Margaretha Peter

Margaretha Peter (auch bekannt als Heilige Gret; * 25. Dezember 1794 in Wildensbuch bei Trüllikon; † 15. März 1823 ebenda) war eine Schweizer Charismatikerin, pietistische Schwärmerin und Sektenführerin. Als sie 1823 in religiösem Wahn zunächst ihre Schwester umbrachte und dann sich selbst erst kreuzigen und dann ebenfalls töten ließ, erregte der Fall über die Schweiz hinaus großes Aufsehen.

Peter war die Tochter des wohlhabenden Bauern Johannes Peter und dessen Frau Magdalena (geb. Müller).

Erleuchtete / Erweckte s. Erweckungsbewegung Vikar Ganz von Embrach

Familie: Barbara Peter (* 1780), verh. m. Schmied Heinrich Baumann Magdalena Peter (* 1787), verh. m. Johannes Moser Caspar Peter (* 1788) Susanne Peter (* 1804) Elisabeth Peter (* 1805)

12. - 15. März (Ostersonntag 1823: 30. März) Bruder Kaspar Peter schwer verletzt Margaretha und Elisabeth wurden polizeilich gesucht verschinden Mitte 1821 kehren am 11. Januar 1823 zurück leben zurückgezogen im Haus Margaretha wirkt krank, ist verschlossen und spricht in düsteren Prophezeihungen von Satan und Antichrist; sie sehe die unerlösten Seelen zu Tausenden in der Hölle in den Klauen des Satans, dadurch werde Christus geistig gekreuzigt; sie sei das Mittel zur Erlösung dieser Seelen

die Nachbarn wissen nicht, was im Haus vorgeht Freundin Ursula Kündig lebt im Haus; M. fragt sie, ob sie bereit sei, mit ihr zu sterben

Familie gehörte zur reformierte Landeskirche, schloss sich vorübergehend den Herrnhutern an, dann den Erweckten, dann eigene Betstunden unter Leitung von Margaretha

Mo, 10. März: Schuster Johannes Moser, Schwager von M., kommt und bleibt auf Bitte von M 11. März: Schuster Jakob Morf aus Illnau kommt 12. März: heftige Erregung bei M., kündigt großen Kampf an auf Holzstöcke schlagen Geisterkampf Geister fahren in Elisabeth und die Magd Margarethe Jäggli 13. März: Fortsetzung des Kampfes mit Satan mit Äxten und Schlegeln wird auf Boden und Wände gedroschen, bis eine Wand nach außen und der Boden einbricht auf Ms Befehl beginnen sich alle zu schlagen um Mitternach erzwingt der Oberamtmann Schweizer aus Andelfingen den Zutritt

Teilnehmer: der Vater Peter, sein Sohn Kaspar, seine Töchter Susanna, Elisabeth und Margaretha; Johannes Moser, der Schwiegersohn Peters; sein sechs Jahre altes Knäblein; Konrad Moser, des Johannes Bruder; der Schuster Jakob Morf aus Jllnau; Ursula Kündig, die Freundin Margarethas; der Knecht Heinrich Ernst und die Magd Margaretha Jäggli.

14. März: nach Verhör durch den Amtmann werden die Beteiligten entlassen

abends kommt Barbara Baumann, eine in Trüllikon verheiratete Tochter Peters

Literatur Bearbeiten

Zeitgenössische Berichte:

  • Fortsetzung und Beschluß der getreuen und ausführlichen Erzählung der in Wildensbuch vorgegangenen Greuelscenen nebst den von dem Malefizgericht des Standes Zürich über alle Theilhaber an denselben ausgefällten Strafurtheilen. Bürkli, Zürich 1823, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DoNJYAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  • Johann Wilhelm Veith: Bemerkungen hervorgerufen durch die Auftritte in Wildenspuch und andere religiöse Verirrungen. Steiner, Winterthur 1823, Digitalisat ÖNB.
  • Johann Ludwig Meyer: Schwärmerische Gräuelscenen oder Kreuzigungsgeschichte einer religiösen Schwärmerin in Wildenspuch, Canton Zürich … Nach Criminalakten. 2. verm. Ausg. Füßli, Zürich 1824, Digitalisat ÖNB.
  • Johannes Scherr: Die Gekreuzigte oder das Passionsspiel von Wildisbuch. Scheitlin, St. Gallen 1860. 2. Aufl. 1874.

Sekundärliteratur:

  • Paul Ilg: Die Passion der Margarete Peter. Nach Akten dargestellt. Roman. Diana, Zürich 1949.
  • Ernst Hermann Müller: Die Greuel von Wildensbuch. Ein Beitrag zur Geschichte psychischer Epidemien. In: Schweizerische Monatshefte für Politik und Kultur. Bd. 5 (1925/1926), Heft 4, Zürich 1925, S. 215–227, PDF.
  • Jolanda Cécile Schärli: Auffällige Religiosität. Gebetsheilungen, Besessenheitsfälle und schwärmerische Sekten in katholischen und reformierten Gegenden der Schweiz. Disserta, Hamburg 2012, ISBN 978-3-9542501-6-5, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DE8ZI8kMTDC0C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA197~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, S. 197ff.
  • Jolanda Cécile Schärli: Margaretha Peter (1794-1823) von Wildensbuch. Oberhaupt einer Sekte im Zürcher Weinland. In: J. Jürgen Seidel (Hg.): Gegen den Strom. Der radikale Pietismus im schweizerischen und internationalen Beziehungsfeld. Dreamis, Zürich 2012, ISBN 978-3-905473-18-6, S. 179-194.
  • Jan Schneebeli: Margaretha Peter und die „Greuel von Wildensbuch“ — das „Dramatic Denouement“ einer charismatischen Gemeinschaft? Bachelorarbeit, Zürich 2011.
  • Siegfried Streicher: Die Tragödie einer Gottsucherin. Margaretha von Wildensbuch. Benziger, Einsiedeln 1945.
  • Georg von Wyß: Peter, Margaretha. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 480 f.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten