Chiasso

Gemeinde im Kanton Tessin in der Schweiz

Chiasso [ˈkjasːo] (anhören/?, lombardisch Ciass, deutsch veraltet Pias) ist eine politische Gemeinde im Kreis Balerna und eine Kleinstadt im Bezirk Mendrisio des Kantons Tessin in der Schweiz, unmittelbar an der Grenze zu Italien.

Chiasso
Wappen von Chiasso
Wappen von Chiasso
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Mendrisiow
Kreis: Kreis Balerna
BFS-Nr.: 5250i1f3f4
Postleitzahl: 6830
UN/LOCODE: CH CHI
Koordinaten: 723804 / 77154Koordinaten: 45° 50′ 5″ N, 9° 1′ 55″ O; CH1903: 723804 / 77154
Höhe: 230 m ü. M.
Höhenbereich: 225–567 m ü. M.[1]
Fläche: 5,35 km²[2]
Einwohner: 7420 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1387 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
41,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Bruno Arrigoni
Website: www.chiasso.ch
Lage der Gemeinde
Karte von ChiassoLuganerseeComer SeeItalienBezirk LuganoBalernaCastel San Pietro TIChiassoMorbio InferioreBreggia TIVacalloColdrerioMendrisioRiva San VitaleNovazzanoStabio
Karte von Chiasso
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Stadion Chiasso
Stadt Chiasso
Zebrastreifen in Chiasso

Geographie Bearbeiten

Die Gemeinde im Sottoceneri, hat rund 7'500 Einwohner und liegt im Mendrisiotto südlich von Mendrisio zwischen dem Luganersee und dem Comer See direkt an der Grenze zu Italien.

Der Ort Pedrinate, eine früher selbstständige Gemeinde, die seit 1976 zu Chiasso gehört, bildet mit dem Grenzstein 75B den südlichsten Punkt der Schweiz. Damit ist Chiasso die südlichste Schweizer Gemeinde.

Die Nachbargemeinden sind im Norden Stabio, Balerna, Morbio Inferiore, Vacallo, im Osten Maslianico (IT-CO), im Süden Como (IT-CO), und im Westen San Fermo della Battaglia (IT-CO) und Novazzano.

Geschichte Bearbeiten

 
Chiasso; Luftbild von Werner Friedli (Fotograf) (1946)
 
dito (1962)

1140 wurde Chiasso erstmal als Claso erwähnt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts (1874) wurde Chiasso, ursprünglich ein Vorort des italienischen Nachbarn Como, dank der Eisenbahn mit seinem Grenzbahnhof und Rangierbahnhof zu einem wichtigen Grenzort. Durch die Eisenbahn erlebte Chiasso einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Bevölkerung nahm rapide zu.[5]

Nachdem die Grenzbahnhöfe an Bedeutung verloren hatten, wanderten viele Einwohner in die Nachbargemeinden Richtung Norden, wo Arbeitsplätze im tertiären Sektor vorhanden sind. So verzeichnete Chiasso seit 1970 (damals 8'868 Einwohner) einen Bevölkerungsrückgang. Aus einem seit August 1994 bestehenden Forschungszentrum für sogenannte Grätzel-Zellen entwickelte sich ab 1999 ein kommerzieller Hersteller für monokristalline Solarzellen und Solarmodule. Die Nähe zum sonnenreichen Italien beschert dem Ort heute wieder eine solide Exportperspektive.

Im September 1976 löste sich nach langem Regenwetter oberhalb des Gaswerks ein Erdrutsch, welcher einen der drei Propangas-Behälter beschädigte (es gab zwar auf der gegenüberliegenden Seite eine Brandschutzwand, an einen Erdrutsch war bei den Sicherungsmassnahmen nicht gedacht worden). Nach einer gewissen Zeit löste ein durchfahrendes Motorrad durch kleine Motor-Funken eine Explosion der ausgeströmten Gaswolke aus. Die beiden anderen Behälter wurden danach durch die Feuerwehr gekühlt, circa 2000 Personen in der Umgebung evakuiert. Trotz Kühlung leckte auch der zweite Behälter auf Dauer, wobei ein zweiter Gaswolken-Brand entstand. Zwei Ammoniak-Behälter im Keller der nahegelegenen Frisco-Fabrik blieben unversehrt.[6]

Am 25. November 2007 scheiterte eine Fusionsvorlage in den Gemeinden Chiasso, Morbio Inferiore und Vacallo.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1591 1685 1769 1801 1850 1900 1910 1920 1950 1970 1980 1990 2000[7] 2010 2020
Einwohner 160 315 455 479 1265 3700 5722 5439 5744 9326 8583 8212 7933 8331 7581

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Das Stadtbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[8]

Kultur Bearbeiten

  • Im Jahr 1833 wurde der Musikverlag Euterpe ticinese gegründet, er veröffentlichte Musikpartituren bis 1864[10]
  • Circolo Cultura, Insieme[11]
  • Circolo delle Arti[12]
  • Galleria Fotografia Oltre[13]
  • Musica Cittadina Chiasso[14]
  • Jazz Matinée[15]
  • Amici del Cinema Teatro di Chiasso[16][17]
  • Associazione amici del m.a.x. museo[18]
Museen, Galerie, Stiftung
  • 2005 wurde das m.a.x Museum eröffnet. Es wurde von Aoi Huber-Kono, der Witwe des Grafikers Max Huber, in Auftrag gegeben und nach den Plänen der Architekten Pia Durisch+Aldo Nolli realisiert[19][20]
  • Das 1935 vom Architekten Americo Marazzi erbaute Cinema Teatro wurde total renoviert und 2001 wieder eröffnet (Filmvorführungen, Theater, Musik, Tanz).
  • Spazio Officina[21][22]
  • Galleria Mosaico[23]
  • Folini Arte Contemporanea[24]
  • Galleria ConsArc[25]
  • Galleria Fotografia Oltre[26]
  • Die Stiftung Pro Marignano[27]
Festivals

In Chiasso werden verschiedene Festivals veranstaltet. Seit 1989 Chiassodanza (Tanzfestival), seit 1991 Festate (Festival der Weltmusik) und seit 1997 Festival di cultura e musica jazz (Jazzfestival).

Wirtschaft Bearbeiten

1951 wurde in Chiasso die Edelmetallschmelze Argor SA gegründet. 1988 wurde deren Sitz nach Mendrisio verlegt.[28]

Verkehr Bearbeiten

 
Zoll von Chiasso nach Italien

Bildung Bearbeiten

  • Centro di Formazione Internazionale Il Gabbiano Jonathan[29]

Sport Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Bilder Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Mai 2005.
  • Giuseppe L. Beeler: In grigioverde agli ordini del Col Martinoni. In: Rivista Militare. Nummer 2. April 2010, S. 3–5.
  • Chiara Gerosa: Quando il col Martinoni salvò Chiasso dalla guerra. In: Giornale del Popolo. 24. April 2010, S. 6.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 464–469.
  • Simona Martinoli: „Italia e Svizzera“ di Margherita Osswald-Toppi: un monumento all’amicizia fra due Paesi. In: Archivio Storico Ticinese. Nummer 147, Casagrande, Bellinzona 2010.
  • Vigilio Massarotti: Una vita in grigioverde. Dal caduceo alle spighe. Edizioni Pedrazzini, Locarno 2009.
  • Celestino Trezzini: Chiasso. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2: Cavadini – Daegerlen. Attinger, Neuenburg 1924, S. 563 (Digitalisat).
  • Alessandro Zanoli: Chiasso, scene dalla guerra. In: Azione. settimanale della Cooperativa Migros Ticinese, 19. April 2010, S. 5.

Weblinks Bearbeiten

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Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. Mai 2005.
  6. Archivio Storico Ticinese, numero 146, 2010.
  7. Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. Mai 2005.
  8. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Memento des Originals vom 10. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bak.admin.ch, Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  9. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 464–469.
  10. Musikverlag Euterpe ticinese (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario/ (abgerufen am: 14. November 2017.)
  11. Circolo "Cultura, Insieme" auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  12. Circolo delle Arti auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  13. Galleria Fotografia Oltre auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  14. Musica Cittadina Chiasso auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  15. Jazz Matinée auf ticino.ch
  16. Amici del Cinema Teatro di Chiasso auf centroculturalechiasso.ch/cinema-teatro (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  17. Nicoletta Ossanna-Cavadini, Luca Saltini (Hrsg.): Cinema Teatro di Chiasso. La modernità di una tradizione culturale. Chiasso 2001.
  18. Associazione amici del m.a.x. museo auf centroculturalechiasso.ch/m-a-x-museo/amici (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  19. m.a.x.museo auf maxmuseo.ch (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  20. m.a.x.museo auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  21. Spazio Officina auf centroculturalechiasso.ch (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  22. Spazio Officina auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  23. Galleria Mosaico auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  24. Folini Arte Contemporanea auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  25. Galleria ConsArc auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  26. Galleria Fotografia Oltre auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  27. Stiftung Pro Marignano auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  28. Geschichte. Argor-Heraeus, abgerufen am 3. Juli 2017.
  29. Centro di Formazione Internazionale Il Gabbiano Jonathan auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  30. Football Club Chiasso auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
  31. Football Club Insubrica (Memento vom 22. März 2017 im Internet Archive) auf mobile.football.ch/ftc/it/ (abgerufen am 21. März 2017).