David Heinrich Garthoff

deutscher Komponist

David Heinrich Garthoff, auch David Heinrich Garthoffen (* um 1670 in Bendeleben; † 1. August 1741[1] in Weißenfels) war ein deutscher Komponist, Musiker und Pädagoge.

Deckblatt der Kantate „Aus der Tiefe rufe ich Herr zu Dir“ („Der sechste Bußpsalm a 8 Organo“) mit Autograph Garthoffs

Leben Bearbeiten

1695 war Garthoff laut Kirchenbuch Oboist beim Grafen Schwarzburg in Sondershausen. Laut Jakob Adlung erhielt Garthoff am Merseburger Hof seine musikalische Ausbildung als Fagottist. Da der Herzog von Sachsen-Weißenfels ihn unbedingt an seinem Hof haben wollte, ließ der Merseburger Herzog ihn ziehen mit dem Versprechen, nie wieder Fagott zu spielen. Garthoff wirkte bis 1700 als Oboist an der Weißenfelser Hofkapelle. Bei einem Wettschießen im Sommer 1700 erlitt er durch eine verirrte Kugel eine Wunde im Gesicht. Der damalige Weißenfelser Hofkapellmeister Johann Beer berichtete davon so:

„… ich war mit ihro Durchl[aucht] mein gnädigster H[err] auf der Vieh-Wiese [bei Weißenfels] bey dem Vogelschiessen mit etlich Zinnernen Schisseln, kurtz darauf, gienge dem Haubtmann Barthen seine Kugel-Flinthe unvorsichtiger Weise loß, durch welchen unglükseeligen schuß, erstlich Heinrich Davied Gartthoff, hernach ich auf das allergefährlichste verwundet wurden …“

Johann Beer, 1700[2]

Der Schuss riss David Heinrich Garthoff die Unterlippe weg und traf danach Beer in den Nacken, der am neunten Tag danach starb. Adlung mutmaßt, dies sei die „göttliche“ Rache gewesen, da Beer Garthoff doch wieder zum Fagottspielen überredet hatte.

Weil Garthoff keine Blasinstrumente mehr spielen konnte, wurde er 1702 Hoforganist in Weißenfels und ab 1711 auch Musikdirektor am Gymnasium Augusteum Weißenfels. Adlung hat ihn 1726 noch am Weißenfelder Hof gesehen.

Mehr als 60 Kantaten von ihm sind erhalten, wovon 41 als „Geistlich Frage und Antwort“ bezeichnet sind und als ein großer Teil eines vollständigen Kantatenjahrganges gelten können[3].

Werke (Auswahl) Bearbeiten

  • Kantate Aus der Tiefe rufe ich Herr zu Dir 1700
  • Kantate Alleluja, ich danke dir (Kantate für Bass, Trompete, 2 Violinen + B.c.)
  • Kantatenmesse Herr allmächtiger Gott
  • Motette Herr, lehre mich tun (Motette für Alt, Bass, 2 Violinen und Basso Continuo) 
  • Motette Herr, ich habe Lieb die Städte deines Hauses (Motette für Alt, Bass, 2 Violinen und Basso Continuo) 
  • Deutsche Messe in F-Dur
  • Sechs Orgelpräludien in Das Schneeberger Orgel- und Clavierbuch um 1705[4]

Literatur Bearbeiten

  • Jakob Adlung: Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit. Verlag J. D. Jungnicel Sen., Erfurt, 1758, S. 99f.
  • Gustav Heinrich Heidenreich: Kirchen- und Schul-Chronik der Stadt und Euphorie Weißenfels seit 1539. Verlag Leopold Kell, Weißenfels, 1840, S. 79.
  • Roswitha Jacobsen (Hrsg.): Weißenfels als Ort literarischer und künstlerischer Kultur im Barockzeitalter. Editions Rodopi B.V., Amsterdam / Atlanta GA, 1994, S. 85, 110.
  • Wolfgang Ruf: The Courts of Saxony-Weißenfels, Saxony-Merseburg and Saxony-Zeitz in Music at German Courts, Changing Artistic Priorities 1725–1760. The Boydell Press, Woodbridge, 2011, S. 232.

Weblinks Bearbeiten

Commons: David Heinrich Garthoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Arno Werner: Städtische und fürstliche Musikpflegen in Weissenfels bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1911, S. 74.
  2. Zitiert nach: Herbert Seemann (Hrsg.): Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft, Band 104/105 (2000/2001). Lit Verlag, Münster 2004, S. 157
  3. Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Archiv für Musikwissenschaft. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1968, S. 312.
  4. Das Schneeberger Orgel- und Clavierbuch um 1705. Ed, Enrico Langer. (Altenburg : Verlag Hans Jürgen Kamprad, 2020) ISMN 9790502582623