Colbergsches Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9

Infanterieverband der Preußischen Armee

Das Colbergsche Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9, allgemein als Colbergsches Infanterie-Regiment bezeichnet, war ein 1808 gebildeter, in Hinterpommern garnisonierter Infanterieverband der Preußischen Armee.

Colbergsches Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9


Helmzier des Regiments
Aufstellung 7. Juni 1808

(Ursprünge I. und II. Bataillon bereits 1717, Ursprünge Füsilier-Bataillon bereits 1806)

Staat Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung II. Armee-Korps
Standort Stargard in Pommern
Ehemalige Standorte 1808 Kolberg und Umgebung, 1814 Niederrhein, 1815–16 Okk. in Frankreich, 1817–72 Stettin, 1828–29, 1849–51 Berlin, 1872 Stargard. Detachiert: I. 1820–21 Kolberg, II. 1817–20 Kolberg, 1851–60 Stargard, 1872–73 Pyritz, F. 1828–29 Anklam, 1833–49 Gollnow, 1849–51 Frankfurt an der Oder, 1860–72 Pyritz
Herkunft der Soldaten kantonsfrei, aus der restlichen Armee und Werbung
Farben um 1900: Blauer Waffenrock mit gelben Knöpfen, roter Kragen, Brandenburgische Ärmelaufschläge in rot mit roten Patten. Achselklappen weiß mit roter Nummer „9“. Epauletten
Eine der Fahnen des Regiments
V. l. n. r.: Grenadier, Musketier, Füsilier und Soldat der Garnison-Kompanie des Colbergschen Infanterie-Regiments in der Zeit von 1811 (Uniformenkunde von Richard Knötel)
Freiwillige Jäger des Colbergschen Infanterie-Regiments in der Zeit von 1813 bis 1815 (Uniformenkunde von Richard Knötel)

Geschichte Bearbeiten

Das Regiment verdankt seine Entstehung der erfolgreichen Verteidigung der Festung Kolberg gegen Truppen Napoleons I. während des Frühjahrsfeldzugs im Jahr 1807.[1] Die Belagerung hatte Mitte März 1807 durch etwa 5.600 italienische Soldaten begonnen und endete am 2. Juli 1807 infolge des verspätet bekannt gewordenen Waffenstillstands von Tilsit vom 23. Juni nach großen Verlusten ohne Ergebnis. Die Festung ist anfänglich von rund 1.500 nicht mehr feldzugstauglichen Soldaten der Regimenter „Owstien“ und „Borcke“ verteidigt worden. Im Mai 1807 war die Anzahl der Belagerer auf über 14.000 Mann, die Anzahl der Belagerten durch Zuzug versprengter oder aus der französischen Gefangenschaft entwichener preußischer Soldaten sowie durch auf dem Seeweg eintreffende Verstärkungen auf ca. 6.000 Mann angestiegen.

Aus den preußischen Soldaten, die Kolberg verteidigt hatten, wurden 1808 neben anderen Verbänden auch zwei Infanterieregimenter gebildet. So entstanden das Leib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr. 8 und das Colbergsche Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9. Es wurde durch Kabinettsbefehl vom 26. August 1808 von König Friedrich Wilhelm III. gegründet und Generalleutnant Gebhard Leberecht von Blücher unterstellt.

Koalitionskriege Bearbeiten

Deutscher Krieg 1866 Bearbeiten

Während des Deutschen Krieges war das Regiment der 4. Infanterie-Division des II. Armee-Korps zugeordnet und nahm an der Schlacht bei Königgrätz teil.

Deutsch-Französischer Krieg Bearbeiten

Im Krieg gegen Frankreich kam der Verband in der Schlacht bei Gravelotte sowie bei den Belagerungen von Metz und Paris zum Einsatz.

Erster Weltkrieg Bearbeiten

Verbleib Bearbeiten

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs kehrten die Reste des Regiments in die Heimat zurück. Der Verband wurde ab 19. Dezember 1918 in Stargard demobilisiert und anschließend aufgelöst. Aus Teilen bildeten sich verschiedene Freiformationen, die später in den Reichswehr-Infanterie-Regimentern 3 und 83 der Vorläufigen Reichswehr aufgingen.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung, General der Infanterie Hans von Seeckt, vom 24. August 1921 die 1. und 4. Kompanie des 4. (Preußisches) Infanterie-Regiments in Stargard.

Regimentschef Bearbeiten

Dienstgrad Name Datum[2]
General der Infanterie/
Generalfeldmarschall
August Neidhardt von Gneisenau 10. Juni 1818 bis 23. August 1831
General der Infanterie/
Generalfeldmarschall
Helmuth Karl Bernhard von Moltke 20. September 1866 bis 24. April 1891
Generaloberst Josias von Heeringen 18. September 1918 bis Auflösung

Kommandeure Bearbeiten

Dienstgrad Name Datum[3]
Major Melchior von Boemcken[4] 26. August 1808 bis 27. Mai 1810
Major Friedrich von Steinmetz 04. Juni 1810 bis 28. Februar 1813
Oberstleutnant Alexander von Zastrow 01. März 1813 bis 9. April 1815
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl von Schmidt 10. April 1815 bis 26. September 1821
Oberstleutnant/Oberst August von Kanitz 06. April 1822 bis 29. März 1832
Oberstleutnant Johann Heinrich von Schachtmeyer 30. März 1832 bis 23. Dezember 1832 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Johann Heinrich von Schachtmeyer 24. Dezember 1832 bis 3. März 1837
Oberst Wilhelm von Pückler-Groditz 30. März 1837 bis 13. Januar 1838 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Wilhelm Erdmann von Pückler 14. Januar 1838 bis 24. März 1841
Oberstleutnant Peter Anton von Korff 25. März bis 28. September 1841 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Peter Anton von Korff 29. September 1841 bis 26. März 1847
Oberst Hermann von Roeder 30. März 1847 bis 12. Januar 1848 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Hermann von Roeder 13. Januar bis 12. Mai 1848
Oberstleutnant/Oberst Karl von Bagenski 13. Mai 1848 bis 14. April 1852
Oberst Franz von Borcke 15. April 1852 bis 17. Dezember 1856
Oberst Wilhelm von Borcke 18. Dezember 1856 bis 30. Mai 1859
Oberst Heinrich Friedrich von Horn 31. Mai 1859 bis 8. Januar 1864
Oberst Karl Gustav von Sandrart 09. Januar 1864 bis 29. Oktober 1866
Oberst Julius von Suchten 30. Oktober 1866 bis 4. März 1867
Oberstleutnant Georg von Ferentheil und Gruppenberg 05. März bis 10. April 1867 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Georg von Ferentheil und Gruppenberg 11. April 1867 bis 7. November 1871
Oberstleutnant Konstantin von Boltenstern 08. November 1871 bis 7. Januar 1872 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Konstantin von Boltenstern 08. Januar 1872 bis 2. August 1877
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm von Grote 03. August 1877 bis 15. August 1883
Oberst Albert von Boguslawski 16. August 1883 bis 10. Februar 1886
Obert Sylvius von Stwolinski 11. Februar 1886 bis 21. März 1889
Oberst Viktor von Eberstein 22. März 1889 bis 13. Oktober 1890
Oberst Hugo von Strantz 14. Oktober 1890 bis 17. Januar 1891
Oberst Eugen von Stuckradt 18. Januar 1891 bis 13. Mai 1894
Oberst Georg von Alten 14. Mai 1894 bis 18. März 1896
Oberst Gustav von Wachtmeister 19. März 1896 bis 26. Januar 1899
Oberst Paul Eltester 27. Januar 1899 bis 21. April 1902
Oberstleutnant Adolf von Schimmelmann 22. April bis 17. August 1902
Oberstleutnant/Oberst Werner von Rostken 18. August 1902 bis 26. Januar 1907
Oberst Alfred von Wrochem 27. Januar 1907 bis 31. März 1910
Oberst Rudolf von Scherbening 01. April 1910 bis 20. April 1911
Oberst Felix Langer 21. April 1911 bis 21. April 1914
Oberst Walter Leu 22. April 1914 bis 16. Oktober 1915
Oberstleutnant Friedrich von Derschau 17. Oktober 1915 bis 14. April 1916
Oberstleutnant Robert von Kleist 15. April bis 13. August 1916
Oberst Hans von Eberstein 14. August 1916 bis 20. April 1917
Oberstleutnant Just von Seelhorst 21. April 1917 bis 9. Januar 1919
Oberst Max Wobring 10. Januar bis 10. Oktober 1919

Literatur Bearbeiten

  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der Preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 3, Berlin 1830 (Volltext)
  • Karl von Bagensky: Geschichte des 9. Infanterie-Regiments genannt das Kolbergsche. Kolberg 1842. (Volltext, ohne gefaltete Seiten), weiteres (Volltext)
  • Eugen Petermann: Geschichte des Colbergschen Grenadier-Regiments Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9. 1842 bis 1889. Im Anschluß an v. Bagensky's „Geschichte des 9. Infanterie-Regiments, genannt Colbergsches“. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1889.
  • Colmar von der Goltz: Geschichte des Colbergschen Grenadier-Regiments Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9 und seiner Stammtruppen. 1717–1908. Berlin 1912. (Volltext).
  • Günther Voigt: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee, in: Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen, Band 1, Hrsg. Dermot Bradley, Hans Bleckwenn, Biblio-Verlag, Osnabrück 1980. ISBN 3-7648-1199-4.
  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007, S. 48 f. ISBN 978-3-902526-14-4.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Karl von Bagensky: Geschichte des 9. Infanterie-Regiments genannt das Kolbergsche. Kolberg 1842. S. III.
  2. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag. Osnabrück 1992. ISBN 3-7648-1782-8. S. 65.
  3. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 65–67.
  4. Fehlschreibung: Böhmken, vgl.: Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg. im Verein mit mehreren Historikern): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Erster Band, Friedrich Voigt, Leipzig 1859, S. 522.