Christian Berger (Musikwissenschaftler)

deutscher Musikwissenschaftler

Christian Berger (* 13. Dezember 1951 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Musikwissenschaftler und emeritierter ordentlicher Professor an der Universität Freiburg.

Nach dem Studium der Schulmusik (Staatsexamen Freiburg 1975) und der Musikwissenschaft in Freiburg, Hamburg, Berlin und Kiel wurde er 1982 in Kiel bei Friedhelm Krummacher mit einer Arbeit über Hector BerliozSymphonie fantastique promoviert. 1981 bis 1994 war er dort Assistent bei Fritz Reckow, nach der Habilitation über die französische Chanson des 14. Jahrhunderts im Jahre 1989 als Oberassistent. Von 1990 bis 1995 nahm er Professur-Vertretungen in Heidelberg, Bonn, Regensburg, Detmold und Greifswald wahr, bis er 1995, nach Rufen auf Lehrstühle in Greifswald und Marburg und auf eine Professur in Göttingen, dem Ruf auf den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Universität Freiburg folgte. 1998 bis 2001 war er Schriftleiter der Zeitschrift Die Musikforschung.

In Freiburg studierte er Violine bei Ulrich Grehling und war 1975 bis 1978 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie, die 1976 mit einer Aufführung von Gustav Mahlers 1. Sinfonie unter Christof Prick den ersten Preis im Karajan-Wettbewerb errang. 1991 bis 1994 war er Konzertmeister des Collegium musicum der Kieler Universität unter Bernhard Emmer.

Schwerpunkte seiner Forschung sind die Musiktheorie des Spätmittelalters, insbesondere die Hexachord- und Modus-Lehre, die französische Chanson des 14. und frühen 15. Jahrhunderts, deutsche und italienische Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts und die französische Musik und Musikanschauung des 18. und 19. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten bei Berlioz, Wagner und Webern. Neueste Forschungsprojekte kreisen zum einen um die Bedeutung der zahlhaften Konstruktionsweise von Kunst und Musik im Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt bei Josquin Desprez, zum andern um die Konsequenzen, die die Krankheit Berlioz’, eine klar diagnostizierbare Form der Epilepsie, für dessen kompositorisches Schaffen hatte.

Er ist Mitglied des Frankreich- und des Mittelalter-Zentrums der Universität Freiburg, außerdem zusammen mit Christoph Wolff und Konstantin Voigt Herausgeber der Schriftenreihe Voces. Freiburger Beiträge zur Musikwissenschaft.

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Phantastik als Konstruktion. Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“ (= Kieler Schriften zur Musikwissenschaft. 27). Bärenreiter, Kassel 1983, Volltext in der Google-Buchsuche, ISBN 3-7618-0726-0.
  • Hexachord, Mensur und Textstruktur. Studien zum französischen Lied im 14. Jahrhundert (= Archiv für Musikwissenschaft. Beiheft 35). Steiner, Stuttgart 1992, ISBN 3-515-06097-9.
  • (Hrsg.): Musik jenseits der Grenze der Sprache. (= Voces. Freiburger Beiträge zur Musikwissenschaft. 6). Rombach, Freiburg 2004, ISBN 3-7930-9411-1. Darin: Einleitung, S. 7–24; Musikalische Gestalt oder rhetorische Figur: Der „Passus duriusculus“, S. 123–134 (Rez.: Stefan Morent, in: Mf 61 [2008], S. 425–426).
  • (Hrsg.): Oswald von Wolkenstein. Die Rezeption eines internationalen Liedrepertoires im deutschen Sprachbereich um 1400 mit einer Edition 11 ausgewählter Lieder (= Voces. Freiburger Beiträge zur Musikwissenschaft. 14). Freiburg 2011, ISBN 978-3-7930-9646-7; darin: Einleitung, S. 7–16; (mit Tomas Tomasek): Oswalds „Du auserwähltes schöns mein herz“ (Kl. 46), S. 85–96, Kritische Edition ausgewählter Stücke Oswalds und ihrer Vorlagen, S. 97–192.
  • Ein Venezianisches Liederbuch aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Handschrift Paris, Bibliothèque nationale, nouv. acq. frç. 4917 [Pz]. Edition und Kommentar, hg. von Christian Berger, Bearbeitung und Übersetzung der französischen Liedtexte durch Frank-Rutger Hausmann, Übersetzung der italienischen Liedtexte durch Thomas Klinkert (= Musikalische Denkmäler 12), Mainz 2016.

Weblinks Bearbeiten