Die Bonferroni-Ungleichungen sind Formeln, die zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit des Durchschnitts bzw. der Vereinigung von Ereignissen dienen.

Benennung nach Bonferroni Bearbeiten

Die Bonferroni-Ungleichungen sind nach Carlo Emilio Bonferroni benannt.[1]

Bonferroni war vermutlich nicht der Urheber dieser Ungleichungen, benutzte sie aber, um einen statistischen Schätzer zu definieren (Bonferroni-Methode). Die Benennung nach ihm ist daher vor allem in statistischen Kreisen beliebt. Aufgrund ihrer Einfachheit sind die Ungleichungen mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor ihm bekannt gewesen.[2]

Erste Ungleichung Bearbeiten

Im Folgenden seien   beliebige Ereignisse in einem Wahrscheinlichkeitsraum  . Es bezeichne   die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses   und   die Vereinigungsmenge der Ereignisse  . Bekannterweise gilt:

 

Allgemeiner gilt:

 .

Es gilt auch allgemeiner:

 

Diese Ungleichungen werden auch nach George Boole als Boolesche Ungleichungen bezeichnet.

Beweis Bearbeiten

Setzt man

 

dann sind die   paarweise disjunkt und es gilt

 

Damit folgt

 

Dabei gilt die zweite Gleichheit wegen der σ-Additivität und die Ungleichung wegen   und der Monotonie des Wahrscheinlichkeitsmaßes.[3]

Zweite Ungleichung Bearbeiten

Im Folgenden seien wieder   beliebige Ereignisse in einem Wahrscheinlichkeitsraum  . Ferner bezeichne   das Komplement von  . Dann folgt:

 

Dritte Ungleichung Bearbeiten

Mit den beiden obigen Ungleichungen eng verbunden ist die folgende, welche von einigen Autoren auch bonferronische Ungleichung (englisch Bonferroni's Inequality) genannt wird. Sie besagt (unter den genannten Voraussetzungen):[4]

 

Beispiele Bearbeiten

  • Es ist   die Menge der Ergebnisse eines einzelnen Würfelwurfs. Bezeichne   das Ereignis, eine gerade Zahl zu würfeln und   das Ereignis, dass die geworfene Zahl mindestens gleich 5 ist. Offensichtlich gilt   und  . Nach der ersten Bonferroni-Ungleichung gilt für das Ereignis, eine gerade Zahl oder wenigstens eine 5 zu würfeln, also  ,
 
  • Sei das Szenario wie im vorausgehenden Beispiel. Nach der zweiten Bonferroni-Ungleichung gilt für das Ereignis, eine gerade Zahl und mindestens eine 5 zu würfeln, also  :
 
Das Ergebnis liefert keine brauchbare Aussage, da ohnehin jede Wahrscheinlichkeit größer oder gleich Null ist.
Jedoch folgt für das Ereignis, eine gerade Zahl und weniger als eine 5 zu würfeln, also  ,
 

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jürgen Bortz: Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. 6. Auflage. Springer, 2005, S. 129.
  2. J. Galambos: Bonferroni inequalities. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopedia of Mathematics. Springer-Verlag und EMS Press, Berlin 2002, ISBN 1-55608-010-7 (englisch, encyclopediaofmath.org).Vorlage:EoM/id
  3. Hans-Otto Georgii: Stochastik: Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik. 4. Auflage. de Gruyter Lehrbuch, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021526-7. S. 15.
  4. Rosen et al: Handbook ... S. 433.