Die Berijew Be-30 (russisch Бериев Бе-30) ist ein Flugzeug des sowjetischen Herstellers Berijew. Es handelt sich um einen freitragenden Schulterdecker. Der Erstflug mit zwei 740-PS-ASch-21-Sternmotoren fand am 3. März 1967[1] statt. Der Erstflug mit Turbinen wurde am 13. Juli 1968 absolviert.

Berijew Be-30

Berijew Be-32 der Aeroflot
Typ Kurzstreckenflugzeug
Entwurfsland

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller Berijew
Erstflug 3. März 1967[1]

Entwicklung Bearbeiten

Grund der Entwicklung eines Landflugzeuges durch das eigentlich auf Flugboote spezialisierte OKB Berijew war die Entscheidung von Nikita Chruschtschow in den 1960er Jahren, die Entwicklung von Flugbooten einzustellen. Das Entwicklungsziel war die Schaffung eines Flugzeugtyps, der die Muster Antonow An-2, Lissunow Li-2 und Iljuschin Il-14 ersetzen sollte. Die Arbeiten begannen 1965 unter G. M. Belkow und nach dem Erstflug am 3. März 1967[1] wurde der Prototyp am 8. Juli gleichen Jahres in Domodedowo öffentlich vorgestellt.[2] Die Maschine wurde auch an der Pariser Luftfahrtschau Salon International de l’Aeronautique et de l’Espace 1969 im Westen vorgestellt.[3]

Die ganz aus Metall gefertigte Maschine wurde von zwei Turboproptriebwerken angetrieben, die an der Tragflächenvorderkante angebracht waren. Die Tragfläche war mit leicht negativer V-Form an den äußeren Tragflächenstücken versehen. Der Holm war gefräst. Daneben kamen auch chemische Verfahren zum Einsatz. Die abnehmbare Flügelnase bestand aus einer geklebten Konstruktion. Der Flügel war etwa zur Hälfte in Sandwich-Wabenkern-Bauweise gefertigt. Zur Verbesserung der Langsamflugeigenschaften wurden Doppelspaltlandeklappen verwendet. Die Maschine verfügt über STOL-Eigenschaften. Das Bugradfahrwerk war einziehbar. Tragflügel, Leitwerk und die Lufteinlässe wurden durch Triebwerkszapfluft beheizt, um Eisansatz zu verhindern. Die Windschutzscheibe und die dreiblättrigen Propeller von 3 m Durchmesser besaßen ein elektrisches Heizsystem. Es gab Versuche, beide Triebwerke durch eine Welle miteinander zu koppeln, um so bei einem Triebwerksausfall während der kritischen Start- und Landephase eine bessere Handhabung der Maschine zu erreichen. Das System wurde erprobt, aber nicht in der Serie eingesetzt. Die Stromversorgung wurde von zwei Drehstromgeneratoren von insgesamt 32 kW Leistung in einem 200-V-Bordnetz bereitgestellt. Die Kabine, die über eigene Passagiertreppen verfügte, war klimatisiert. In einer hochdichten Bestuhlung und unter Wegfall des Gepäckraumes konnten bis zu 20 Passagiere befördert werden.

Die Avionik war ausreichend, um unter allen Wetterbedingungen fliegen zu können. Autopilot und ILS waren serienmäßig. Die Be-30 verfügte darüber hinaus über ein System, das Seitenwindeinflüsse während Start- und Landung automatisch kompensiert.

Die Be-30 stand im direkten Wettbewerb mit der Antonow An-28. In einem Vergleichsfliegen für die Aeroflot schnitten beide Typen gut ab, es kam aber zu keinen wesentlichen Bestellungen. Die Aeroflot entschied sich für die Let L-410. So wurden nur drei Serienmaschinen hergestellt. Zwischen 1967 und 1976 wurden zahlreiche Versuche mit ihnen durchgeführt. Die Maschine wurde in Details umkonstruiert und erhielt die Bezeichnung Berijew Be-32.

Technische Daten Bearbeiten

Kenngröße Daten[4]
Besatzung 1–2
Passagiere 14–15
Länge 15,70 m
Spannweite 17,00 m
Höhe 5,52 m
Flügelfläche 32,0 m²
Flügelstreckung 9,0
Kabinengröße (B × H × T) 1,50 × 1,82 × 5,66 m
Radstand 4,75 m
Spurweite 5,20 m
Nutzlast 1300 kg
Startmasse maximal 5860 kg
Antrieb 2 × Gluschenko TWD-10
Startleistung je 699 kW (950 PS)
Höchstgeschwindigkeit 480 km/h in 2000 m Höhe
Reisegeschwindigkeit 460 km/h
Abhebegeschwindigkeit 135 km/h
Landegeschwindigkeit 130 km/h
Reichweite mit maximaler Zuladung 400 km
Reichweite mit maximalem Treibstoff 1300 km
Start-/Landerollstrecke 170 m / 130 m
Startstrecke über 15 m 250 m

Literatur Bearbeiten

  • Georgi Berijew: Be-30 – der fliegende Kleinbus. In: Aerosport, Nr. 12/1967. Deutscher Militärverlag, Berlin, S. 487–489.

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c lt. Aerosport Nr. 8/1967 fand der Erstflug am 9. März 1967 statt (S. 298)
  2. Karl-Heinz Eyermann, Wolfgang Sellenthin: Die Luftparaden der UdSSR. Zentralvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, 1967. S. 40
  3. NZZ: Der XXVIII e Salon International de l’Aeronautique et de l’Espace in Paris, 9. Juli 1969, Mittagsausgabe, S. 9.
  4. Heinz A. F. Schmidt: Flieger-Jahrbuch 1969. Transpress, Berlin 1968, S. 89.