Burgstall Rauhenkulm

Abgegangene Burg in der Oberpfalz

Der Burgstall Rauhenkulm ist eine abgegangene Höhenburg auf dem Rauhen Kulm bei Neustadt am Kulm im Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern. Die Anlage wird als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-3-6137-0050 im Bayernatlas als „Höhensiedlung der Frühbronzezeit, der Urnenfelderzeit und der Frühlatènezeit, frühgeschichtlicher Ringwall, mittelalterlicher Burgstall“ geführt.

Burgstall Rauhenkulm
Reste des Turmfundamentes

Reste des Turmfundamentes

Staat Deutschland
Ort Neustadt am Kulm
Entstehungszeit vor 1281
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall
Geographische Lage 49° 50′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 49° 49′ 42,5″ N, 11° 51′ 0″ O
Höhenlage 664 m ü. NHN
Burgstall Rauhenkulm (Bayern)
Burgstall Rauhenkulm (Bayern)
Festung Rauher Kulm auf der Göppermannsbühl-Karte von 1531
Belagerung der beiden Burgen bei Neustadt am Kulm 1554
Lageplan des Burgstalls Rauhenkulm auf dem Urkataster von Bayern

Geschichte Bearbeiten

Über die Entstehung der hochmittelalterlichen Burg gibt es keine gesicherten Quellen. Aus der Stiftungsurkunde des Benediktinerklosters Michelfeld aus dem Jahr 1119 geht zwar hervor, dass der Leutenberger Bucco de Culmen einen Ansitz auf einem der beiden Kulme hatte. Er wäre damit der erste wissenschaftlich belegte Burgherr. Es ist jedoch unklar, ob der Rauhe Kulm oder der Kleine Kulm gemeint ist. Denkbar aber unwahrscheinlich ist, dass es sich um ein Gebäude in der Ortschaft Kulmain gehandelt hat. Bei Grabungen wurden Scherben, Pfeilspitzen, Kreuze und Münzen aus dieser Zeit ans Tageslicht befördert.[1] Der Bau der Wallanlage Rauher Kulm war laut Losert Teil der Strategie Kaiser Ottos I. des Großen, der die heraufziehende Gefahr durch die Ungarn eindämmen wollte. Beim Bau der Burg um das Jahr 950 kamen Sandstein, Fachwerk und Ziegel zum Einsatz. Neben der militärischen Nutzung wurde die Burg auch von Frauen und Kindern bewohnt, was verschiedene Funde, unter anderem mehrere Spinnwirtel, ein Webschwertchen und ein großes Eisenmesser beweisen. Wollespinnen war eine typische Frauenarbeit.[2][3]

Burggraf Friedrich III. von Nürnberg erwarb 1281 die Burg einschließlich der dazugehörenden Orte von den Landgrafen von Leuchtenberg. Der ehemalige Turm war Teil des markgräflichen Signalsystems, geregelt z. B. in der Wartordnung von 1498. Im Zweiten Markgrafenkrieg unter Markgraf Albrecht Alcibiades wurde die Burg ebenso wie die Burg Schlechtenkulm auf dem Kleinen Kulm 1554 zerstört. Vor der Zerstörung wurden beide Burgen etwa ein Jahr lang von Truppen der Reichsstadt Nürnberg, Bambergs, Würzburgs und Bayerns unter Führung des churfürstlichen Landrichters Hans Umseher von Waldeck belagert und die Bewohner ausgehungert. Der Festungskommandant von Heydenab übergab die Festung am Rauhen Kulm am 28. Juni 1554. Anschließend wurde sie mit Schrauben gesprengt, die dreifachen Mauern wurden geschleift und zerstört.[4] Für die Verstärkung der Stadtmauern der Stadt Neustadt wurden später teilweise Steine der mittelalterlichen Wälle beider Burganlagen verwendet.

Von dem Burgstall Rauhenkulm sind heute nur noch Geländespuren sichtbar. Erkennbar sind Reste des Umfassungswalls und der Standort des Turms in unmittelbarer Nähe des heutigen Aussichtsturms. Der Kartograph Johann Christoph Stierlein fertigte eine erste sehr genaue topographische Karte des Berges mit der Ruine an.

Siehe auch Bearbeiten

Eine detaillierte historische Darstellung bietet der

Literatur Bearbeiten

  • Hans Vollet, Kathrin Heckel: Die Ruinenzeichnungen des Plassenburgkartographen Johann Christoph Stierlein. Die Zeichnungen aus den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek München. (Katalog zur Ausstellung des Landschaftsmuseums Obermain auf der Plassenburg ob Kulmbach vom 25. März bis 24. April 1987), Kulmbach 1987.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Burgstall Rauhenkulm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rauher Kulm: Spannende Jagd auf die Beweise. Nordbayerischer Kurier vom 5. August 2010.
  2. Archäologen erobern die Burg. Onetz vom 30. August 2010, abgerufen am 25. September 2010.
  3. Wenn Scherben für Freude sorgen. Onetz vom 23. August 2010, abgerufen am 20. September 2010.
  4. Johann Nicolaus Apel: Der rauhe Kulm und seine Umgebungen nebst einer Geschichte und Topographie von Neustadt an den Kulmen im Mainkreise. Bayreuth 1811.