Die Frage, warum es Relevanzkriterien gibt, wird sehr oft gestellt, darum hier ein paar Gründe...

Überprüfbarkeit
Informationen etwa zu einer Garagenband oder einer 1-Mann-Firma, über die es kaum bis gar keine Angaben im Internet oder in Literatur gibt, kann man nur sehr schlecht überprüfen, das Risiko, einem Fake aufzusitzen steigt also.
Neutralität
Nah an der Überprüfbarkeit ist auch die Frage, wie man bei einem Thema, über das von außen nicht berichtet wird, neutral schreiben kann – also etwa, ob Eigenangaben überhaupt korrekt sind und wo irgendwelche Kritikpunkte an Leistungen zu erwähnen wären.
Wartbarkeit
Zudem erzeugt eine große Zahl an Artikeln eben auch eine große Zahl an Artikeln, mit denen sich nur sehr wenige Benutzer – womöglich nur ein einziger, der auch noch selbst involviert ist – überhaupt jemals beschäftigt haben. In diesen Artikeln sind praktisch alle Benutzer außer Stande, inhaltliche Änderungen in irgendeiner Form zu beurteilen und Fehler zu korrigieren – meist ist man in diesem Fällen nicht einmal im Stande, plumpen Vandalismus und Hetzkampagnien der Konkurrenz von wirklichen Korrekturen zu unterscheiden.
Werbung
Vor kaum etwas haben die Wikipedia-Benutzer so eine schon fast paraniode Angst, wie davor, dass irgendjemand das Projekt zu Werbezwecken nutzt. Hier besteht ein sehr großes Werbepotential: Wikipedia ist bei nahezu jedem Suchwort inzwischen der erste, schlimmstenfalls der zweite (nach dem offiziellen Link, der dies zu einem Teil Wikipedia zu verdanken hat!) Google-Treffer. Zudem sind die Artikel durch die Kategorisierung, Listen und Oberbegriffe miteinander verbunden, so dass auch Themen, nach denen man eigentlich gar nicht gesucht hat, schnell „auffallen“. Es ist also keineswegs so, dass ein Artikel, der keinen interessiert halt auch nicht wahrgenommen wird.
Vollständigkeit
Schon mit den heutigen Relevanzkriterien gehen die meisten Schätzungen von einer Größenordung von 100.000.000 relevanten Themen aus. Mag es noch realistisch sein, diese für den deutschsprachigen Raum mehr oder weniger komplett zu erfassen (hier gibt es noch immer Unmengen von Lücken!), ist es für die gesamte Welt (die RKs machen keinen Unterschied, ob deutschsprachiges Thema oder nicht!) schlichtweg illusorisch, dass *jemals* alle Themen erfasst sind - bei dem aktuellen Wachstum würde dies etwa 700 Jahre dauern. Bei einer nur minimalen Absenkung der Kriterien, würde die Zahl der dadurch erlaubten Artikel um ein vielfaches steigen und das Projekt noch weiter davon weg kommen, jemals komplett zu sein.
Personalverteilung
Die Zahl der Wikipedia-Benutzer ist begrenzt und in der letzten Zeit mehr oder weniger konstant bei einer unvermindert wachsenden Zahl an Artikeln, Grob kümmern sich 1000 „Vollzeit-Wikipedianer“ um derzeit 660.000 Artikel, also jeder um 660 Stück. Entsprechend muss ein einzelner Benutzer immer mehr Artikel aktuell halten, überwachen (insbesondere auf Vandalismus und sachliche Verfälschung überprüfen) und – was immer noch die Haupt-Tätigkeit sein sollte – inhaltlich verbessern. Denn irgendwann soll eigentlich ein jeder Artikel einmal den Status „Lesenswert“ oder gar „Exzellenz“ bekommen, was derzeit nur rund 0,5 % aller Artikel, also jeder 200ste schaffen. Diese Arbeitskraft würde – selbst wenn durch gesenkte Kriterien ein paar Benutzer hinzukommen, was sicherlich weitaus weniger als Artikel sind – auf noch mehr Artikel verteilt werden, als es heute schon der Fall ist. Auch ist schon heute zu beobachten, dass sich die wirklich guten Artikel eher bei sehr speziellen Themen finden, Oberbegriffe mit ausgezeichneten Artikeln gibt es praktisch nicht.
Platz
Der Platz in der Datenbank ist eher weniger ein Problem – obgleich Wikipedia durchaus mit eindrucksvollem Tempo wächst und sicherlich nicht viel langsamer, als die Festplatten am Markt – sondern viel mehr ist die Zahl der Begriffe irgendwann am Ende. In der englischen Wikipedia kann man schon heute beobachten, dass es zu praktisch jedem Familiennamen eine ganze Liste von Personen gibt. Kaum besser ist es bei Abkürzungen: so ziemlich jede Folge von 2 oder 3 Buchstaben hat weit mehr als eine Bedeutung. Irgendwann erzeugt dies endlose Begriffsklärungsseiten zu jedem nur erdenklichen Begriff...
Gleichgewicht
Ein Merkmal klassischer Enzyklopädien ist es, dass Themen in etwa nach ihrer Bedeutung gewichtet sind. Dies ist bei Wikipedia wesentlich schwieriger: Ein aktueller D-Promi hat eine weitaus größere Chance auf einen Artikel, als etwa ein mittelalterlicher Heiliger. Der Artikel über den D-Promi wird aber in aller Regel weitgehend "Fanbabel" sein, in dem unbedeutende Dinge breitgetreten werden, weil es eigentlich nichts zu berichten gibt. Aus diesem Grund wird die Zahl der Artikel über solche Themen eingeschränkt.

Anderer Entwurf Bearbeiten

Das Hassobjekt aller Wikipedia-Basher ist nicht aus nichts heraus entstanden. Es hat auch garantiert nichts mit den diktatorischen Absichten DER Admins zu tun - es hat ganz praktische Gründe:

- ein entscheidendes Kriterium ist die Existenz von Quellen. Dies ist am besten wissenschaftliche (mit Peer-Review) Literatur; zur Not auch journalistisches und populärwissenschaftliches Geschreib - keinesfalls aber irgendwelche Web 2.0-Inhalte, die viel zu leicht zu manipulieren sind, ohne dadurch auch die öffentliche Meinung zu verändern (diese Wirkung ist überhaupt nur der Grund, wieso journalistisches erlaubt ist). Erst, wenn Quellen vorhanden sind, kann man die Aussagen in dem Artikel überprüfen - was inzwischen (nicht zuletzt dank Scharen von sich wahnsinnig witzig vorkommenden Faktenfälschern) extrem wichtig geworden ist.

  • Zudem ist die wichtigste Information über eine Person nun einmal "was hat diese geleistet?" bzw. "womit ist diese Person bekannt geworden?" - also eben "warum steht der hier?". Sinngemäß kann man diese Frage auf alle Themen übertragen. Und wenn eine Person eben nichts geleistet hat, hat sie da eben auch nicht zu stehen.
  • WP wird unheimlich gerne dazu benutzt, um irgendetwas "bekannt zu machen". Zwar wird der Artikel selbst nicht unbedingt immer gefunden, aber ein paar Zufallstreffer durch Special:Random, durch BKLs, teilweise auch durch die Löschdiskussion oder durch Verlinkungen an allen passenden und unpassenden Stellen erzeugt man dann eben doch Traffic - über den sich dann wiederum die Website bedankt. Zudem sind solche Artikel - die ja dank fehlender Quellen nicht nachprüfbar sind - sehr leicht mit werbenden Aussagen anzufüttern. Wer kann schon überprüfen, ob eine 1-Mann-Firma wirklich jedes Jahr um 30% wächst und 20.000 Stammkunden hat?
  • Auch das Gegenteil gibt es: Artikel, in denen irgendeine Person oder Firma runtergemacht werden soll, indem das einzige, was über sie steht, Skandale und schlechte Bilanzen sind. Besonders spassig wird es zum Beispiel, wenn eine Firma gerade ein paar Leute entlassen hat. Merkt schon keiner, dass diese Leute vielleicht ausdrücklich saisonbedingt befristet eingestellt wurden.
  • Die Aktualität eines Artikels hängt - nachvollziehbarer Weise - weitgehend davon ab, wie oft auf den Artikel zugegriffen wird. Nur: Wie oft wird ein Artikel, der pro Monat nur 1-2 Zugriffe hat [solche gibt es zu Hauf!], wohl aktualisiert? Da bleiben dann Artikel Computerprogramm jahrelang unverändert, weil das Programm lange

eingestellt wurde und es keiner merkt.

..Die RKs sind also vor allem eines: Ein Dienst für den Leser, um sicherzustellen, dass ihm möglichst wenige unüberprüfbare Informationen serviert werden. Und genau hier kann eben ein liegen gebliebener Artikel auch schaden - wenn er falsche oder (wahrscheinlicher) veraltete Informationen verbreitet.