Blue Ruin

Film von Jeremy Saulnier (2013)

Blue Ruin ist ein Thriller von Jeremy Saulnier, der am 17. Mai 2013 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte.

Film
Titel Blue Ruin
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2013
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jeremy Saulnier
Drehbuch Jeremy Saulnier
Produktion Macon Blair,
Tyler Byrne,
Richard Peete,
Vincent Savino,
Alex Orr,
Anish Savjani
Musik Brooke Blair,
Will Blair
Kamera Jeremy Saulnier
Schnitt Julia Bloch
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Der Obdachlose Dwight Evans lebt als Einzelgänger am Rande der Gesellschaft in seinem rostigen Auto am Strand von Delaware vor sich hin. Fast jeden Tag durchwühlt der Mittdreißiger mit dem zotteligen Bart auf der Suche nach Essensresten die Mülltonnen der Stadt, und gelegentlich bricht er in leere Häuser ein, um dort in aller Ruhe zu duschen oder ein warmes Bad zu nehmen. Früher hatte Dwight selbst alles, was man sich wünschen kann – bis seine Eltern auf bestialische Weise ermordet wurden. Eine Polizistin, die Dwight zu kennen scheint, überbringt ihm eines Tages die Nachricht, dass der Mann, der seine Eltern vor vielen Jahren getötet hatte, auf freien Fuß gesetzt werden soll.

Dwight beschließt, den Mörder seiner Eltern zu richten und fährt in seinem blauen Pontiac zum Gefängnis, wo er die Entlassung des Mörders beobachtet. Zuvor hatte er bei einem Autoaufbruch einen Revolver erbeutet. Dwight kann ihn allerdings nicht verwenden, da er mit einem Schloss gesichert ist. Nachdem er den Mörder aufgespürt hat, ersticht er ihn. Dwight ahnt jedoch nicht, dass er und seine Schwester in diesem Moment ins Visier der Familie des Ermordeten geraten und er durch die geübte Selbstjustiz eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt ausgelöst hat, die er kaum noch aufhalten kann.

Produktion Bearbeiten

 
Saulnier beim Festival des amerikanischen Films 2013

Stab und Besetzung Bearbeiten

Die Regie übernahm Jeremy Saulnier, der auch das Drehbuch zum Film schrieb und die Kamera führte. Die Hauptrolle von Dwight Evans hatte im Film Saulniers langjähriger Freund Macon Blair übernommen. In ihrer Kindheit hatten die beiden bereits gemeinsam Filme mit Saulniers Videokamera gedreht, darunter 1988 einen Film mit dem Titel Megacop, in dem sie mit Spielzeugpistolen hantierten und unter ihrer Kleidung Farbbeutel zum Explodieren brachten, um so das Blut zu imitieren.[2][3]

Produktionskosten Bearbeiten

Die Produktionskosten des Films betrugen 420.000 US-Dollar, wovon 38.000 US-Dollar schwarmfinanziert wurden.[4]

Dreharbeiten Bearbeiten

Die Dreharbeiten fanden in einem Vergnügungspark in Rehoboth Beach, Delaware und in Virginia statt. Unter den Drehorten befanden sich auch die Häuser von Blairs Cousin und von Saulniers Mutter.[5] Auch die blaue Ruine, der verrostete blaue Pontiac, in dem Dwight Evans im Film durch die Gegend fährt und auch darin schläft, gehörte Saulniers Mutter.[6]

Es wurde eine semiprofessionelle Kinokamera Canon EOS C300 Mark 1 mit EF-Bajonett und hochwertigen Photoobjektiven der Canon L-Serie verwendet.

Veröffentlichung Bearbeiten

Blue Ruin feierte am 17. Mai 2013 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes seine Premiere und wurde am 27. August 2014 im Rahmen des Fantasy Filmfests erstmals in Deutschland gezeigt.

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Der Film konnte 96 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen.[7] Metacritic ermittelte einen Metascore von 77 von 100.[8]

Sascha Westphal von DerWesten.de meint: „Der beeindruckende Thriller 'Blue Ruin' von Jeremy Saulnier überzeugt durch ruhige Bilder und die Geschichte eines Obdachlosen, die nah an biblische Dimensionen heranreicht.“[9]

Till Brockmann von der Neuen Zürcher Zeitung hebt die Leistung des Hauptdarstellers hervor: „Gewiss läuft 'Blue Ruin' vereinzelt Gefahr, aufgrund der vielen Auslassungen und der knauserigen Mitteilsamkeit etwas abzuflachen. Andrerseits erhält allein die Performance des relativ unbekannten Macon Blair die Spannung aufrecht, indem es ihm gelingt, die beschriebene Unzugänglichkeit der Figur mit einem starken szenischen Auftreten zu kompensieren.“ Brockmann erkennt im Film auch aktuelle Bezüge: „’Blue Ruin’ greift mit dem Prinzip der bewaffneten Rache oder der gewalttätigen Selbstjustiz, das in der amerikanischen Gesellschaft eine besonders große Verbreitung hat und seinen filmischen Urtypus im Western findet, sicherlich auch ein politisch brisantes und stets aktuelles Thema auf.“[10]

Das Lexikon des internationalen Films lobte: „Der spannende, atmosphärisch dichte Thriller setzt sich klug mit dem Thema Rache und ihren Folgen auseinander und scheut dabei nicht davor zurück, Vergeltung bis in ihre letzte Konsequenz durchzuspielen. Ein in seinen Gewaltszenen schockierender Film voller Täter, aber ohne Helden.“[11]

Auszeichnungen Bearbeiten

Der Film wurde in Cannes mit dem Director’s Fortnight Prize (FIPRESCI) ausgezeichnet und 2015 im Rahmen des Independent Spirit Awards für den John Cassavetes Award nominiert.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für Blue Ruin. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Oktober 2014 (PDF; Prüf­nummer: 147 615 K).
  2. Jeremy Saulnier im Gespräch mit Tara Brady: Blood brother: Jeremy Saulnier hits a rich vein In: The Irish Times, 2. Mai 2014.
  3. Logan Hill: Spilling Blood as if They Were Kids The New York Times, 18. April 2014.
  4. Crowdfunding - Schwarmfinanzierung im Filmjahr 2014 In: moviepilot.de, 10. Dezember 2014.
  5. Eric Kohn: How Jeremy Saulnier Went From Corporate Videos to Premiering 'Blue Ruin' at Cannes In: indiewire.com, 18. Mai 2013.
  6. Blue Ruin (2014); directed by Jeremy Saulnier In: sheilaomalley.com, 10. August 2014.
  7. Blue Ruin. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 8. April 2016 (englisch).
  8. Blue Ruin. In: Metacritic. Abgerufen am 8. April 2016 (englisch).
  9. Sascha Westphal: Der glänzende Rachethriller 'Blue Ruin' (Memento des Originals vom 16. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de In: DerWesten.de, 10. Dezember 2014.
  10. Till Brockmann: 'Blue Ruin'. Marodierende Selbstjustiz In: Neue Zürcher Zeitung, 17. Juli 2014.
  11. Blue Ruin. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 29. September 2021.