Cecil (Löwe)

Löwe im Hwange-Nationalpark

Cecil (* ca. 2002[1]; † 1. Juli 2015) war ein männlicher afrikanischer Löwe aus Simbabwe, der international bekannt wurde, nachdem ihn ein US-Amerikaner unter fragwürdigen Umständen bei einem Jagdausflug getötet hatte.

Cecil (im Hwange-Nationalpark, Simbabwe, 2010)

Leben Bearbeiten

Cecil lebte im Hwange-Nationalpark. Der Löwe soll in Simbabwe berühmt gewesen sein,[2] was jedoch auch in Zweifel gezogen wird.[3] Das Tier war an seiner teilweise schwarzen Mähne leicht zu erkennen und trug ein GPS-Halsband,[4][5][6] da die Löwen im Hwange-Nationalpark seit 1999 von Wissenschaftlern des Wildlife Conservation Research Unit der Universität Oxford beobachtet werden.[7]

Am 1. Juli 2015[8] wurde Cecil durch den Pfeil des Zahnarztes Walter Palmer getroffen. Nach Presseberichten starb das Tier nicht sofort, sondern musste wahrscheinlich mindestens 24 Stunden Schmerzen ertragen.[9][10][11] Der Jäger hatte Cecil zunächst aus dem Reservat gelockt, dann mit der Armbrust auf ihn geschossen und ihn etwa einen Tag später getötet, geköpft und gehäutet.[12] Illegal war das Herauslocken des Löwen aus dem Reservat, in dem er nicht hätte erlegt werden dürfen. Für diesen Umstand sollten sich zwei Simbabweer vor Gericht verantworten.[13]

Reaktionen in der Öffentlichkeit und Behörden Bearbeiten

Infolge anhaltender internationaler Berichterstattung erlangte das Ereignis in den letzten Julitagen 2015 auch im deutschsprachigen Raum mediale Aufmerksamkeit. Im Internet wurden – hauptsächlich in englischer Sprache – mehrere Petitionen organisiert, die weltweit von über 100.000 Menschen unterstützt wurden. Allein die Petition von Rettet den Regenwald gegen Trophäenjagd fand 96.000 Unterstützer.[14]

Schließlich musste Palmer angesichts der Proteste die Website seiner Zahnarztpraxis in Minnesota (USA) vom Netz nehmen.[15] Weiterhin verwüsteten Unbekannte zeitnah das Ferienhaus Palmers in Florida mit weithin sichtbarem Graffiti sowie das Grundstück mit Schlachtabfällen.[16] Ein Aufruf im Internet, der sich an Robert Mugabe, den damaligen Präsidenten von Simbabwe, richtete, wurde von mehr als 800.000 Menschen unterstützt.[17][18]

Einige Berichte gehen davon aus, dass die Jagd außerhalb des Schutzgebietes erlaubt gewesen sei. Palmer behauptet, er habe nicht gewusst, welche Bedeutung dem Tier zugekommen sei. Besondere Empörung riefen Berichte hervor, wonach der Zahnarzt 50.000 US-Dollar für das Jagdabenteuer bezahlt habe. Einzelne Medien forschten nach möglichen Vorstrafen und dem sonstigen Jagdgebaren von Palmer.[19]

Simbabwes Umweltministerin Oppah Muchinguri forderte Ende Juli 2015 die Auslieferung Palmers.[1] Anfang August 2015 haben die zuständigen Behörden in Simbabwe als Reaktion auf den Vorfall die Jagdbestimmungen verschärft und alle Jäger auf privatem Land dazu aufgefordert, das Land umgehend zu verlassen.[20] Ein umfassendes Verbot der Großwildjagd in Simbabwe war jedoch nur einige Tage in Kraft. Am 11. August wurde bekannt gegeben, dass sie mit Ausnahme des westlichen Gebiets nahe dem Hwange-Nationalpark unter Auflagen in dem Land wieder gestattet sei. Die Auflagen sehen vor, dass Jäger zukünftig auf eigene Kosten von Wächtern der Nationalparks bei der Jagd begleitet werden müssen.[21]

Konsequenzen für das Löwenrudel Bearbeiten

Wenn ein Rudelführer stirbt, tötet ein Nachfolger, der das Revier erobert, meist alle Jungtiere des ehemaligen Rudelführers.[22][23] Die Wissenschaftler aus der Oxford-Studie[24] und Johnny Rodrigues, der Leiter der örtlichen Tierschützer, gingen zunächst davon aus, dass Cecils sechs Jungen bald getötet werden würden.[11] Inzwischen hat sich jedoch ein Löwe des gleichen Rudels namens Jericho der Jungen, an die er bereits gewöhnt war, angenommen.[25]

Im Juli 2017 wurde Cecils sechsjähriger Sohn Xanda von einem Trophäenjäger erschossen.[26]

Die Folgen für Simbabwe Bearbeiten

Aufgrund der hohen medialen Aufmerksamkeit und der negativen Berichterstattung über die Tötung des Löwen Cecil durch Walter Palmer kamen in der Folgezeit deutlich weniger Jäger nach Simbabwe. Dies führte dazu, dass das Land hohe finanzielle Einbußen in Kauf nehmen musste und es zu einer Löwen-Überpopulation kam.[27][28]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Toter Löwe Cecil: Simbabwe fordert Auslieferung des Jägers. In: Spiegel Online. 31. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015.
  2. Harriet Alexander: Cecil the lion's killer revealed as American dentist. Telegraph, abgerufen am 29. Juli 2015 (englisch).
  3. Marc Felix Serrao: Polizeischutz für Großwildjäger Walter Palmer. In: sueddeutsche.de. 30. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015.
  4. The Christian Science Monitor: Cecil the lion's killer denies guilt: When does hunting become poaching? In: The Christian Science Monitor. Abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
  5. Cecil: Zimbabwe's majestic lion remembered. In: Yahoo News. 29. Juli 2015, abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
  6. Cecil the lion: from king of the pride to the hunter's bow – Telegraph. In: The Daily Telegraph. Abgerufen am 30. Juli 2015 (englisch).
  7. C. Mornadin, A.J. Loveridge, G. Segelbacher: Gene flow and immigration: genetic diversity and population structure of lions (Panthera leo) in Hwange National Park, Zimbabwe. In: Conservation Genetics. Juni 2014, S. 697–706, doi:10.1007/s10592-014-0571-6 (englisch).
  8. Harriet Alexander: Cecil the lion's killer revealed as American dentist. In: The Daily Telegraph. 28. Juli 2015, abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
  9. Man Accused in African Lion Death Thought Hunt Was Legal. In: The New York Times. 28. Juli 2015, abgerufen am 28. Juli 2015 (englisch).
  10. Cecil the lion: US hunter 'regrets' killing. BBC News, 29. Juli 2015, abgerufen am 29. Juli 2015 (englisch, Statement in first 10 secs of the video news report).
  11. a b Zimbabwe's 'iconic' lion Cecil killed by hunter. BBC News, abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
  12. Pressebericht vom 6. August
  13. Löwe Cecil: US-Behörde nimmt nach Tötung Ermittlungen auf. In: t-online.de. 31. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015.
  14. Deutscher schießt Riesen-Elefanten – Trophäenjagd muss aufhören
  15. Entsetzen über Tod eines Löwen: US-Jäger lockt, tötet und köpft Cecil. In: n-tv.de. 29. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015.
  16. Pressebericht vom 6. August 2015
  17. Simbabwe fordert Auslieferung von US-Jäger. In: tagesspiegel.de. 31. Juli 2015, abgerufen am 10. August 2015.
  18. Tod von Löwe Cecil: US-Behörde ermittelt gegen Zahnarzt. In: Spiegel Online. 31. Juli 2015, abgerufen am 10. August 2015.
  19. AP: US Man Accused in African Lion Death Thought Hunt Was Legal. In: nytimes.com. 28. Juli 2015, abgerufen am 2. August 2015 (englisch).
  20. Nach Tod von "Cecil": Jagd auf Jäger. In: faz.net. 4. August 2015, abgerufen am 24. August 2015.
  21. Nach Cecils Tötung: Simbabwe erlaubt wieder Großwildjagd. In: welt.de. 12. August 2015, abgerufen am 24. August 2015.
  22. C. Packer, A.E. Pusey: Adaptations of female lions to infanticide by incoming males. In: American Naturalist. Band 121, Nr. 5, Mai 1983, S. 716–28, doi:10.1086/284097 (englisch).
  23. Nicholas B. Elliot, Marion Valeix, David W. MacDonald, Andrew J. Loveridge: Social relationships affect dispersal timing revealing a delayed infanticide in African lions. In: Oikos. Band 123, Nr. 9, September 2014, S. 1049–1056, doi:10.1111/oik.01266 (englisch).
  24. Cecil and the conservation of lions. Oxford University, 2015, abgerufen am 29. Juli 2015 (englisch).
  25. Cecil's cubs guarded by second lion (Memento vom 15. Dezember 2015 im Internet Archive)
  26. Süddeutsche.de: Auch der Sohn von Löwe Cecil soll erschossen worden sein vom 20. Juli 2017, abgerufen am 20. Juli 2017
  27. Der „Cecil-Effekt“: Simbabwe leidet unter einer Überpopulation an Löwen. Outfox, 23. Februar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2016; abgerufen am 30. März 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.outfox-world.de
  28. 'Cecil effect’ leaves park’s lion at risk of cull The Telegraph vom 20. Februar 2016 (englisch)