociace České republiky (ČSSF) umbenannt. Am 26. März 1923 wurde die tschechoslowakische Fußballvereinigung Československá associace footballová (ČSAF) gegründet, die als Dachorganisation der in der Tschechoslowakei bestehenden Nationalverbände der Minderheiten fungierte. Ihr gehörten neben dem Tschechoslowakischen Fußballbund der Deutsche Fußballverband für Böhmen (DFVfB), der Ungarische Fußballverband (MLSz), der Jüdische Fußballverband (KMKRJ) und der Polnische Fußballverband (PZPN) an.

Bewerbe unter dem ČSAF Bearbeiten

Saison[9][10] Meister
Meisterschaft
1918
1919 Mittegau: DFC Prag
Westgau: Karlsbader FK
Erz- und Mitteerzgebirgsgau: Teplitzer FK 03
Nordostgau: Reichenberger SK
Elbgau: DFK Aussig
Gau Komotau; DFK Komotau
Mähren und Schlesien: DSV Troppau
1920 Westgruppe: DFC Prag
Ostgruppe: DSV Troppau
1921 Westgruppe: Teplitzer FK 1903
Ostgruppe: DSV Troppau
1922 Teplitzer FK 1903
1923 DFC Prag
1924 DFC Prag
1925/26 DFC Prag
1927 DFC Prag
1927/28 DFC Prag
1928/29 DFC Prag
1929/30 Karlsbader FK
1930/31 DFC Prag
1931/32 DFC Prag
1932/33 DFC Prag
1933/34 DSV Saaz
1934/35 DSV Saaz
1935/36 DSK Mährisch Schönberg
1936/37 DFC Prag
1937/38 Teplitzer 03 FK
Gauliga Sudetenland

Nach dem Ersten Weltkrieg teilte der ČSSF den Bewerb in Mittegau, Westgau, Erz- und Mitteerzgebirgsgau, Nordostgau, Elbgau, Gau Komotau, Mähren und Schlesien ein, in denen der Meister ausgespielt wurde. Ein Jahr später wurde die Meisterschaft in eine Ostgruppe und in eine Westgruppe ausgetragen. Ab 1922 spielte die beiden Gruppen in einem Finalspiel um den Meistertitel des ČSSF. Zwei Jahre später wurde die 20 Vereine in Gaue eingeteilt: Westgau, Nordwestgau, Nordgau und Mittegau. Die Sieger der Gruppen spielten in einem Finalturnier um den Meistertitel. In den Jahren danach gab es immer wieder Änderungen im Modus. In der Saison 1929/30 spielte man wieder die Qualifikationsrunde in einem Gruppenmodus mit insgesamt 45 Vereinen in sieben Gruppen: Nordgau, Nordwestgau, Westgau, Südostgau, Mittegau, Nordostgau Gruppe I und Nordostgau Gruppe II. Das Finalturnier wurde in zwei Vorrundenspielen ausgetragen um die vier Halbfinalisten zu ermitteln, die im Finale um den Meistertitel des ČSSF spielten. Dieser Modus wurde bis 1932/33 beibehalten, in der 51 Vereine in sieben Gruppen mit anschließender Qualifikationsrunde für die Halbfinalisten, die im Finale aufeinandertrafen. 1933/34 konnten viele Vereine an einer anderen Meisterschaft teilnehmen und lediglich sieben Mannschaften in zwei Gruppen, Nordgruppe und Südgruppe spielten um den Meistertitel. Ein Jahr später hießen die zwei Gruppen Böhmen und Mähren-Schlesien mit insgesamt zwölf Vereinen, 1937/38 spielten in diesen zwei Gruppen 21 Mannschaften. In dieser Zeit dominierte der DFC Prag die Meisterschaften und nur DSV Troppau im Osten, Teplitzer 03 FK im Westen, DSV Saaz, Karlsbader FK oder DSK Mährisch Schönberg konnten die Siegesserie der Prager vereinzelt unterbrechen. Nach 1938 spielten die Vereine in der Gauliga Sudetenland weiter. Zwischen 1938 und 1945 lösten sich die deutschen Fußballvereine in Tschechien auf oder sie kamen in einem tschechischen Turnverein unter.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. CZAS! Nr. 529 vom 19. November 1910. (jpg) In: wikipasy.pl. 19. November 1910, abgerufen am 17. November 2017 (polnisch).
  2. Ilustrowany Kuryer Codzienny Nr. 27 vom 1. Februar 1914: ÖFV schloss DFVfB aus. In: wikipasy.pl. 1. Februar 1914, abgerufen am 17. November 2017 (polnisch).
  3. Ilustrowany Tygodnik Sportowy Nr. 1 vom 4. April 1914: Polityka w sporcie (dt.: Politik im Sport) aus Illustrierte Sportwoche (polnisch).
  4. Král Lubomír: Historie německé kopané v Čechách (dt.: Geschichte des deutschen Fußball in Böhmen), Prag 2006, Ed. 1, Seite 49 (polnisch).
  5. CZAS! Nr. 304 vom 4. Juli 1917. (jpg) In: wikipasy.pl. 4. Juni 1917, abgerufen am 17. November 2017 (polnisch).
  6. Král Lubomír: Historie německé kopané v Čechách (dt.: Geschichte des deutschen Fußball in Böhmen), Prag 2006, Ed. 1, Seite 50 (polnisch).
  7. Magyarország - Csehszlovákia. 5. April 1903, archiviert vom Original am 2. Juli 2015; abgerufen am 17. November 2017 (ungarisch, Der ungarische Verband Magyar Labdarúgó Szövetség zählt zudem das Spiel am Magyarország - Csehszlovákia am 5. April 1903 gegen die Tschechoslowakei – die es zu dem Zeitpunkt nicht gab – und das von der FIFA und dem tschechischen Verband nicht gezählt wird.).
  8. Part of Austro-Hungarian Empire until 1918. In: webalice.it. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2018; abgerufen am 1. Februar 2018.
  9. Part of Austro-Hungarian Empire until 1918, Republic of Czechoslovakia 1918-1920. In: webalice.it. Abgerufen am 1. Februar 2018.
  10. Czechoslovak Republic 1920-1938. In: webalice.it. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2013; abgerufen am 1. Februar 2018.