Unter Amazonen der Neuen Welt sind legendäre Völker von weiblichen Kriegerinnen in der Neuen Welt zu verstehen, bzw. Berichte europäischer Entdecker über Begegnungen mit solchen Völkern.

Da man die Amazonen zu Beginn der Neuzeit in entlegenen Regionen Asiens lokalisierte, erwartete man natürlich, als man die Neue Welt als einen vermeintlichen Teil Asiens entdeckte, dort auf Amazonen zu stoßen. So gibt es Berichte über Amazonen bereits von Christoph Kolumbus, der sich beeindruckt von den Arawak-Frauen auf Santa Cruz zeigte, die in der Armee mitkämpften.

Die Benennung des Amazonas geht vermutlich auf Berichte über Begegnungen mit Amazonen und ein Amazonenreich in der Region zurück, die von der Expedition des Francisco de Orellana stammen, der als erster den Amazonas von den Anden bis zur Mündung befuhr. Der deutsche Arzt Eduard Poeppig widerlegte schließlich diesen Mythos.

Karibik Bearbeiten

Amazonasregion Bearbeiten

Die Amazonen des Amazonas erscheinen erstmals in einem Bericht des Dominikaners Gaspar de Carvajal über die Expedition des Francisco de Orellana, der in den Jahren 1541 bis 1542 als erster Europäer den Amazonas von den Anden bis zur Mündung befuhr:

Als wir dem Ufer immer näher kamen, begannen die Indios mit Pfeilen nach uns zu schießen, und da es zahlreiche Krieger waren, schien es, als regne es Pfeile. Aber unsere Arkebusiere und Armbruster waren auch nicht träge. Obwohl sie viele töteten, schienen es die Indios gar nicht zu merken, denn trotz des Schadens, der ihnen zugefügt wurde, machten sie unermüdlich weiter. Ich will, daß man erfährt, warum diese Indios sich auf solche Weise verteidigten. Es muß erklärt werden, daß sie tributpflichtige Untertanen der Amazonen sind. Als sie von unserem Kommen erfahren hatten, wandten sich die Indios mit der Bitte um Hilfe an diese, und es kamen so etwa zehn bis zwölf von ihnen, denn wir selbst sahen diese Frauen, die als weibliche Hauptleute in vorderster Front von allen Indios kämpften. Die Frauen sind sehr hellhäutig und groß und tragen langes Haar, das sie geflochten und um den Kopf gewickelt haben. Sie sind sehr kräftig und gehen ganz nackt.[1]

Lokalisiert wurde das Reich der Amzonen zwischen Rio Negro und Rio Jamundá. So faszinierend die Vorstellung von real existierenden Amazonen für die Europäer gewesen sein mag, wurden doch früh Zweifel am Bericht des Dominikaners laut. Nun war Carvajal keineswegs der Erste oder der Einzige, der aus der neuen Welt von Amazonen berichtet hätte, vielmehr taucht eine Amazoneninsel schon in den Berichten des Kolumbus auf, insofern wäre es vielleicht erstaunlich gewesen, hätte Carvajal nichts von Amazonen verlauten lassen. Immerhin ist sein Bericht sehr detailreich, vor allem, als er die Erzählungen eines gefangenen Indianers wiedergibt: Die Amazonen seien ein mächtiger Stamm, der in durch Straßen verbundenen Dörfern lebe. Sie hätten Steinhäuser und Tempel, in denen sie die Sonne verehrten und hätten Götterbilder aus Gold. Die Amazonenkönigin hieße Conori. Sie würden Männer aus den Nachbarstämmen gefangen nehmen und mit ihnen schlafen, um Kinder zu bekommen. Weibliche Kinder würden sie behalten und männliche zu den Vätern senden.[2]

Das klingt sehr nach den antiken Berichten über die Amazonen bei Herodot und Strabo, Charles Marie de La Condamine, ein französischer Naturforscher, der in den 1740er Jahren das Amazonasgebiet erkundete, gab jedoch ebenfalls Berichte wieder über ein in entlegenen Regionen bestehendes Reich der Frauen. In diesem Zusammenhang werden erstmals grünen Steine bzw. aus grünem Stein gefertigte Amulette erwähnt, bei denen es sich um die legendären Muiraquitãs handelt. Diese Glückssteine wurden von den Frauen gefertigt in Form von Wassertieren und gelegentlich den Männern geschenkt, mit denen sie sich einmal im Jahr zu Zwecken der Fortpflanzung treffen.

Es ist dann auch in Zusammenhang mit den Muiraquitãs in der Mythologie der Tupí, dass von Icamiabas (von Tupí i + kama + îaba, etwa „Brustamputierte“) die Rede ist. Bemerkenswert ist das die Tupí-Bezeichnung völlig der populären antiken Etymologie von Amazone (a + mazos „ohne Brust“) entspricht. Carvajal spricht von den Coniupuyara, was ihm zufolge „große Herrinnen“ bedeutet,[3] und La Condamine sagt, dass die Amazonen bei den Eingeborenen Comapuíras genannt würden.

Quellen Bearbeiten

  • Gaspar de Carvajal: Relacion del nutevo descubrimiento del faamoso rio grande de las Amazonas. Hrsg. von Jorge Hernandez Millares. Mexico-Buenos Aires 1955.
    Englische Übersetzung: The Discovery of the Amazon. Dover, New York 1988
  • Charles Marie de La Condamine: Journal du voyage fait par ordre du roi à l'équateur Paris 1751, Supplement 1752.
    Spanische Übersetzung der gekürzten Fassung: Relación abreviada de un viaje hecho por el interior de la América Meridional. Übers. und hrsg. von Federico Ruiz Morcuende. Calpe, Madrid 1921

Literatur Bearbeiten

  • Astrid Steverlynck: To What Extent Were Amazon Women Facts, Real or Imagined, of Native Americans? In: Ethnohistory Bd. 52, Nr. 4 (Herbst 2005), S. 689-726
  • Astrid Steverlynck: Amerindian Amazons: Women, Exchange, and the Origins of Society Amerindian Amazons: Women, Exchange, and the Origins of Society. In: The Journal of the Royal Anthropological Institute, Bd. 14, Nr. 3 (September 2008), S. 572-589

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolfgang zu Mondfeld: Blut, Gold und Ehre. Die Conquistadoren erobern Amerika. 1981
  2. Carvajal Discovery of the Amazon 1988, S. 219
  3. Carvajal Discovery of the Amazon 1988, S. 183

Kategorie:Brasilianische Mythologie Kategorie:Ethnie in Brasilien Kategorie:Matriarchatsforschung