Biokiste,[1] Ökokiste, Gemüsekiste, auch grüne Kiste[2] oder Gemüsekorb-Abo ist ein System des Direktvertriebs von regionalen und saisonalen Lebensmitteln aus der ökologischen Landwirtschaft, insbesondere Gemüse und Obst, aber auch Fleisch, Milchprodukte, Back- und Teigwaren, bei dem die Waren zu einem bestimmten Termin vor die Haustür geliefert werden.[3] Biokisten-Systeme, mit denen Verbraucher sich im Voraus zur Abnahme eines bestimmten Anteils der Jahresernte verpflichten, gelten als populärste Ausprägung der solidarischen Landwirtschaft und sollen die lokalen Beziehungen zwischen Verbrauchern und Erzeugern stärken.[4]

Verbreitung und Geschichte Bearbeiten

 
Markenrechtlich geschütztes Logo des Ökokiste e.V.

In der Schweiz begann die Anbau- und Verwertungsgenossenschaft AVG 1952 mit dem Paketversand von Biogemüse, bis das Angebot 2002 eingestellt wurde.[5]

In Deutschland werden Biokisten seit Anfang der 1990er Jahre durch verschiedene regionale Anbieter angeboten. Mittlerweile gibt es rund 190 Anbieter in Deutschland,[6] die Privathaushalte, Kindergärten, Schulen, Unternehmen und Restaurants mit ökologisch angebauten Lebensmitteln beliefern.[7] Ein Großteil der Produkte stammt außerdem aus der Region des jeweiligen Betriebes. Ein Verband zur Vermarktung von Biokisten unter dem Namen Ökokiste wurde 1996 in Bayern gegründet. Von dort breitete sich der Verband erst in Süddeutschland und schließlich in ganz Deutschland aus.[8] Die Bezeichnung „Ökokiste“ ist markenrechtlich geschützt. Inhaber der Wortmarke Ökokiste ist der Verband Ökokiste e.V.[9] Er besteht aus einem Zusammenschluss von über 40 Landwirten und Direktvermarktern. 2014 wurden pro Woche etwa 50.000 Haushalte beliefert. Der Gesamtumsatz aller Mitgliedsbetriebe betrug 2014 über 50 Millionen Euro. Die Anbieter verpflichten sich nach vom Verein festgelegten Richtlinien zu arbeiten.[10] Die Landkorb GmbH & Co. KG aus Rohrlack vermarktet seit 1997 Landkörbe.[11] 2020 zählte das Unternehmen etwa 2100 Kunden. Der Umsatz liegt bei rund fünf Millionen Euro.[12] Eine Spezialform der Biokiste ist die sogenannte Kochbox, die alle Zutaten für ein bestimmtes Gericht zusammen mit dem entsprechenden Rezept enthält.[13]

Auch in Großbritannien wächst der Markt für Organic Box- oder Vege-Box Schemes, von denen es etwa 600 gibt.[14] Kritisch wird angemerkt, dass der Versandhandel mit ökologischen Lebensmitteln inzwischen zum Teil vom Großhandel übernommen wurde und sich nicht mehr auf lokale und saisonale Ware beschränkt.[15][16] Die Covid-19-Pandemie hat die Nachfrage weiter gesteigert, aber auch den Trend zu mehr Flexibilität der Angebote verstärkt.[17]

Organisation Bearbeiten

Biokisten werden meist in verschiedenen Typen angeboten, z. B. mit besonders vielen regionalen oder vegetarischen Produkten. Kunden der Biokiste können die regelmäßige Abnahme einer bestimmten Menge von Lebensmitteln in einem Abonnement garantieren oder sich jeweils die Kiste individuell zusammenstellen lassen. Organisiert wird die Biokiste entweder von einzelnen Biohöfen zur Direktvermarktung oder auch über die Verbände. Die Bestellung erfolgt telefonisch, per Fax und oft auch über das Internet.[1] Die Biokiste gilt als besonders geeignet für Kunden, die gerne saisonale Ware einkaufen.[18]

Literatur Bearbeiten

  • Susanne Kummer, Rebecka Milestad: The Diversity of Organic Box Schemes in Europe – An Exploratory Study in Four Countries. In: Sustainability. Band 12, Nr. 7, April 2020, S. 2734, doi:10.3390/su12072734.
  • Helena Ott: Zeit für die Kiste. 19. November 2020 (sueddeutsche.de).

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Karl von Koerber, Hubert Hohler: Nachhaltig genießen: Rezeptbuch für unsere Zukunft. Georg Thieme Verlag, 2012, ISBN 978-3-8304-6054-1, S. 131.
  2. Dagmar von Cramm: So schmeckt es Kindern. Das große GU Kochbuch. Gräfe und Unzer, 2009, ISBN 978-3-8338-1474-7, S. 57.
  3. Maryna Zimdars: Das Ökokisten-Kochbuch: Das Original. Heyne Taschenbuch, 2012, ISBN 978-3-453-85581-6, S, S. 8.
  4. Helena Norberg-Hodge, Todd Merrifield, Steven Gorelick: Bringing the Food Economy Home: Local Alternatives to Global Agribusiness. Zed Books, 2002, ISBN 1-84277-233-3, S. 23.
  5. https://www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/medienspiegel/Medienspiegel-2011/april-2011/AK_AVAGnachKerzers_2011_04-01.pdf
  6. Verzeichnis von Biokisten Anbietern in Deutschland, Stand Januar 2020 (online auf: biokisten.org)
  7. Helena Ott: Zeit für die Kiste. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 269. Süddeutsche Zeitung GmbH, München 20. November 2020, S. 18.
  8. Pressemitteilung zum 15-jährigen Bestehen. (PDF) In: oekokiste.de. Oktober 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. Mai 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.oekokiste.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. tmdb.de
  10. oekokiste.de: Zertifizierung der Ökokistenbetriebe (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive)
  11. https://www.landkorb.de/
  12. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 27. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rbb24.de
  13. So läuft das Geschäft mit Gemüsekisten in Niedersachsen. Abgerufen am 12. März 2021.
  14. Andrew Jackson Waskey: Vege-Box Schemes. In: Juliana Mansvelt (Hrsg.): Green Consumerism: An A-to-Z Guide. SAGE, 2011, ISBN 978-1-4129-9685-3, S. 447 f.
  15. Moya Kneafsey, Rosie Cox, Lewis Holloway, Elizabeth Dowler, Laura Venn, Helena Tuomainen: Reconnecting Consumers, Producers and Food: Exploring Alternatives. Berg, 2008, ISBN 978-1-84788-618-7, S. 2 f.
  16. Organic box schemes are growing – but are they still the ethical option? In: The Guardian. 5. April 2013.
  17. Bio-Kisten sind aktuell wie nie. Abgerufen am 12. März 2021.
  18. Martina Kittler, Christa Schmedes: Jahreszeiten-Küche für die Familie: 250 Rezeptideen, die leicht gelingen und allen schmecken. Gräfe und Unzer, 2009, ISBN 978-3-8338-1732-8, S. 16.