David Friesenhausen

deutsch-ungarischer Mathematiker

David Friesenhausen (auch David Katz und Dawid ben Meïr Friesenhausen) (geboren 1750 in Friesenhausen im heutigen Unterfranken; gestorben am 23. März 1828 in Karlsburg, Siebenbürgen) war ein deutsch-ungarischer Mathematiker und Talmudgelehrter. Friesenhausen veröffentlichte mehrere Bücher über Mathematik und Physik in hebräischer Sprache.

Leben Bearbeiten

David Friesenhausen war der Sohn des Meier Cohen. Er war Schüler der Fürther Jeschiwa, wo er besonderes Interesse an der Mathematik und den Naturwissenschaften zeigte. 1783 heiratete er Mirl, Tochter des David Ottensoos, von der er sich 1787 trennte. Friesenhausen zog 1780 nach Berlin, um dort den Naturwissenschaften nachzugehen. In Berlin war er zehn Jahre lang Hausrabbiner des Benjamin Halberstadt.

1796 veröffentlichte er in Berlin Kelil ha-hesbon, ein Handbuch über Algebra und Geometrie in hebräischer Sprache; darüber hinaus publizierte er auch zu den Themengebieten Astronomie und Mechanik. So erschien 1820 in Wien Mosedot tevel, ein Werk zur Astronomie, worin er das kopernikanische System erklärt sowie Beweisversuche des Parallelenaxioms (manchmal 11. Axiom genannt) aus Euklids Elementen antritt. Interessanterweise enthält dieses Werk auch ein Testament an seine Kinder. Erst postum erschienen ebenfalls in hebräischer Sprache 1854 in Königsberg in Ostpreußen ein Buch über Logarithmen sowie 1875 im heute ukrainischen Jitomir (Schytomyr) eine Abhandlung über das 11. und 12. Buch von Euklids Elementen.

Auf seinen ausgedehnten Reisen kam er 1796 nach Mattersburg im Burgenland und kurz darauf nach Pest, Königreich Ungarn. Dort ließ er sich als Kaufmann nieder. Er engagierte sich 1806 für die Einrichtung eines Rabbinerseminars, was von der Pester Gemeinde aber hintertrieben wurde. Im gleichen Jahr wurde er Dajan in Hunsdorf, danach, bis 1816, in Waag-Neustadtl in der Slowakei . Im Laufe seines Lebens distanzierte er sich von der anfänglich von ihm begrüßten Haskala und stand an seinem Lebensende dieser sehr kritisch gegenüber.[1] Gleichzeitig war er auch orthodoxer Rabbiner.[2]

Werke Bearbeiten

  • Kelil ha-hesbon. Berlin 1796.
    • Zweite Auflage Sepher kelil ha-hesbon. Lehrbuch der Algebra. Saul Meyerhoffer, Zhovkva (Zolkiew) 1835.
  • Mosedot tevel. Wien 1820.

Mitwirkung an Publikationen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Der Orient: Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Literatur. Hrsg. von Julius Fürst, Leipzig 1848, S. 166.
  • Julius Fürst: Bibliotheca Judaica: Bibliographisches Handbuch der gesamten jüdischen Literatur. Band I, Leipzig 1849, S. 304; photomechanischer Nachdruck Hildesheim und New York 1960.
  • Leopold Löw: Zur Rabbinerfrage in Ungarn. Teil I: Die Seminarfrage. Ben Chananja 1865, S. 6–7, 25–26.
  • Moritz Steinschneider: Catalogus librorum Hebraeorum in Bibliotheca Bodleiana, jussu curatorum digessit et notis instruxit. Berlin 1852–1861, Nummer 4804.
  • Samuel Joseph Fuenn: Kenäsäth Yiśrā’el. Zichrōnōth lethōledōth gedōle Yiśrā’el ha-nōda‘īm lešem be thōrathām, be håchmathām, bema‘aśēhäm mīmōth ha-ge’ōnīm‘ad ha-dōr ha-zäh. Warschau 1886–1890, S. 252.
  • The Jewish Encyclopedia. Band V, S. 521, New York und London 1901–1906.
  • Leopold Löwenstein: Zur Geschichte der Juden in Fürth. Zweiter Teil: Rabbinatsbeisitzer und sonstige hervorragende Persönlichkeiten. In: Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft in Frankfurt am Main. Jahrgang 8, Frankfurt am Main 1910, S. 100.
  • Peter Ujvári: Magyar zsidó lexikon. Budapest 1929, S. 297.
  • Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Chernivtsi (Czernowitz) 1925–1931, Band II, S. 352.
  • Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart. Band V, Berlin 1929–1934, S. 857.
  • Meir Gilon: R. David Friesenhausen between Haskalah and Hassidism. In: Moshe Carmilly-Weinberger: The Rabbinical Seminary of Budapest. 1877-1977: A Centennial Volume. New York 1986, S. 3–5, 19–54.
  • Moshe Alexander Zusha Kinstlicher: Hä“Hātham Sōfer“ uvenēdōrō: ’Īšīm biTešūvōth Hātham Sōfer. Rešīmat ha-šō’alīm weha-mūzkārīm ‘im qawīm qesārīm leqōrōth hayyehäm. Bne Brak 1993, S. 115.
  • Moshe Carmilly-Weinberger: The Similarities and Relationship Between the 'Jüdisch-Theologisches Seminar' (Breslau) and the Rabbinical Seminary (Budapest). In: Year Book of the Leo Baeck Institute. Jahrgang 44, Oxford/London 1999, S. 7.
  • Eintrag FRIESENHAUSEN, David. In: Michael Brocke und Julius Carlebach (Herausgeber), bearbeitet von Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 1: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871. K·G·Saur, München 2004, S. 350.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Steven M. Lowenstein: The Berlin Jewish community. Oxford University Press, New York 1994, ISBN 0-19-508326-1, Seite 101.
  2. Kurt Wilhelm: Wissenschaft des Judentums im deutschen Sprachbereich. Band 2. Mohr (Siebeck), Tübingen 1967, S. 19.