Haderlein-Haus
Das Haderlein-Haus vor der Generalsanierung im Januar 2015

Das Haderlein-Haus vor der Generalsanierung im Januar 2015

Daten
Ort Burgkunstadt
Baustil Fachwerkhaus der Frühen Neuzeit
Baujahr 17. oder 18. Jahrhundert
Abriss 2018
Grundfläche ca. 135 m²
Koordinaten 50° 8′ 23,57″ N, 11° 15′ 3,92″ OKoordinaten: 50° 8′ 23,57″ N, 11° 15′ 3,92″ O
Haderlein-Haus (Bayern)
Haderlein-Haus (Bayern)

Das Anwesen Kulmbacher Straße 32 (auch bekannt als Haderlein-Haus) ist ein Fachwerkgebäude in der Unterstadt der oberfränkischen Stadt Burgkunstadt. Erbaut wurde das Haus im 17. oder 18. Jahrhundert und im Zuge einer Generalsanierung im Sommer 2018 abgetragen. Unter Verwendung möglichst großer Teile der Originalbausubstanz wird es bis etwa Ende 2019 wieder aufgebaut, durch einen modernen Anbau ergänzt und zum Wohn- und Geschäftshaus ausgebaut.

Unter der Nummer D-4-78-116-27 ist das Haus als Einzelbaudenkmal durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege geschützt.[1]

Geschichte Bearbeiten

Nutzungsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert Bearbeiten

Wann das Gebäude genau errichtet wurde, ist unklar. Der Baustil und die umgebende Bebauung deuten auf eine Errichtung im 17. oder 18. Jahrhundert hin. Für das Jahr 1769 ist als Besitzer der Büttner Hans Georg Mauerer überliefert. Als Stadlehen befand sich 1810 das Haus samt rückseitiger Stallungen am Mühlbach im Besitz des Büttners Konrad Pfeuffer. Von ihm erwarb der Rotgerber Michael Pretzfelder (* 1803 - † 1872) am 4. April 1828 das Anwesen für insgesamt 2305 fl. (Gulden). Neben dem Grundstück samt Wohnhaus und Stallung gehörten zu dem Anwesen auch ein Hofraum mit Felsenkeller auf der gegenüberliegenden Straßenseite sowie ein Stadel nebst Wurzgarten am Schindgraben. Zusammen mit den Feldern und Äckern belief sich die Gesamtfläche aller zugehörigen Grundstücksflächen in dieser Zeit auf 10 Tgw. 13 Dez., also etwa 34.500 . Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Gesamtfläche wurde erst am 23. Mai 1834 von Matthäus Dannhäuser für 178 fl. erworben. Im selben Jahr wurde auch der Stadel neu errichtet.

Für das Jahr 1867 sind als Bewohner des Hauses Michael Pretzfelder mit seiner zweiten Frau Amalie (geb. Reckendorfer, * 1815 - † nach 1880), vier seiner insgesamt neun Kinder sowie ein katholischer Gerbergeselle und eine protestantische Magd verzeichnet. Nach dem Tod Michael Pretzfelders ging das Anwesen als Erbe an seinen Sohn Heinrich (* 1845 - † 1914), der als Gerbermeister und Lederhändler tätig war. Bereits vor 1910 verkaufte dieser das Anwesen an Andreas Dauer (* 1857) und lebte als Rentner die letzten Lebensjahre bei seinem Sohn Max (* 1876 - † 1942) in dem im Stile der Neorenaissance 1903 neu erbautem Wohnhaus in der Kulmbacher Straße 10. In den folgenden Jahrzehnten wechselten mehrmals die Eigentümer und Besitzer des Anwesens, bis in den 1960er Jahren als letzte Bewohner die Familie des Andreas Haderlein verzeichnet ist. Sie waren Namensgeber für den noch heute teils geläufigen Hausnamen. Ab spätestens den 80er Jahren stand das Haus bis heute leer, worunter auch die Bausubstanz erheblich litt.

Rekonstruktion und Neubau im 21. Jahrhundert Bearbeiten

Erste Vorplanungen zur Sanierung des Gebäudes entstanden im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) der Stadt Burgkunstadt bereits im Jahr 2013. Ebenso wie für das stark sanierungsbedürftige historische Bürgerhaus Kulmbacher Straße 39 wurde ein potentielles Nutzungskonzept erarbeitet, das „exemplarisch für zahlreiche Gebäude insbesondere im Bereich Kulmbacher Straße und [der] Obere[n] Stadt die Möglichkeiten einer Sanierung und attraktiven Weiternutzung aufzeigen soll[...]“, mit der Option, aus den Nutzungskonzepten ein Modellprojekt zu entwickeln.[2] Die Sanierung und Umnutzung des Gebäudes wurde 2015 als erste prioritäre Maßnahme zur Aufwertung der Kulmbacher Straße im Rahmen des ISEK definiert.[3][4] In einer Außerordentlichen Stadtratssitzung wurde am 7. Dezember 2015 das Entwurfskonzept des Ingenieurbüros plan & werk vorgestellt. In Folge dessen wurde in der Stadtratssitzung vom 12. Januar 2016 seitens der Stadt beschlossen, Voruntersuchungen durchführen zu lassen, um die Kosten für eine Sanierung zu ermitteln. Unter Vorbehalt der haushaltsrechtlichen Genehmigung wurde die Verwaltung zudem mit der Vorbereitung einer Ausschreibung beauftragt.[5]

Für das Nutzungskonzept wurden drei Varianten entworfen:

  1. Variante: Vertikale Trennung des Gebäudes in einen vorderen, gewerblich genutzten Teil zur Kulmbacher Straße hin und einen hinteren, privat genutzten Teil als Wohnhaus zur Straße Am Mühlbach hin. Im vor dem Wohntrakt des Gebäudes wäre Platz für einen kleinen Garten.[2]

Durchaus denkbar war für die Stadt Burgkunstadt im Jahr 2015 noch die Sanierung und Aktivierung des Gebäudes in Eigeninitiative wofür ein Betrag von 50.000 € veranschlagt wurde.[6] Wie sich später aufgrund der maroden Bausubstanz zeigte, wäre diese Summe nur ein Bruchteil der tatsächlichen Kosten gewesen. Im November 2017 wurde der rekonstruktive Neubau des Gebäudes mit Umnutzung und Einrichtung eines Büros im Erdgeschoss und einer Wohnung in Ober- und Dachgeschoss genehmigt.[7]

Architektur Bearbeiten

Bis zu seinem Abbruch im Jahr 2018 zeigte sich das Gebäude als zweigeschossiges verputztes giebelständiges Fachwerkhaus mit ziegelgedecktem Sparrendach. Die Fassade des Obergeschosses und des Giebels war mit einfachem Zierfachwerk ausgestattet. Im Obergeschoss waren die Felder unterhalb der Fesnter mit Bundwerken geschmückt; im Giebel dominierten kleinfeldrige Andreaskreuze. Zur Vergrößerung der Wohnfläche waren die Etagen jeweils zur vorherigen auskragend.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Gerhard Herrmann: Burgkunstadt - Ein Pilotprojekt für die Altstadt. In: Obermain-Tagblatt, 14. Dezember 2017, Lichtenfels 2017, online: Volltext
  • Adriane Lochner: Burgkunstadt - Vom Schandfleck zum Schmuckstück. In: Obermain-Tagblatt, 8. Dezember 2015, Lichtenfels 2015, online: Volltext

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste für Burgkunstadt (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  2. a b Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Stadt Burgkunstadt ISEK - Bulletin Juli 2013, burgkunstadt.eu, abgerufen am 24.03.2019 (PDF; 2,0 MB)
  3. ISEK - Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Stadt Burgkunstadt (Vorabzug, Stand 17. März 2015), burgkunstadt.eu, abgerufen a, 24.03.2019 (PDF; 1,0 MB)
  4. ISEK - Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Stadt Burgkunstadt (18. Juni 2015), burgkunstadt.eu, abgerufen a, 24.03.2019 (PDF; 14,5 MB)
  5. D-4-78-116-27 Kulmbacher Straße 32, wiki.buergerverein-burgkunstadt.de, abgerufen am 02. April 2019
  6. „tm“: Burgkunstadt - Bürgerverein schießt quer, Obermain-Tagblatt, 15. April 2015, Lichtenfels 2015, abgerufen am 24.03.2019
  7. Gerhard Herrmann: Burgkunstadt - Schulberg ohne Lehrschwimmbecken, Obermain-Tagblatt, 8. November 2017, Lichtenfels 2017, abgerufen am 24.03.2019

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