Christusträger-Bruderschaft

deutsche Organisation

Die Christusträger Bruderschaft ist eine deutsche ordensähnliche evangelische Bruderschaft in Unterfranken (Bayern). Die Bruderschaft gehört der Konferenz evangelischer Kommunitäten an.

Geschichte Bearbeiten

Die 1961 entstandene Bruderschaft hat ihren Sitz seit 1986 im Kloster Triefenstein in Mainfranken.[1] Prior der 22[2] Christusträger-Brüder ist Gerd Maier[3]. Weitere Standorte sind seit 1976 Gut Ralligen am Thunersee (Schweiz) und seit 2020 die Stadtkommunität Zürich. Als erste nichtstaatliche Organisation hatte die Bruderschaft 1971 in Kabul (Afghanistan) ein Leprakrankenhaus eröffnet. Heute gibt es dort zwei Kliniken, eine Werkstatt für Metallbauer und eine Lehrwerkstatt.[4][5]

In Wilsdruff (Sachsen) initiierte die Bruderschaft die „Stiftung Leben und Arbeit“, die u. a. das Rittergut Limbach besitzt und restauriert. Seit 2022 ist die Bruderschaft nicht mehr in Sachsen vertreten.

Sowohl in der Zentrale im Kloster Triefenstein als auch im Gut Ralligen laden die Christusträger zu Seminaren, Gemeindefreizeiten und stillen Tagen ein. Als erste nichtstaatliche Organisation hatte die Bruderschaft 1971 in Afghanistan ein Leprakrankenhaus eröffnet. Heute gibt es dort in Kabul zwei ambulante Kliniken, die sich speziell um sehr arme Patientinnen und Patienten aus den Elendsvierteln der Stadt kümmern. Daneben unterstützt eine Werkstatt eine ganze Reihe von Krankenhäusern in der Stadt Kabul mit technischem Knowhow. In den Einrichtungen arbeiteten viele Jahre lang afghanische Ärzte, Pfleger und andere Mitarbeiter mit den Brüdern zusammen. Nach dem Regierungswechsel in Kabul übernahmen einheimische Mitarbeiter die Verantwortung vor Ort. Unterstützt werden sie dabei von zwei Brüdern, die nach Jahrzehnten in Afghanistan jetzt von Triefenstein aus aktiv sind.

Seit 1980 engagieren sich die Christusträger auch im Buschkrankenhaus Vanga im Kongo, rund 350 Kilometer östlich der Hauptstadt Kinshasa. Ein Bruder leitet dort als Kinderarzt die Pädiatrie, Arbeitsschwerpunkte sind u. a. der Kampf gegen Unterernährung, die Unterstützung mittelloser Patienten und die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte.

Die Brüder leben nach den Evangelischen Räten (Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam). Inzwischen leben in Kloster Triefenstein auch Verheiratete, so auch seit 2011 der Theologe und Liedermacher Christoph Zehendner.[6] Seit 2021 lebt und arbeitet im Kloster Triefenstein auch die Christusträger Weggemeinschaft. Junge Familien und Singles wollen die Brüder unterstützen und neue Akzente im alten Kloster setzen. Im Frühjahr 2023 besteht die Wegemeinschaft aus fünf Erwachsenen und drei Kindern.

Fälle sexuellen Missbrauchs Bearbeiten

Im Bericht „Zugeben, was geschehen ist“[7] vom 23. Juli 2023 legt die Christusträger-Bruderschaft Triefenstein am Main offen, dass in ihrer Kommunität jahrelang sexueller Missbrauch stattgefunden hat. Am 5. Oktober 2023 veröffentlichte die von den Christusträgern eingesetzte, aus vier Personen bestehende „Spurgruppe“ einen 99-seitigen Bericht, wonach der 2018 verstorbene erste Prior Otto Friedrich zwischen 1963 und 1995 mindestens acht Mitbrüder zum Teil schwer sexuell missbraucht haben soll. Ein vom Missbrauch Betroffener war zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Drei der missbrauchten Brüder wurden selbst zu Tätern. Seit der Absetzung Friedrichs als Prior und seinem Austritt aus der Bruderschaft im Jahr 1996 waren die Missbrauchstaten innerhalb der Bruderschaft bekannt, wurden aber nicht weiter verfolgt.[8][9] Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war keiner der Täter mehr Teil der Bruderschaft. Die Bruderschaft hat als Institution bei den Opfern um Entschuldigung gebeten und den Berichts auf ihrer Website für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[10]

Literatur Bearbeiten

  • Thomas Dürr, Christoph Zehendner (Hrsg.): Gott für fünfzig Jahre sei Dank: Erfahrungen von Christusträgerschwestern und -brüdern – 50 Jahre Kommunität Christusträger, Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2011, ISBN 978-3-89680-506-5.
  • Schorsch Westermayer: Als Deutscher in Afghanistan. Christusträger-Bruderschaft. In: Anna-Maria aus der Wiesche, Frank Lilie (Hg.): Kloster auf Evangelisch. Berichte aus dem gemeinsamen Leben. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2016, ISBN 978-3-89680-904-9, S. 105–110.

Weblinks Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Evangelische Kommunität in alten katholischen Mauern, domradio.de, Artikel vom 7. März 2011.
  2. Portraits. Abgerufen am 12. Mai 2021 (deutsch).
  3. Bruder Gerd Maier. Abgerufen am 12. Mai 2021 (deutsch).
  4. Sächsische Zeitung: Der Mönch, der die Herausforderung suchte, Ausgabe Meißen/Wilsdruff vom 6. September 2011.
  5. christustraeger-bruderschaft.org: 50 Jahre Bruderleben (Memento vom 20. Dezember 2014 im Internet Archive; MP3; Mitschnitt eines Interviews auf BR2 vom 12. September 2013)
  6. Angaben bei Christoph Zehendner: Vita
  7. Christa Dreiseitel, Ilse Hellmann, Martin Henker und Sebastian Küffner: Zugeben, was geschehen ist – Bericht zu Missbrauch in der Christusträger Bruderschaft e.V. Triefenstein am Main, 23. Juli 2023
  8. Daniel Staffen-Quandt: Christusträger Bruderschaft macht jahrzehntelanges „Missbrauchssystem“ öffentlich. In: Sonntagsblatt. 5. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  9. Süddeutsche Zeitung: Glaubensgemeinschaft: Autoritäre Führung und systematischer Missbrauch. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  10. Missbrauchsaufarbeitung - Zugeben, was geschehen ist. In: Christusträger Bruderschaft. Christusträger Bruderschaft e.V., 15. September 2023, abgerufen am 6. Februar 2023.