Demokratische Union des Finnischen Volkes

Die Demokratische Union des Finnischen Volkes (finnisch Suomen Kansan Demokraattinen Liitto, abgekürzt SKDL; schwedisch Demokratiska Förbundet för Finlands Folk, abgekürzt DFFF) war ein auch als Volksdemokraten bekanntes linkes Parteienbündnis in Finnland.

Suomen Kansan Demokraattinen Liitto
Demokratiska Förbundet för Finlands Folk
Demokratische Union des Finnischen Volkes
Partei­vorsitzender Reijo Käkelä (1988–1990)
General­sekretärin Salme Kandolin (1988–1990)
Gründung 29. Oktober 1944
Auflösung 1990
Jugend­organisation Finnisch-Demokratischer Jugendverein
Zeitung Vapaa Sana (1944–1956)
Kansan Uutiset (1957–1990)
Aus­richtung Sozialismus, Kommunismus, Marxismus-Leninismus
Farbe(n) Rot

Geschichte Bearbeiten

Die SKDL wurde im Oktober 1944 auf Initiative der Kommunistischen Partei Finnlands (SKP) gegründet. Als Ziel wurde ausgegeben, alle progressiven Kräfte des Landes zu vereinigen. Neben der SKP traten dem Bündnis als weitere Parteien bei:

  • die Partei der Arbeit (eine linke Abspaltung der Sozialdemokraten unter Mauno Pekkala) und
  • Vapaa Sana („Das Freie Wort“) (eine sozialdemokratische Gruppierung, benannt nach der gleichnamigen Zeitung, unter der Führung von Karl H. Wiik)

sowie 1973

  • die Sozialistische Arbeiterpartei (eine Abspaltung des aus der SDP hervorgegangenen Sozial-Demokratischen Bundes).

Bei den Parlamentswahlen im März 1945 errang die SKDL 49 Sitze, woraufhin sie der Regierung beitrat. Mauno Pekkala übte von 1946 bis 1948 das Amt des Ministerpräsidenten aus. Danach waren die Volksdemokraten bis 1966 Oppositionspartei. Bei den Parlamentswahlen 1958 wurde die SKDL die stärkste Kraft und eine Regierungsbeteiligung erschien aussichtsreich; allerdings bildete der Sozialdemokrat Karl-August Fagerholm eine große Koalition mit der Bauernpartei und den Konservativen; bis 1982 gehörten sie dann erneut fast ohne Unterbrechung der Regierung an. Dabei wurde die SKDL nahezu ausnahmslos von nichtkommunistischen Vorsitzenden geführt; allerdings dominierten insgesamt stets die Anhänger der SKP. Das beste Ergebnis wurde bei der Parlamentswahl 1958 mit 50 Mandaten erzielt. Damit waren die Volksdemokraten stärkste Fraktion.

In den 1980er-Jahren spaltete sich die SKP in einen streng marxistisch-leninistisch orientierten und einen betont eurokommunistischen Flügel. Dies schlug sich auch innerhalb der SKDL nieder: Die Moskau-treuen Mitglieder verließen das Bündnis und gründeten sich als Demokratische Alternative (DeVa) neu. 1990 ging die SKDL ihrerseits im Linksbündnis auf. Zuletzt hatte sich die Abgeordnetenzahl im Reichstag auf 16 verringert; bei der Parlamentswahl 1987 erhielt das Bündnis nur noch 9,39 Prozent der Stimmen.

Eine wichtige Rolle spielten die Volksdemokraten bei der Präsidentschaftswahl 1956. Durch geschicktes Taktieren halfen sie mit, den Kandidaten des Landbundes, Urho Kekkonen, ins Amt zu bringen. Kekkonen galt als der Sowjetunion zugeneigter als sämtliche anderen Kandidaten. Bei der Präsidentschaftswahl 1962 verlor SKDL-Kandidat Paavo Aitio deutlich gegen Kekkonen, den die Volksdemokraten bei den beiden folgenden Wahlen dann offiziell unterstützten.

Wahlergebnisse Bearbeiten

Parlamentswahlen Bearbeiten

Wahlergebnisse bei Parlamentswahlen
1945 1948 1951 1954 1958 1962 1966 1970 1972 1975 1979 1983 1987
Wahl Mandate
(von 200)
Stimmen Prozent
1945 49 398.618 23,47
1948 38 375.538 19,88
1951 43 391.134 21,58
1954 43 433.251 21,57
1958 50 450.220 23,16
1962 47 506.829 22,02
1966 41 502.374 21,20
1970 36 420.556 16,58
1972 37 438.757 17,02
1975 40 519.483 18,89
1979 35 518.045 17,49
1983 27 400.930 13,46
1987 16 270.433 09,39

Kommunalwahlen Bearbeiten

Wahl Mandate Stimmen Prozent
1945 2.496 275.324
1947 2.005 314.156 20,4
1950 2.517 347.102 23,04
1953 2.546 406.324 23,10
1956 2.272 353.967 21,17
1960 2.409 432.146 22,01
1964 2.417 470.550 21,94
1968 1.770 382.882 16,91
1972 1.731 437.130 17,48
1976 2.050 494.920 18,45
1980 1.835 456.177 16,64
1984 1.482 354.582 13,15
1988 1.209 270.532 10,29

Präsidentschaftswahlen Bearbeiten

Wahl Kandidat Indirekte Wahl
Wahlmänner Stimmen Prozent
1950 Mauno Pekkala 67 338.035 21,43
1956 Eino Kilpi 56 354.575 18,69
1962 Paavo Aitio 63 451.750 20,5
1968 Unterstützung Urho Kekkonens (Zentrum) 56 345.609 16,95
1978 Unterstützung Urho Kekkonens (Zentrum) 56 445.098 18,18
1982 Kalevi Kivistö 32 348.359 11,0
Wahl Kandidat Indirekte Wahl Direkte Wahl
Wahlmänner Stimmen Prozent Stimmen Prozent
1988 Kalevi Kivistö (Liike 88) 26 286.833 9,61 330.072 10,67

Führungspolitiker Bearbeiten

Parteivorsitzende:

Generalsekretäre:

Literatur Bearbeiten

  • John H. Hodgson: Die Linke in der finnischen Politik. In: Hans Rühle, Hans-Joachim Veen (Hrsg.): Sozialistische und kommunistische Parteien in Westeuropa. Veröffentlichung des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Konrad-Adenauer-Stiftung. Band 2: Nordländer (= Uni-Taschenbücher. Bd. 762). Leske + Budrich (UTB), Opladen 1979, ISBN 3-8100-0241-0. S. 293–336.