Der Daimler-Benz DB 600 war ein flüssigkeitsgekühlter Zwölfzylinder-Flugmotor mit einem Hubraum von 33,9 Litern und einer Startleistung von bis zu 1050 PS. Die Serienfertigung bei Daimler-Benz begann 1936. Der noch mit Vergasern zur Gemischbildung versehene DB 600 wurde in den 1930er-Jahren in vielen Flugzeugen der Luftwaffe eingebaut, wie beispielsweise in den ersten Baureihen der He 111.

Daimler-Benz DB 600
Daimler-Benz DB 600
Ein DB 600 im Mercedes-Benz-Museum
Typ Zwölfzylinder-V-Motor
Entwurfsland

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller Daimler-Benz
Erstflug 1935
Produktionszeit

1936–1938

Stückzahl 2281

Bereits 1934 begann die Weiterentwicklung zum hubraumgleichen DB 601 mit Benzindirekteinspritzung, der 1935 erste Probeläufe absolvierte und ab November 1937 in Serie gebaut wurde. Nach 2281 gebauten DB 600 endete daher bereits 1938 die Fertigung.[1]

Vorgeschichte und Entwicklung Bearbeiten

Die beiden Daimler-Benz-Vorgängerunternehmen DMG und Benz fertigten während des Ersten Weltkriegs die Sechszylinder-Flugmotoren Mercedes D III und Benz Bz III in umfangreichen Stückzahlen. In der Zeit der Weimarer Republik war der Flugmotorenbau in dem 1926 zur Daimler-Benz AG fusionierten Unternehmen ganz eingestellt worden. Erst nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 konnte die Stuttgarter Firma durch die Aufrüstung der Wehrmacht wieder mit neuer Nachfrage rechnen.

Bereits Anfang der 1930er-Jahre wurden die deutschen Motorenhersteller vom Reichsverkehrsministerium zur Entwicklung eines 800-PS-Flugmotors aufgefordert, der als V-Motor mit „hängenden“ Zylindern (Kurbelwelle oben) konzipiert werden sollte und sich für militärische und zivile Zwecke eignete. Daimler-Benz entwarf aufgrund dieser Vorgabe den Daimler-Benz F4A mit 30 Litern Hubraum. Von dem Zwölfzylinder-V-Motor mit 60°-Bankwinkel und zwei mechanischen Radialladern waren 1932 zwei Prototypen fertiggestellt.[2]

Der F4A wurde zum DB 600 weiter entwickelt, dessen erste Probeläufe im Spätsommer 1935 erfolgten. Das Daimler-Benz-Werk Berlin-Marienfelde begann 1936 mit dem Serienbau des DB 600.

Beschreibung Bearbeiten

Der V-Motor war um 180 Grad gedreht eingebaut, sodass die Kurbelwelle oben lag (daher auch als „A-Motor“ bezeichnet). Diese Form des Motoreneinbaus erleichterte auch die Zugänglichkeit von Zylinderköpfen (Ventilsteuerung) und Zündkerzen für die Wartung.

Über dem Triebwerk blieb so auch genügend Platz für den Einbau von durch den Propellerkreis schießenden (synchronisierten) Bordwaffen, während die zwischen den Zylinderbänken liegende hohle Propellerwelle den Lauf eines Maschinengewehrs bzw. -kanone aufnehmen konnte. Da diese hinter dem Motorblock montierte Waffe schnell überhitzte, waren Ladehemmungen bzw. Selbstzünder durch Überhitzung häufig und der Einbau beispielsweise in die Bf 109 wurde schnell wieder aufgegeben.

Der Motorblock wurde aus Aluminiumguss gefertigt und enthielt stählerne Zylinderlaufbuchsen. Er hatte je Zylinderbank eine über Königswelle angetriebene obenliegende Nockenwelle (OHC-Ventilsteuerung), die pro Zylinder vier Ventile über Rollenschlepphebel betätigte (Vierventiltechnik). Jeder Nocken betätigte nacheinander ein Auslass- und ein Einlassventil. Die Auslassventile waren natriumgekühlt. Das Triebwerk hatte eine kontaktgesteuerte Doppelzündung (Bosch-Zwillingsmagnetzündung) mit zwei Zündkerzen je Zylinder. Die Zündfolge war 1–8–5–10–3–7–6–11–2–9–4–12–1.

Varianten Bearbeiten

  • DB 600A1
Bis zu 1000 PS (810 kW) bei 2350 min−1 auf Meereshöhe
  • DB 600B2
Bis zu 1000 PS (810 kW) bei 2350 min−1 auf Meereshöhe
  • DB600C1
Bis zu 850 PS (634 kW) bei 2350 min−1 in 4000 m Höhe. 910 PS Startleistung.
  • DB600D2
Bis zu 850 PS (634 kW) bei 2350 min−1 in 4000 m Höhe. 910 PS Startleistung.
  • DB600G1
Bis zu 950 PS (708 kW) bei 2350 min−1 in 4000 m Höhe. 1050 PS Startleistung.

DB600Ga war eine Ausführung mit Höhenlader für 4000 m Volldruckhöhe.

  • DB600H2
Bis zu 950 PS (708 kW) bei 2350 min−1 in 4000 m Höhe. 1050 PS Startleistung.

DB600Ha war eine Ausführung mit Höhenlader für 4000 m Volldruckhöhe.

Untersetzung Luftschraubengetriebe:

  • 1 1,55:1
  • 2 1,88:1

Technische Daten Bearbeiten

(DB 600C)

Ähnliche Motoren Bearbeiten

Deutsches Reich NS  Deutsches Reich

Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten
Frankreich  Frankreich
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich
Sowjetunion  Sowjetunion

Anwendungen Bearbeiten

 
DB 600 A in einer Heinkel He 111

Quellen Bearbeiten

  • Helmut Schubert: Deutsche Triebwerke – Flugmotoren und Strahltriebwerke von den Anfängen bis 1999. Aviatic Verlag GmbH, Oberhaching 1984, ISBN 3-925505-49-0.
  • Heinz J. Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933–1945. Bernard&Graefe Verlag, ISBN 3-8289-5315-8.

Englisch:

  • Roy Cross, Gerald Scarborough: Messerschmitt Bf 109: Versions B–E – Classic Aircraft No.2. Patrick Stephens Ltd, Cambridge 1972, ISBN 0-85059-106-6.
  • William Green: The Augsburg Eagle: A Documentary History – Messerschmitt Bf 109. Macdonald and Jane’s Publishing Group Ltd, London 1980, ISBN 0-7106-0005-4.
  • J. R. Smith, Anthony L. Kay: German Aircraft of the Second World War. Putman & Company Ltd., London 1972, ISBN 0-370-00024-2.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Daimler-Benz DB 600 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. German Aircraft Industry and Production, 1933–1945, ISBN 1-85310-864-2, S. 310; google.books: eingeschränkte Vorschau
  2. MTU-Museum Triebwerksgeschichte – gestern, heute und morgen (Memento des Originals vom 6. Juli 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mtu.de auf www.mtu.de (PDF, 4,4 MB)